1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Krebskranker Landrat fehlt seit zwei Jahren: Krebskranker Landrat fehlt seit zwei Jahren: Neu-Dezernent soll Amt in Schwung halten

Krebskranker Landrat fehlt seit zwei Jahren Krebskranker Landrat fehlt seit zwei Jahren: Neu-Dezernent soll Amt in Schwung halten

Von Michael Bertram 26.01.2019, 07:00
Michael Scheiner (l.) ist neuer Dezernent für die Innere Verwaltung beim Kreis und soll dem stellvertretenden Landrat Hartmut Handschak helfen.
Michael Scheiner (l.) ist neuer Dezernent für die Innere Verwaltung beim Kreis und soll dem stellvertretenden Landrat Hartmut Handschak helfen. Michael Bertram

Merseburg - Fast zwei Jahre ist es her, dass Saalekreis-Landrat Frank Bannert (CDU) die niederschmetternde Diagnose erhielt: Krebs. Seitdem musste er sich zahlreichen Operationen unterziehen und Therapien erdulden. Derzeit ist völlig ungewiss, wann er wieder zurückkehren wird. Und vielleicht auch die Frage, ob überhaupt. Denn zumindest hinterließen Bannerts Schlussworte in seiner beim Neujahrsempfang des Kreises verlesenen Botschaft bei vielen der Anwesenden große Fragezeichen: „Vergessen Sie mich nicht“ klang eher nach Abschied als nach baldiger Rückkehr ins Schloss.

Das Fehlen des obersten Beamten der Verwaltung wirkt sich seit dem krankheitsbedingten Ausscheiden aber auch auf die tägliche Arbeit aus: „Wir müssen angesichts der vielen Termine, für die wir angefragt werden, genau hinschauen, welche davon besonders wichtig sind“, sagt Hartmut Handschak, der Bannert als dessen Vize seit 2017 vertritt. „Der Landrat ist aber auch nie wirklich weg“, schiebt Handschak hinterher. Vor wichtigen Entscheidungen stimme man sich ab, am Telefon sowie bei persönlichen Treffen. Unterstützt wird Handschak bei repräsentativen Aufgaben zudem vom Sozialdezernenten André Wähnelt, allein schon um selbst mal durchschnaufen zu können.

Fehlen des Landrats wirkt sich sehr auf die Arbeitsprozesse in der Verwaltung aus

Das Fehlen Bannerts wirkte sich am Ende aber doch zu sehr auf die Arbeitsprozesse in der Verwaltung aus, so dass der Landkreis mit Beginn des neuen Jahres nachjustiert hat. Mit Michael Scheiner, dem bisherigen Leiter des Personalamts, gibt es einen neuen Dezernenten. Er soll sich vorerst um die gesamte Innere Verwaltung kümmern, die sich aus Personal- und Rechtsamt sowie aus dem Amt für Finanzwesen zusammensetzt - eine komplexe Aufgabe, sind den Ämtern doch auch das Thema IT und die Kommunalaufsicht zugeordnet. Diesem Bereich hatte zuvor Frank Bannert vorgestanden. „Michael Scheiner hat sich für diesen wichtigen Bereich innerhalb der Verwaltung empfohlen“, hatte der Landrat bereits zum Jahresende erklärt.

Der 46-Jährige arbeitet seit 2006 in der Kreisverwaltung. In seiner Rolle als Dezernent soll der studierte Jurist laut Handschak Probleme abräumen, damit nicht alles auf dem Schreibtisch des stellvertretenden Landrats lande. „Diese Zwischenebene hat uns in den letzten Monaten doch gefehlt“, meinte Handschak.

Landratsamt: „Wir haben viele unbesetzte Stellen, zum Beispiel fehlen im Gesundheitsamt Ärzte“

Als Chef des Personalamts hat Scheiner unterdessen bereits eine große Aufgabe ausgemacht: die Bekämpfung des Fachkräftemangels, der inzwischen auch die Verwaltungen trifft. „Wir haben viele unbesetzte Stellen, zum Beispiel fehlen im Gesundheitsamt Ärzte“, beklagt Michael Scheiner. Von den weit über 900 Mitarbeitern in der Kreisverwaltung wird bis zum Jahr 2030 zudem ein gutes Drittel altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden. Deshalb sei man dabei, Strukturen unter die Lupe zu nehmen und neben den festgelegten Vergütungen mit soften Faktoren bei Bewerbern zu punkten: „Vor allem die Familienfreundlichkeit ist wichtig“, sagt Scheiner. Seit langem gebe es flexible Arbeitszeiten, mehr und mehr sei mobiles Arbeiten von daheim im Kommen. Auch gebe es ein Mit-Kind-Büro im Schloss. Zudem wolle man abwarten, welche Effekte die fortschreitende Digitalisierung auf die Verwaltungsstrukturen habe.

Darüber hinaus wirbt der Landkreis um mehr Auszubildende: Wurden im Jahr 2016 drei angehende Verwaltungsfachangestellte eingestellt, waren es im vergangenen Jahr bereits acht. An der Hochschule Harz sind im dualen Studiengang Öffentliche Verwaltung für den Landkreis zudem zwei Studienplätze geblockt. (mz)