1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Demo der Pfingstburschen für traditionelles Brauchtum in Gröst

Pfingsten Demo der Pfingstburschen für traditionelles Brauchtum in Gröst

Die Pfingstgesellschaft Gröst hat ein Rechtsmittel genutzt, um gemäß der Tradition Birken zu verteilen. Sie zog mit Mitgliedern und Blasmusik durch den Ort.

Von Anke Losack 25.05.2021, 13:00
Hinter dem Traktor stehen die Mitglieder der Pfingstgesellschaft in Zweierreihen. Immer nur einer von ihnen darf eine Birke an ein Haus bringen.
Hinter dem Traktor stehen die Mitglieder der Pfingstgesellschaft in Zweierreihen. Immer nur einer von ihnen darf eine Birke an ein Haus bringen. (Foto: Anke Losack)

Gröst - Vor einem Haus in der Schulstraße in Gröst machte René Möhring halt. Der Fahnenträger der Pfingstgesellschaft ließ lauthals die hier wohnende Familie hochleben. Die Mitglieder des Vereins, die einige Meter entfernt auf und hinter einem Traktor standen, dessen Hänger voll beladen mit Birken war, erwiderten trotz Mund-Nasen-Schutz mit einem dreifachen Hoch. Dann spielten Blasmusikanten auf. Nach einem Lied zog der Tross weiter durchs Dorf.

Dass die Gröster Pfingstgesellschaft in Zeiten von Corona mit rund 30 Mitgliedern am Samstag Birken im Ort verteilen konnte, hing damit zusammen, dass der Verein diesen Teil seines eigentlichen Pfingstbier-Programmes als Demonstration angemeldet hatte. „Ich fand es schade, dass das Pfingstfest hier wieder kläglich ablaufen sollte“, sagte Christian Kolata, Mitglied des Vorstandes und Initiator der Aktion. Ihm und den Mitgliedern ging es vor allem darum, „in dieser bitteren Zeit“ etwas für die Bürger im Ort zu machen und hier die Tradition des Pfingstfestes zumindest ein Stück weit aufrecht zu erhalten.

„Außer in den schlimmen Kriegsjahren wurde das jedes Jahr zelebriert“

In Gröst gibt es nachweislich seit 1896 das Pfingstbier. „Außer in den schlimmen Kriegsjahren wurde das jedes Jahr zelebriert“, erklärte Christian Kolata. Das Pfingstfest als solches sei der Höhepunkt des Jahres. „Wenn wir diesmal nur durch diesen einen Tag ein Lächeln in die Gesichter der Leute bekommen, dann bin ich zufrieden“, meinte der 40-Jährige am frühen Samstagnachmittag beim Versammeln auf dem Grundstück von Landwirt Falko Werner, der der Pfingstgesellschaft seinen Vorplatz zur Verfügung gestellt hatte. Von dort ging der „Spaziergang zur Aufrechterhaltung des traditionellen Brauchtums“ los. Er wurde unter Beachtung der Corona-Regeln und in Begleitung von zwei Polizisten und zwei Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes durchgeführt.

Fahnenträger René Möhring und die Blasmusikanten aus Kefferhausen
Fahnenträger René Möhring und die Blasmusikanten aus Kefferhausen
(Foto: Anke Losack)

Mit den Behörden hatte Christian Kolata Anfang vergangener Woche, nach der Anmeldung der Demonstration, eine rund 40-minütige Telefonkonferenz abgehalten, erzählt er. Da ging es unter anderem um die Routenführung und sein Konzept für die Demo. Wenige Tage später erhielt er die Zusage, dass diese so wie beantragt stattfinden kann. Sogar die musikalische Umrahmung durch die Kapelle aus Kefferhausen (Thüringen), mit der die Pfingstgesellschaft seit 15 Jahren zusammenarbeitet, wurde genehmigt. „So können wir im Dorf akustisch auf uns aufmerksam machen.“

„Es ist sehr schön, dass die Tradition der Pfingstburschen erhalten bleibt“

Natürlich wurde besonders auf Hygiene- und Abstandsregeln geachtet. Außerdem herrschte striktes Alkoholverbot. Damit die gut 20 Pfingstburschen hinter dem Traktor die Abstände beim Austragen der Maien wahren, hatte sich der 40-Jährige eine Art Polonaisesystem überlegt: Er rief den nächst hinter ihm laufenden Burschen auf, am nächsten Haus eine Maie auszuteilen. Hatte der Bursche dies erledigt, reihte er sich ganz hinten wieder ein. So wurden 225 Birken in Gröst verteilt, die der Interessen- und Förderverein „Geiseltalsee“ zur Verfügung gestellt hatte.

An einigen Häusern trat auch Christian Kolata selbst mal aus der Reihe. Es gab Spenden für den Verein. „Es ist sehr schön, dass die Tradition der Pfingstburschen erhalten bleibt“, meinte etwa der Gröster Karsten Weise. Der Pfingstgesellschaft wurde von Leuten des Ortes viel Dankbarkeit entgegen gebracht. Und die finanzielle Unterstützung, die sie außerdem bekam, kann sie gut gebrauchen. Durch Corona sehe es in der Kasse sehr, sehr schlecht aus, berichtet das Vorstandsmitglied, „unser Puffer, den wir uns über die letzten Jahre erwirtschaftet haben, ist nahezu aufgebraucht.“ Mit ihrer Demo hat die Pfingstgesellschaft aus Gröst aber auch demonstrativ gezeigt, dass es sie noch gibt. (mz)