Frostiges Winterwetter im Saalekreis Frostiges Winterwetter im Saalekreis: "Hartmut" kennt keine Gnade

Merseburg - Eigentlich ist Carmen Hinniger ja abgehärtet. Seit 28 Jahren ist die Verkäuferin schon auf Wochenmärkten unterwegs, um ihre Produkte zu verkaufen. Bei Hitze wie Regen. Aber auch bei extremer Kälte wie sie in diesen Tagen auch den Saalekreis fest in ihrem Griff hält. Wenn schon nicht hartgekocht, dürften die Eier vom Geflügelhof Schladebach, die Carmen Hinniger am Dienstag auf dem Entenplan in Merseburg an den Mann oder die Frau bringen wollte, beinahe hartgefroren gewesen sein.
Denn mit minus acht Grad setzte „Hartmut“ auch den Händlern auf dem Platz im Herzen der Domstadt hart zu. Kältehoch „Hartmut“ kennt eben keine Gnade. Von gut einem halben Dutzend Ständen, die sonst auf dem Platz stehen, um ihre Waren feilzubieten, ist nur noch die Hälfte geblieben. Mittendrin: Carmen Hinniger. „Ein Unterhemd, ein dünner Pullover, ein dicker Pullover und die dicke Daunenjacke“, zählt die Verkäufern die verschiedenen Schichten aus Kleidung auf, mit denen sie sich gegen die Minusgrade zu schützen versucht.
Winterfrost im Saalekreis: Tricks gegen die Kälte
Zwischen zwei Kunden - nicht viele verirren sich bei den eisigen Temperaturen an diesem Tag auf den Wochenmarkt - dreht die Verkäuferin ihre große Thermoskanne auf, um sich ein warmes Getränk einzugießen. Ehe sie einen Schluck aus der Plastiktasse nimmt, hält Hinniger sie ein paar Sekunden in den Händen, an denen sie zudem Handschuhe trägt, um sie aufzuwärmen. „Ohne Tee oder Kaffee würde ich es nicht lange aushalten“, sagt die Verkäuferin, die doch erst kürzlich erkrankt war. Mit einem dicken Schal versucht sie, sich vor einer erneuten Erkältung bestmöglich zu schützen.
Doch nicht nur für die kleinen Händler ist die Kälte ein Problem. Auch im großen Chemiepark Leuna müssen bei so niedrigen Temperaturen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Insbesondere im Bereich der Anschlussbahn müssen Weichenheizungen dafür sorgen, dass die Züge normal fahren können“, sagte Infra-Leuna-Geschäftsführer Christof Günther auf MZ-Anfrage. Auch im Bereich der Wasserver- und Abwasserentsorgung seien sogenannte Begleitheizungen im Einsatz, damit mechanische Bauteile weiter funktionieren und auch die Sensorik nicht einfriert. „Konkret sind mir derzeit aber keine Einschränkungen aufgrund der Kälte bekannt“, sagt Günther. „Die Produktionen laufen alle normal.“
Winter im Saalekreis: Ohne Zwischenfällebei der Havag
Ohne Zwischenfälle läuft derzeit auch der Betrieb beim Nahverkehrsunternehmen Havag. Die Weichen im Streckennetz werden beheizt, wie das Unternehmen wissen ließ. Darüber hinaus wirke sich trockene Kälte, wie sie derzeit zu erleben ist, nicht so dramatisch aus wie Eis und Schnee.
Der ist laut Deutschem Wetterdienst vorerst aber auch nicht zu erwarten. Allerdings hält die Kälte noch ein bisschen an, auch wenn diese aktuell nicht rekordverdächtig ist. Minus 13,3 Grad wurden in Lodersleben-Mühle in der Nacht zu Dienstag gemessen. „Der Rekord liegt dort bei minus 22,9 Grad“, sagte Meteorologin Kathleen Weber. Allerdings sollte es in der Nacht zu Mittwoch noch etwas kälter werden. Sachsen-Anhalt sei aufgrund der Wolkenschicht bislang noch geschont worden. „Die wärmende Decke fehlt aber in der Nacht zu Donnerstag, so dass bis zu 15 Grad drin sind“, sagte Weber.
Winter im Saalekreis: Bäume können derzeit nicht verschnitten werden
Das bringt insbesondere das Straßen- und Grünflächenamt in Merseburg in die Bredouille. „Bäume können derzeit nicht verschnitten werden“, sagte Amtsleiter Gerd Heimbach. „Und auch die Straßenarbeiten ruhen jetzt erstmal eine weitere Woche.“ Die Tiere im Südpark seien derweil nicht von der Kälte bedroht: „Die Tiere, die wir dort haben, können mit den niedrigen Temperaturen umgehen, außerdem suchen sie Schutz in den Stallungen, wenn sie wollen“, erklärte der Amtsleiter.
Vereinzelte Rohrbrüche registrierte in der Zwischenzeit bereits der Wasserversorger Midewa. „Der Boden ist bis circa 20, 30 Zentimeter gefroren“, sagte Geschäftsführer Uwe Störzner. Da die Rohrleitungen in der Regel über einen Meter tief in der Erde liegen, seien diese überwiegend geschützt. Problematisch könne es dann werden, wenn der Frost sich allmählich aus dem Boden zurück zieht und Bewegung in das Erdreich kommt, wie es hieß. An Kunden wurde appelliert, freiliegende Leitungen und vor allem (Garten-)Wasserzähler zu schützen. In ungeheizten Räumen sollten Fenster und Türen geschlossen gehalten werden. Im Außenbereich helfe handelsübliches Dämmmaterial. (mz)

