Brauchtum Endlich wieder Lichtmeß in Spergau
Die Spergauer freuen sich darüber, dass sie nach der Corona-Zwangspause ihre Tradition weiterführen können. Für April ist zudem ein ganz neues Event geplant.

Spergau/MZ - „Das war ganz, ganz schlimm. Etwas Schlimmeres kann es für die Dorfgemeinschaft kaum geben“, sagt Maximilian Scholz. Im vergangenen Jahr musste die Spergauer Lichtmeß aufgrund des grassierenden Coronavirus ausfallen. Mit dem uralten Brauch vertreiben die Spergauer eigentlich immer am ersten Sonntag nach Maria Lichtmeß symbolisch den Winter. „Das war seit dem Zweiten Weltkrieg das erste Mal, dass es keine Lichtmeß gab“, erzählt Scholz. Umso mehr freut sich das ganze Dorf darüber, dass die Tradition in diesem Jahr wieder zum Leben erweckt werden kann, und zwar am 6. Februar.
Lichtmeß unter Coronabedingungen: Heischegang ist reine Freiluftveranstaltung
Scholz steht in der Hierarchie der Lichtmeßgesellschaft als ältester Küchenbursche dieses Jahr an der Spitze und ist mit fünf weiteren Küchenburschen für die Organisation des Spektakels zuständig. Im Zentrum der Lichtmeß steht der Heischegang, bei dem die Lichtmeßgesellschaft mit all ihren Figuren im Dorf von Haus zu Haus zieht und Abgaben wie Eier, Milch und Würste sammelt, woraus die Küchenmädchen dann den Lichtmeß-Schmauß zubereiten.
Der Heischegang dauert den ganzen Tag lang. So wird es auch in diesem Jahr sein, allerdings wird es eine reine Freiluftveranstaltung, um die Hygieneregeln einhalten zu können. „Wir treffen uns um fünf Uhr morgens vor dem Gasthof zur Linde“, kündigt Scholz an. 50 Spergauer zählen aktuell zur Lichtmeßgesellschaft, die Jüngsten sind 14 Jahre alt. Ab 6.45 Uhr beginnt der Umzug zum Bäckerplatz. Dort wird ein Feuer entzündet, das die Sonne symbolisiert. Traditionell springen die Figuren Kutscher und Pferde durch das Feuer. Anschließend beginnt der Heischegang, begleitet von der Blaskapelle des Ortes. „Insgesamt laufen wir 120 Häuser an“, erzählt Scholz. „Wir können aber nicht, wie sonst, in die Häuser gehen, sondern bleiben vor der Haustür.“

Parallel zum Heischegang findet ab 8 Uhr ein Frühshoppen vor dem Gasthof zur Linde statt. Am Abend folgt dann mit dem Küchentanz der Höhepunkt des Tages. Dazu versammeln sich die Spergauer in diesem Jahr auf dem Allwetterplatz an der alten Turnhalle. „Die Lichtmeß ist für jeden Spergauer das wichtigste Fest. Man bekommt es hier einfach in die Wiege gelegt“, sagt Maximilian Scholz.
Deshalb hat sich die Gesellschaft noch etwas einfallen lassen. Eigentlich finden im Vorfeld der Lichtmeß immer die Wurst-Disco und der Wurst-Tanz statt, um das Lichtmeß-Spektakel zu finanzieren. Pandemiebedingt war das jedoch weder in diesem noch im vergangenen Jahr möglich. Vom 22. bis 24. April soll deshalb erstmals ein sogenanntes Lichtmeß-Woodstock starten. „Wir wollen dem Dorf damit auch etwas zurückgeben, weil so lange nichts möglich war“, betont Scholz.
Neue Veranstaltung im April in Spergau: Interesse am Brauch wecken
Der erste Tag - ein Freitag - steht unter dem Motto „Spergauer Lichtmeß Liedersingen“. „Das ist vor allem für die Kinder gedacht. Wir wollen die junge Generation an die Lichtmeß heranführen und ihr Interesse an diesem Brauch wecken.“ Der Spergauer Chor wird auftreten und Kinderschminken und Malen stehen auf dem Programm. Die Küchenmädchen werden wieder für die Verpflegung sorgen. Am Folgetag soll der Wurst-Tanz nachgeholt werden. Die Band Kaesslight aus Teutschenthal wird spielen, die schon seit ein paar Jahren diese Tanzveranstaltung der besonderen Art musikalisch begleitet. Und für Sonntag ist ein Frühshoppen mit Blasmusik geplant.