Wendezeit in Bad Dürrenberg Dreharbeiten für "Adam und Evelyn": Bad Dürrenberg dient als Kulisse für die Romanverfilmung

Bad Dürrenberg - Florian Teichtmeister wirft den Unterarm vor die Stirn. Er steht inmitten eines wildromantischen Idylls. Blumen strecken sich ebenso wie ungemähte Gräser zwischen Obstbäumen in die Höhe. Unter einem von ihnen stehen ein Sofa und ein Liegestuhl, vor einer Backsteinmauer ragt eine Blechwanne aus dem Gras.
Teichtmeister fehlt allerdings die Zeit um die Schönheit des Pfarrgartens in Bad Dürrenberg zu genießen. Der Schauspieler ist der einem Filmset so eigenen Dauerhektik ausgesetzt, muss schnell weiter in die Maske, bevor die nächste Szene ansteht. Der österreichische Darsteller spielt Adam, die Hauptrolle in der Romanverfilmung von Ingo Schulzes „Adam und Evelyn“. Eine Geschichte über Eifersucht und neue Möglichkeiten im Sommer 1989. Eine Art Wenderoadmovie.
Leerstehendes Schulhaus am Kirchplatz für Filmcrew als Kulisse ideal
Das Team um den Leipziger Heino Deckert war deshalb auf der Suche nach Locations, in denen sich der Zustand der damaligen Zeit mit wenig Aufwand nachstellen lässt. Mit Brille im Haar und Zigarette zwischen den Fingern steht der Produzent auf der Wiese hinter der Kirche, dem Produktions- und Cateringbereich, zumindest stehen hier eine Biergarnitur mit Laptops und ein Imbisswagen: „Es wird immer schwerer, Ecken in der ehemaligen DDR zu finden, die nach damals aussehen“, sagt er. Kulissenbau fiel aus finanziellen Gründe als Option weg. „Der Film hat nicht so ein großes Budget. Die Idee ist deshalb, Neues abdecken und alte Dinge reinstellen.“
Im Internet stieß das Team schließlich auf das alte Schulhaus am Kirchplatz. Per Annonce versucht es die Gemeinde derzeit zu verkaufen. Seit der letzte Bewohner, ein Kantor, ausgezogen ist, steht es leer. Da braucht die Filmcrew nicht viel zu verdecken. Das Schulhaus dient als Kulisse für Adams Schneiderwerkstatt und Dunkelkammer. Der Anfang des Films und auch der Dreharbeiten spielen hier. „Bis 19. September drehen wir, die letzten zehn Tage dann noch in Ungarn.“ Dort sehen sich die Protagonisten in Buch und Film mit den sich plötzlich bietenden Möglichkeiten eines sich öffnenden Eisernen Vorhangs konfrontiert.
Die Bad Dürrenberger Szenen spielen Ende August 1989, wobei Deckert schon mal darauf vorbereitet, dass es wohl schwer werden wird, sie später zu verorten. Bürgermeister Christoph Schulze, der am Donnerstagnachmittag das Set besucht, ist dennoch glücklich über die Filmgäste. Schließlich könne „Adam und Evelyn“ Aufmerksamkeit für Bad Dürrenberg bringen und die sei immer positiv.
Arbeit an Film: Weitere Drehorte im Süden des Burgenlandkreises
Ein Platz im Abspann ist der Solestadt schon sicher und auch eine positive Erinnerung im Gedächtnis des Produktionsteams wird der Aufenthalt in der Solestadt auf jeden Fall hinterlassen. Mehrfach lobten die Mitglieder die Hilfe durch die Stadt Bad Dürrenberg: „Wir werden vor Ort sehr gut unterstützt“, betont Deckert. Auch Hotelbetten für die knapp 25-köpfige Crew habe man vor Ort gefunden.
Für die geht die Reise in den nächsten Tagen weiter nach Süden, in den Burgenlandkreis. Dort sollen Straßenszenen gedreht werden. Das seien die aufwendigsten Aufnahmen, blickt der Produzent voraus. Schließlich gibt es auf und an den Straßen viel Verräterisches, was die Zeitillusion zerstören könnte. Deswegen müssen die Straßen gesperrt, Graffiti und moderne Autos entfernt werden. Dafür sollen Trabis die Fahrbahn bevölkern und der alte Wartburg der Hauptfigur.
Der soll, so der Plan von Deckert, im Frühjahr auch über die Kinoleinwand fahren. Vorher kehrt das Filmteam jedoch noch einmal nach Bad Dürrenberg zurück. Ende Oktober will es wieder im verwilderten Pfarrgarten die Schlussszene drehen. Die Regie hat bereits eine Bitte an Pfarrer Rüdiger Worbes: nicht mähen. (mz)