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Der dreifache Debütant Der dreifache Debütant: Schauspieler Walter Kreye erstmals in Bad Lauchstädt

Von Robert Briest 11.10.2018, 12:00
Walter Kreye gastiert zum ersten Mal in der Goethestadt.
Walter Kreye gastiert zum ersten Mal in der Goethestadt. Peter Wölk

Bad Lauchstädt - Er habe gar nicht gewusst, wo dieses Bad Lauchstädt eigentlich liegt, gesteht Walter Kreye. Doch weil seine Nachbarin, eine Instrumentenbauerin, ihm weiterhelfen und von den Verbindungen zu Goethe berichten konnte, hat der Schauspieler am Mittwoch letztlich problemlos den Weg in den Saalekreis gefunden, wo er gleich eine dreifache Premiere feiert. Denn der 76-Jährige tritt nicht nur zum ersten Mal beim „Festspiel der deutschen Sprache“ auf, sondern hat bisher weder in „Faust“ noch in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ mitgespielt.

Dabei steht Kreye, der zwar in der Hauptstadt lebt, sich selbst aber als Norddeutscher versteht, seit Jahrzehnten auf Theaterbühnen und seit den späten 1980ern auch regelmäßig vor Filmkameras. Er wurde einem größeren Publikum etwa durch „Ein Fall für zwei“ oder diverse Auftritte in „Tatorten“ bekannt. 44 Mal war er „Der Alte“ im ZDF, bis er 2011 an Krebs erkrankte.

Walter Kreye: „Theoretisch bin ich Rentner, aber erstens habe ich dazu keine Lust und zweitens reicht die Rente nicht.“

Sieben Jahre später sitzt er voller Tatendrang im Lauchstädter Kurpark, erzählt von seinen aktuellen Theaterproduktionen in Berlin und anstehende Filmdrehs mit Jürgen Vogel: „Theoretisch bin ich Rentner, aber erstens habe ich dazu keine Lust und zweitens reicht die Rente nicht.“ Glücklicherweise könne er noch arbeiten: „Und wenn es dann auch noch Spaß macht, ist es doch ein Gottesgeschenk“, resümiert der Schauspieler, der auch zahlreiche Hörbücher eingelesen hat. „Ich beschäftige mich wahnsinnig gern mit Sprache.“ Da passt das Festspiel doch perfekt, schließlich gibt es hier szenische Lesungen der Stücke. Also weniger Schauspiel, mehr Konzentration auf den Text.

Ohnehin seien die Aufführungen in Lauchstädt allein durch die Kürze der Vorbereitungszeit etwas Besonderes: „Es muss ja nicht perfekt sein. Ich finde es schön, wenn man sich mit dem Publikum gemeinsam auf die Suche begibt.“ Die führt bei „Faust“ nach Kreyes Auffassung nicht nur zu einem Akademiker in der Midlife-Crisis. „Ich will es nicht verengen auf die Zeit, in der Männer merkwürdig werden. Faust ist unzufrieden, mit dem was er erreichen kann.“ Das lebenslange Lernen, das der Figur innewohnt, gefällt Kreye. „Jeder von uns sollte ein bisschen von ihm in sich haben.“ „Verweile doch, du bist so schön!“, sei ein wunderschöner Satz. Aber letztlich halte einen ja doch die Veränderung frisch.

Die erlebt Kreye aktuell im Filmgeschäft. 2017 wirkte er in der deutschen Netflix-Produktion „Dark“ mit. Und ist nachhaltig begeistert: Da habe es einen Auftrag gegeben und dann habe kein Redakteur den Autoren mehr reingeredet. „Es ist eine unglaubliche Freiheit, die da gegeben wird, deswegen kommt auch Spannendes bei raus.“ Die Öffentlich-Rechtlichen müssten sich da anpassen, nur mit Quizzen und „Tatort“ gehe es nicht weiter, prophezeit Kreye, der die Entwicklung wohl gern noch länger als Akteur begleiten will, denn: „Die nächste Rolle, die kommt, ist für mich immer die Spannendste.“ (mz)