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Der Diabetes-Pate Der Diabetes-Pate: So engagiert hilft Müchelner einem vierjährigen Diabetiker

Von Diana Dünschel 19.04.2020, 13:00
Ralf Glaubel zeigt einen Chip an seinem Oberarm, der regelmäßig seinen Blutzuckerwert misst. Der Diabetiker kann den dann auf seinem Handy ablesen. Seine Erfahrung ist, dass man trotz Diabetes heute fast ohne Einschränkungen leben kann.
Ralf Glaubel zeigt einen Chip an seinem Oberarm, der regelmäßig seinen Blutzuckerwert misst. Der Diabetiker kann den dann auf seinem Handy ablesen. Seine Erfahrung ist, dass man trotz Diabetes heute fast ohne Einschränkungen leben kann. Katrin Sieler

Mücheln - Die Krankheit Diabetes bringt man sofort mit älteren Menschen in Verbindung. Dem ist nicht so. Ralf Glaubel aus Mücheln (59) war knapp 20, als er diese Diagnose bekam. Aber es gibt noch viel jüngere Patienten. Diabetes mellitus ist laut dem Verein Deutsche Diabetes Hilfe aktuell die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter in Deutschland. Gut 30.000 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 19 Jahren sind an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt. Ihnen und ihren Eltern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ist seit Jahren die Mission von Diabetes-Pate Ralf Glaubel.

An Diabetes oder umgangssprachlich Zucker genannt, ist nicht der Verzehr von Süßigkeiten schuld. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Insulin produzierenden Zellen im Körper zerstört werden. Das Hormon Insulin ist aber wichtig, um den aus der Nahrung aufgenommenen Zucker vom Blut in die Zellen zu transportieren.

Eltern sollten stutzig werden, wenn ihr Kind plötzlich oft Durst hat und das Gewicht ohne triftigen Grund geringer wird. Wenn der Atem des Kindes nach faulem Obst riecht, liegt bereits ein Notfall vor.

Müchelner engagiert sich seit vielen Jahren im Verein Deutsche Diabetes Hilfe

Der Erzieher ist durch die Krankheit erwerbsunfähig geworden. Als er Ende der 1990er Jahre deshalb ins Krankenhaus nach Hohenmölsen musste, lernte er einen Arzt kennen, der jährlich einen Ferienspaß für junge Diabetiker im Alter von sechs bis 16 Jahren organisiert, den sogenannten Kids-Kurs. Notwendige Schulungen rund um das Thema Diabetes werden dort mit Freizeitvergnügen kombiniert.

Ralf Glaubel wurde gefragt, ob er sich aufgrund seiner Berufsausbildung nicht mit engagieren wolle. Das tat der Müchelner auch mehrere Jahre lang. 2017 trat er dann dem Verein Deutsche Diabetes Hilfe - Menschen mit Diabetes bei. Mittlerweile arbeitet der 59-Jährige ehrenamtlich im Bundesvorstand mit.

Schüler würden spätestens bei Klassenfahrten oft ausgegrenzt

Gerade für die kleinen Patienten und ihre Familien gebe es mehrere Hürden, sagt er. In der Region gebe es zum einen zu wenige Fachärzte, die Kinder-Diabetologen. Für die Betreuung von Diabetikern in einer Kita müssten die Erzieher erst einmal genau wissen, woran sie Notfälle erkennen und was zu tun ist von der Gabe gesüßter Säfte bis hin zu Notfallspritze oder Notfall-Nasenspray.

Beim Mittagessen in der Einrichtung sei man darauf angewiesen, dass der Caterer genau angibt, wie viele Broteinheiten die Mahlzeit beinhaltet. „Denn danach wird ausgerechnet, wie viel Insulin dafür gespritzt werden muss.“ Schüler wiederum würden spätestens bei Klassenfahrten oft ausgegrenzt und müssten zu Hause bleiben, weil die Verantwortung für die Lehrer zu groß sei.

Müchelner engagiert sich als Pate für Vierjährigen Diabetiker

Da müsse man als Mutter oder Vater wissen, dass die Deutsche Diabetes Hilfe Alternativen biete wie einen speziellen Klassenfahrt-Betreuer. Aktuell kümmert sich Ralf Glaubel als Diabetes-Pate um einen betroffenen Vierjährigen in seiner Heimatstadt. Er organisierte für die Familie eine spezielle Haushaltswaage, mit der sich besagte Broteinheiten für jede Mahlzeit leicht berechnen lassen. Er begleitet die Familie bei Fahrten zum Diabetologen.

Er führte Gespräche mit der Kita des Kleinen, um Bedenken aus dem Weg zu räumen. Beim Kita-Caterer konnte er eine Kennzeichnung des Essens mit den besagten Broteinheiten erwirken. Der Müchelner kann der Familie auch Mut machen: „Das Leben mit Diabetes ist einfacher geworden“, sagt er nach 40-jähriger Erfahrung mit der Krankheit. Durch die Entwicklung der Medizintechnik könne er heute praktisch ohne Einschränkungen leben.

››Kontakt: [email protected]Verein: www.menschen-mit-diabetes.de (mz)