Goethe-Theater Bad Lauchstädt Goethe-Theater Bad Lauchstädt: Warum der Spielplan eine Zwangspause einlegen muss

Bad Lauchstädt - Die über 200 Jahre alte Botschaft war hinter dem Putz in der Garderobe des Goethe-Theaters versteckt. Auf einem der Balken im Fachwerk sind mehrere Namen zu lesen, geschrieben mit Tinte. Unter anderem auch Malcolmy. Amalia Malcolmy war nach dem Tod von Christiane Becker-Neumann die Diva am Theater in Weimar und somit die „Frontfrau“ im Ensemble des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. 1802, im Jahr der Eröffnung des Schauspielhauses in Lauchstädt, spielte Malcolmy zur Uraufführung von „Don Carlos“ mit. Und der Schriftzug auf den Balken belegt, wo die Künstlerin in der Garderobe saß.
„Für uns ist das eine wichtige Erkenntnis. So wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass die Wände im Theater zu Goethes Zeiten nicht überall verkleidet gewesen sind“, sagt René Schmidt, Direktor der Historischen Kuranlagen und Theater-Gesellschaft. Schmidt versteht den Fund aber auch als eine Art Warnung, „denn mit jeder Sanierung geht auch ein Stück Authentizität verloren“. Ethische Bedenken helfen dem vor 215 Jahren eröffneten dreiteiligen Gebäude aber nicht weiter. „Wenn wir nichts tun würden, wäre das Theater verloren“, sagt der Direktor. Über die Hälfte aller verbauten Balken ist schwer geschädigt, am schlimmsten wütete der Hausschwamm, der sich wie ein Krebsgeschwür durch das Holz frisst. Im November 2015 hatte deshalb eine groß angelegte Rettungsmission begonnen.
Sanierung der Mauern des Vorder- und des Zuschauerhauses im Goethe-Theater Bad Lauchstädt abgeschlossen
Mittlerweile konnte die Sanierung der Mauern des Vorder- und des Zuschauerhauses abgeschlossen werden. Zerstörte Balken wurden ausgetauscht und das Mauerwerk mit Ziegeln aus gebranntem Lehm wieder geschlossen. Nun ist das Bühnenhaus an der Reihe. Bis Mai soll Teil eins der OP beendet sein. Dann ruhen die Arbeiten während der Theatersaison, die am 22. Mai mit den Händelfestspielen beginnt. Im Herbst, nach dem Festspiel der deutschen Sprache, rücken die Bautrupps wieder an. Ebenfalls bis Mai sollen das Bühnen- und das Vorderhaus ein neues Dach bekommen. So richtig knifflig wird es erst im nächsten Jahr.
Dann wird der Zuschauerbereich neu behütet. Deshalb muss der Theaterbetrieb im Sommer 2018 auch eine Pause einlegen. „Die Händelfestspiele und das Festspiel der deutschen Sprache finden statt, ansonsten wird gearbeitet“, erzählt Schmidt. Stück für Stück wird das alte Dach erneuert. Damit spart sich die Theater GmbH ein aufwendiges Schutzdach über dem Theater. „Da so ein Schutz nicht mit der Fassade verbunden werden kann, müsste es wetterfest anderweitig verankert werden. Die Kosten für so ein Provisorium würden bei 440.000 Euro liegen.“
Goethe-Theater Bad Lauchstädt: Schäden im Fachwerk weit schlimmer als gedacht
Dieses Geld könne man sparen, wenn man das Dach so wie 1907 und 1968 erneuere. Auch damals gab es keinen allumfassenden Wetterschutz. Die private Reemtsma-Stiftung aus Hamburg fördert die Dachsanierung mit einer Million Euro, ein Glücksfall für das Theater. Das Geld wäre sonst jetzt nicht verfügbar gewesen.
Zumal die Schäden im Fachwerk weit schlimmer als gedacht sind, wie Schmidt berichtet. Statt der veranschlagten rund eine Million Euro sind die Kosten auf 1,4 Millionen gestiegen - mögliche böse Überraschungen im Bühnenhaus noch nicht inbegriffen. Insgesamt dürfte die Theater-Sanierung rund 3,4 Millionen Euro verschlingen. Dass sich der Aufwand lohnt, davon ist Schmidt überzeugt. „Unsere Aufführungen sind zu 90 Prozent ausgelastet. Das Theater hat nach wie vor viele Fans.“ (mz)
