Fürstengrab aus der Bronzezeit Fürstengrab aus der Bronzezeit: Gab Kaiser Barbarossa den Auftrag zur Plünderung?

Raßnitz - Das spektakuläre Fürstengrab auf einem Feld bei Raßnitz lässt die Archäologen nicht los. Inzwischen haben die Experten des Landesamtes für Denkmalschutz und Archäologie in Halle bei den Grabungen an Europas größtem frühbronzezeitlichen Hügelgrab mehr als 10.000 Funde gemacht. Nach der teilweisen Auswertung lassen sich spannende Geschichten erzählen. Die neuesten handeln von gleich zwei Krimis. Und in einem war womöglich auch Kaiser Barbarossa verwickelt. Landesarchäologe Harald Meller stellte sie am Donnerstag vor Ort vor.
65 Meter im Durchmesser und bis zu 13 Meter hoch wurde der als Bornhöck bekannte Grabhügel irgendwann zwischen 2000 und 1600 vor Christus aufgeschüttet. Aufgrund des enormen Aufwands, der zur damaligen Zeit für die Errichtung des Grabmals betrieben wurde, gehen die Archäologen davon aus, dass der darin bestattete Fürst eine große politische und wirtschaftliche Machtfülle besaß.
War Kaiser Barbarossa Auftraggeber der Plünderung?
Das vermuteten allerdings auch jene Grabräuber, die wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts auf die spätere Grenzmarke zwischen Sachsen und Preußen aufmerksam wurden. Sie spekulierten auf wertvolle Beigaben und plünderten die Grabkammer über einen Stollen. „Wir haben jetzt die Überreste von drei Hunden gefunden, die aus dieser Zeit datieren“, erklärt Landesarchäologe Meller.
„Es ist davon auszugehen, dass die Hunde geopfert wurden, nachdem man sicher fantastische Schätze entnommen hatte - die hatten nach der Plünderung eines Grabes ja ein religiöses Problem.“ Da Barbarossa zur selben Zeit lebte und für seine Leidenschaft für Antiquitäten bekannt war, wollte Meller nicht ausschließen, dass er womöglich der Auftraggeber der Plünderung gewesen sein könnte.
Grabungen bei Raßnitz und ein zweiter Kriminalfall
Ein zweiter Kriminalfall ereignete sich dann gut 700 Jahre später, als 1874 der berühmte Anthropologe Rudolf Virchow den Bornhöck erkunden lässt. „Im gleichen Jahr werden in der Nähe 13 Goldgegenstände in unmittelbarer Nähe entdeckt“, erzählt Meller. „Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass Gold gefunden wird, das den Grabbeigaben entspricht.“ Meller geht davon aus, dass von Virchow beauftragte Arbeiter einen Coup landeten, indem sie Gold aus dem Grab holten, es an anderer Stelle vergruben und neu „entdeckten“. „Bevor jemand Ansprüche anmelden konnte, hatten sie den Schatz vertickt“, sagt er. Ein Teil davon befinde sich heute in Russland.
Wie gigantisch der Grabhügel einst war, zeigt auch die Tatsache, dass die Abtragung 50 Jahre dauerte. Das Material für die Errichtung wurde mit Ochsenkarren aus dem Raum Halle und der Elsteraue herbeigeschafft. Das zeigen gefundene Fahrspuren, die die Archäologen ebenfalls als einzigartig bezeichnen. (mz)