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Bad Dürrenberg Kläranlage Bad Dürrenberg: Medikamente im Abwasser bereiten große Probleme

Von Melain van Alst 20.11.2017, 14:02
Allerlei Gegenstände landen im Abwasser. Besonders Reststoffe von Schmerzmitteln sind ein Problem.
Allerlei Gegenstände landen im Abwasser. Besonders Reststoffe von Schmerzmitteln sind ein Problem. Peter Wölk

Bad Dürrenberg - Am Ende landet vieles im Abwasser, was dort nicht hingehört. Toilettendeckel auf und egal ob Feuchttücher, Spielzeug oder Essen, alles was durch das Rohr passt, wird weggespült. Doch weg ist es damit noch lange nicht. Das Abwasser samt der vielen Dinge landet in den Kläranlagen, wo dann mit Mühe das Wasser gereinigt wird. Auch in der Anlage des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung (ZWA) Bad Dürrenberg wird ein großer Aufwand betrieben, um das Wasser wieder aufzubereiten. Das eine sind die Dinge, die man greifen kann, das andere die Stoffe, die man mit bloßem Auge nicht sieht, die oftmals viel schwieriger oder gar nicht mehr aus dem Wasser herauszubekommen sind.

Kein Fall für die Toilette: Besonders Spurenstoffe von Medikamenten sind ein Problem für Kläranlagen

„Die Rechen fangen die Gegenstände ab, bevor sie die Pumpen beschädigen können“, sagt ZWA-Geschäftsführer Franz-Xaver Kunert.

Das mindere die Probleme zwar, aber der Reinigungsaufwand und die zusätzliche Verschmutzung bleibe. Noch dazu wenn sich durch Fette Ablagerungen und später Verstopfungen bilden. Diskutiert wird zunehmend jedoch die Verschmutzung des Wassers durch Stoffe, die nicht sichtbar sind. „Diese Spurenstoffe sind heute bis in den Nanobereich nachweisbar“, so Kunert. Besonders Medikamente hinterlassen diese Spurenstoffe im Wasser, die durch eine biologische und mechanische Reinigung wie in Bad Dürrenberg kaum noch aufzulösen sind.

Salbe löst sich beim Duschen ab: Vor allem dieser Stoff findet sich oft im Abwasser

Untersuchungen des Bundesumweltamtes zeigen, dass vor allem ein Stoff in steigenden Mengen im Wasser zu finden ist: Diclofenac. „Das ist die Grundlage für einige bekannte Schmerzsalben“, so Kunert. „Die Salbe wird aufgetragen und die Wirkstoffe ziehen auch ein. Beim Duschen wird das Aufgetragene dann aber abgewaschen und weggespült.“ Die Stoffe landen im Abwasser und damit in der Kläranlage, wo sie kaum aus dem Wasser gefiltert werden können.

Kunert appelliert daher an den bewussten Umgang mit Medikamenten. „Die gehören nicht in der Toilette entsorgt, sondern im Restmüll.“ Was Menschen nach der Einnahme der Arzneimittel ausscheiden, könne nicht beeinflusst werden, wohl aber die Medikamente selbst. „Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen.“ Damit meine er nicht nur den Verbraucher oder den Entsorger, auch der Gesetzgeber, die Arzneimittelkonzerne und Apotheken können ihren Beitrag leisten. Viele Apotheken würden bereits freiwillig abgelaufene Medikamente zurücknehmen, auch wenn sie das nicht müssten.

ZWA Bad Dürrenberg gibt Entwarnung: Keine Angst vor schlechter Wasserqualität

Dass jetzt so viel über die Stoffe im Wasser gesprochen werde, hänge damit zusammen, dass man technisch in der Lage sei, Spurenstoffe nachzuweisen. Aber auch die demografische Entwicklung und der steigende Medikamentenverbrauch spiegele sich dort wider.

Angst vor schlechter Wasserqualität müsse man jedoch nicht haben: „Das Trinkwasser in Deutschland unterliegt höchsten Standards. Wenn wir von Spurenstoffen im Wasser reden, dann ist die Menge häufig vergleichbar mit einem Zuckerwürfel in einem mit Wasser gefüllten Hochseetanker.“ (mz)