Geiseltalsee Geiseltalsee: Wird Hafen eine Investruine?

Braunsbedra - Wird aus dem Geiseltalsee-Hafen in Braunsbedra eine Investruine? Die Befürchtung liegt nahe, denn auf die europaweite Ausschreibung zur Betreibung der Marina hat sich niemand beworben. Das teilte die amtierende Bürgermeisterin Karin Bleibaum auf MZ-Nachfrage mit.
Keine Überraschung
Für ortsansässige Unternehmer ist das keine Überraschung, wie eine MZ-Recherche ergab. Schon bei der Veröffentlichung der Ausschreibung gab es Zweifel, dass die genannten Bedingungen für mögliche Investoren akzeptabel sind. Denn darin stand nicht nur, dass etwa sechs bis acht Millionen Euro für Betrieb und Unterhaltung nötig sind.
Der Auftrag umfasste dabei die Errichtung von 165 Bootsliegeplätzen und ihre anschließende Vergabe sowie den Bau eines Fahrgastschiff-Anlegers, eines Winterlagers für die Boote, eines Hafengebäudes, einer Ver- und Entsorgungsstation samt Tankanlage, einer Anlage zum Einschiffen sowie von 40 Ferienhäusern. Dafür sollte das Teilgelände für die Ferienhausbebauung zum Kauf stehen und das übrige Gelände für 25 Jahre gepachtet werden.
Kritik gegenüber hoher Kosten
Die Kosten für die Hafen-Fertigstellung könne man nicht wieder erwirtschaften, kritisierten die Unternehmer. Man müsste jetzt zu viel in Vorkasse gehen mit der großen Frage, wie dieses Geld jemals wieder zu refinanzieren ist. Dazu komme der noch nicht gänzlich freigegebene See. Auch die aktuellen Bedingungen für die Wassersportler seien hinderlich. Statt für Boote die PS-Zahl zu begrenzen, sollte man eine Höchstgeschwindigkeit vorgeben. Dann werde der Geiseltalsee viel attraktiver. So gebe es erhebliche Standortnachteile gegenüber dem Leipziger Neuseenland, wo die Verordnungen viel lockerer seien.
Bleibt die Frage, wie es am Hafen weitergeht. Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) hatte zuletzt erklärt, die Baumaßnahmen zur Erschließung könnten Ende August beendet werden. Danach gibt es ein mit Strom und Wasser erschlossenes Gelände, fertige Wege zur Hafenpromenade, die Hafenumschließung, die Seebrücke, die Touristinformation und einen Parkplatz sowie das für die Ferienhausbebauung vorbereitete Böschungsgelände. Seit dem ersten Spatenstich 2010 wurden 24,5 Millionen Euro investiert. 90 Prozent der Gelder kamen vom Land.
Keine Gastronomie am Ufer
Sind im Herbst die Baustellenzäune verschwunden, können die Braunsbedraer und ihre Gäste zwar an der Hafenpromenade entlang flanieren und die Seebrücke erobern. Doch Gastronomie ist am Ufer derzeit nicht vorgesehen. Und noch ist unklar, wann und mit welchem Betreiber die Touristinformation öffnet. Deshalb werden jetzt bereits Bedenken laut, dass dann Vandalismus Tür und Tor geöffnet wird. Auf die Nachfrage der MZ an das Landesverwaltungsamt, wie es nach dieser Ausschreibungspleite weitergehen könnte, steht eine Antwort noch aus. (mz)