Hubschrauber-Einsatz Hubschrauber-Einsatz: Fliegende Kontrolleure für Stromnetz

Leuna/Querfurt - Der Helikopter kreist über der Freileitung, über den Strommast und dann verändert Pilot Siegfried Lange noch einmal den Winkel. „Sehen Sie, wie die Isolatoren glänzen“, sagt er und zeigt zum Mast. „Die sind in Ordnung, wenn sie glänzen.“ Eigentlich ist Lange nur der Pilot und arbeitet nicht beim Stromversorger Mitnetz Strom. Doch die jahrelangen Kontrollflüge unter anderem mit Michael Merk haben sein Auge auch für die Leitungen, Masten und Umspannwerke geschult. „Ich habe schon sehr viel gelernt“, sagt er und lacht.
Michael Merk - eigentlich der Mann fürs Fachliche - hat jedes Jahr drei Wochen Zeit, um mit seinem Piloten die Freileitungen des Stromversorgers abzufliegen. An diesem Tag geht es in Richtung Querfurt. „Wir schauen vorrangig auf Schäden und die Pflanzen“, sagt er. Er führt genau Buch, hat Listen und Bezeichnungen dabei, um jeden Schaden genau zuordnen zu können. Schließlich muss im Anschluss ein Team den Ort wiederfinden, an dem etwas repariert werden soll.
„Bis auf fünf Meter ran“
Pilot Lange steuert den Helikopter noch etwas tiefer an eine Leitung heran. „Ich dürfte bis auf fünf Meter ran“, sagt er. Das sei aber nicht nötig. „Wir können alles auch aus weiterer Entfernung erkennen.“ Und tatsächlich sieht man etwas von einer der Leitungen herunterhängen. „Das ist Material von einem Vogelnest. Das kann so nicht bleiben“, erklärt Merk. Es sei vor allem die Natur, die dafür sorgt, dass der Stromversorger tätig werden muss. Häufig bauen Vögel ihre Nester in der Nähe der Isolatoren oder an den Masten. „An den Isolatoren ist es problematisch, wenn es beispielsweise feucht ist und ein Funke überspringt.“ Dieses Vogelnest notiert er auf seinem Protokoll.
Insgesamt 2.000 Kilometer Freileitung werden die Männer gemeinsam abfliegen. Dabei konzentrieren sie sich ausschließlich auf Hochspannungsleitungen mit 110 Kilovolt. Merk ist aber nur für die Netzregion Sachsen-Anhalt zuständig. Das Netz der Mitnetz Strom ist deutlich größer und reicht bis nach Sachsen und Brandenburg sowie in einen kleinen Teil von Thüringen. Auch diese Bereiche werden einmal jährlich abgeflogen.
Schwankende Leitungen
„Ich mag es, erst im Juni über die Region zu fliegen, da sieht man den Bewuchs richtig.“ Denn auch vom Boden aus können Pflanzen zu nah an die Leitungen heranragen. „Eigentlich sollte etwa fünf Meter Platz zu den Leitungen bleiben, ab einem Meter kann ein Funke überspringen.“ Noch dazu schwanken die Leitungen, je nach Auslastung.
Manchmal, so erklärt Merk, würde man sogar schon verbrannte Spitzen aus dem Helikopter erkennen. Dann sei es ganz deutlich, dass der Bewuchs geschnitten werden müsse. Beschädigungen durch Vandalismus sind an den Masten eher die Seltenheit, dafür aber an Umspannwerken oder den Zäunen. „An viele Umspannwerke kommen wir mitten auf den Feldern nicht direkt heran und auch die können wir gut aus der Luft kontrollieren.“
Blitz-Schäden
Nicht zuletzt können auch Unwetter insbesondere Blitze zu Schäden an den Leitungen führen. „Wir merken nicht jeden Blitzeinschlag und nicht jeder verursacht gleich einen Stromausfall“, so Merk. Es gibt Fälle, in denen der Blitz zu Abfaserungen an den Leitungen führt. Wenn dies erkannt wird, rückt der Reparaturtrupp so schnell wie möglich an. Um an den Freileitungen in luftiger Höhe arbeiten zu können, wird der Strom von der Leitung genommen und diese geerdet. Danach klettern die Mitarbeiter auf den Mast, um dort die Schäden zu beseitigen.
Nach dem Blick aus luftiger Höhe landet Lange wieder ganz sanft am Ausgangspunkt. Gleich neben der Tankstelle zwischen A 38 und B 91 geht der Heli runter. „Es gibt hin und wieder auch Beschwerden von Leuten, die den tieffliegenden Hubschrauber sehen. Aber ich habe für alles Genehmigungen.“ (mz)