Die Qual der Wahl Die Qual der Wahl: Tradition des Weihnachtsbaum-Schlagens lebt wieder auf

Ziegelroda - Revierförster Matthias Steinicke stapft durch winterlich verfärbtes Gras. Um ihn herum stehen mit Reif bezuckerte Nadelbäume unterschiedlicher Größe. Manche sind im Gras kaum zu erkennen, andere sind stattlich in die Höhe gewachsen. An einer Nordmanntanne, etwas größer als er selbst, macht Steinicke halt. Jedes Jahr wachse die Tanne um einen Kranz, erklärt er am Beispiel dieses Baumes. So könne man das Alter bestimmen. „Die Tanne hier ist sechs Jahre alt“, sagt der Revierförster nachdem er von unten nach oben Kranz für Kranz durchgegangen ist.
Tannen, Fichten und einige Kiefern stehen auf dem 1,5 Hektar großen, eingezäunten Areal in der Nähe des Forsthauses Hermannseck. Das Gelände gehört zum Revier Lodersleben, für das Steinicke verantwortlich zeichnet. Und der Revierförster hofft, dass viele der noch jetzt dort stehenden Bäume sich zu Weihnachten mit Kugeln und Lametta geschmückt in Wohnzimmern wiederfinden.
Weihnachtsbaum selbst schlagen: „Rund.1 000 Bäume haben wir im Angebot“
Denn am Sonnabend, 15. Dezember, können sich Interessierte auf dem Areal ihren Weihnachtsbaum selber schlagen und mit nach Hause nehmen. „Rund.1 000 Bäume haben wir im Angebot“, sagt der Revierförster. Nach einer Pause lebt das Weihnachtsbaum-Schlagen im Ziegelrodaer Forst also wieder auf.
Mitte der 1980er Jahre bepflanzte man zwei große Starkstromtrassen und eine Erdgas-Trasse im Forst mit Fichten, um sie als Weihnachtsbäume zu verkaufen. In den Jahren 1993 und 1994 konnten dann die ersten Bäume geschlagen werden. Das Forstamt Ziegelroda begann die Aktion „Jeder schlägt seinen Baum selbst.“ Da setzten im Dezember wahre Völkerwanderungen ein. Hunderte Fahrzeuge parkten vor und im Wald und sorgten trotz Einweisung und Ausschilderung für ein mittleres Verkehrschaos.
Jahrelang war die Weihnachtsbaumaktion eine Attraktion
Jahrelang war die Weihnachtsbaumaktion eine Attraktion, welche Hunderte Familien anzog, die sich ihren Baum frisch aus dem Wald holten. Dann war der Vorrat erschöpft. Es musste eine Pause eingelegt werden, damit neu gepflanzte Bäumchen nachwachsen konnten.
Mit Beil oder Säge losziehen und sich einen Weihnachtsbaum selber schlagen, kann man auch am Weihnachtsbaumfeld in Branderoda. Am zweiten und am dritten Adventswochenende öffnet Landwirt Sven Theile jeweils Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr dort seine Türen. Auf dem Feld gedeihen Tannen, Fichten und Kiefern. Wer keine Lust hat, seinen Weihnachtsbaum selber zu schlagen, sucht sich seinen Traumbaum auf dem Feld einfach nur aus und überlässt dem Hausherrn die Arbeit. Natürlich werden die Bäume auf Wunsch auch vor Ort eingenetzt.
Im vergangenen Jahr hat Steinicke die Verkaufsaktion wieder gestartet. Langsam sei sie angelaufen. „Die Bäume sind gewachsen und wir haben Interesse sie loszuwerden“, sagt der Revierförster. Zwischen 300 und 400 Bäumen würden jedes Jahr nachgepflanzt. Dabei orientiere man sich auch daran, wo der Trend hingeht. „Vor Jahren war noch die Fichte der Renner, jetzt ist es die Tanne“, so Steinicke. Darum wachsen mittlerweile auch Nordmanntannen auf dem Gelände. Sie seien mit der Trockenheit in diesem Jahr auch besser zurecht gekommen, so der Förster. Die Fichten hätten mehr gelitten.
Wer sich am 15. Dezember im Wald seinen Baum selber schlagen will, sollte Säge oder Beil mitbringen. Zur Unterstützung sind Waldarbeiter und Auszubildende vom Landesforstbetrieb dabei, die auf Wunsch die Bäume auch einnetzen. Der Preis richtet sich nach der Größe des Baumes. Der Verkauf findet von 9 bis 15 Uhr statt. Die Einfahrt zum Verkaufsgelände befindet sich zwischen Querfurt und Ziegelroda am Forsthaus Hermannseck. (mz)