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Das weiße Gold Das weiße Gold: 200 Jahre hat die Saline bestanden und Reichtum beschert

Von Melain van Alst 29.12.2018, 14:00
Das ist der Blick vom Witzlebenturm auf das Salinegelände und im Hintergrund links ist auch der Ascheberg zu sehen.
Das ist der Blick vom Witzlebenturm auf das Salinegelände und im Hintergrund links ist auch der Ascheberg zu sehen. Stadt Bad Dürrenberg, Fotoalbum des Bergrates Hans von Hinüber

Bad Dürrenberg - Die Spuren der Saline sind an manchen Stellen kaum noch zu erkennen, an anderer Stelle werden sie gerade neu entdeckt und mancher Ort ist auch heute noch Denkmal dieser Hochzeit der Stadt Bad Dürrenberg geblieben. Das Gradierwerk am Kurpark mag die auffälligste Spur sein, über die man beim Spaziergang durch die Stadt stolpert. Ihm kommt auch bei der Herstellung von Salz eine wesentliche Bedeutung zu.

„Die Gradiermeister sind oft oben lang gegangen und haben die Sole wetterabhängig eingestellt“, erinnert sich Wilfried Langrock. Er hat selbst drei Jahre von 1960 bis kurz vor der Schließung 1963 in der Saline als Handwerker gearbeitet. Sein Vater war Siedemeister in der Saline.

Bad Dürrenberg: Bei Regen ließen die Gradiermeister weniger Sole das Gradierwerk hinunter rieseln

Das Wetter spielte eine entscheidende Rolle: bei Regen ließen die Gradiermeister weniger Sole das Gradierwerk hinunter rieseln, weil der Regen die Sole verdünnte. Bei Sonne und Wind wurden die Hähne stärker aufgedreht. „Es wurde solange gradiert, bis der Salzgehalt der Sole über 20 Prozent lag.“ Dass die Saline so erfolgreich war, da ist sich Langrock sicher, liegt an der guten Qualität der Sole.

Auf die ist 1763 Bergrat Johann Gottfried Borlach gestoßen. Bereits seit 1744 ließ er auf Wunsch von Kurfürst August dem Starken Probebohrungen durchführen. Doch es sollte fast zwei Jahrzehnte dauern bis er auf Sole stieß. In einer Tiefe von 223 Metern brach es durch und der Schacht im heutigen Witzlebenturm füllte sich innerhalb kurzer Zeit mit der besonderen salzhaltigen Flüssigkeit. Jedes Jahr zeugt das Borlachspiel zum Brunnenfest von dem geschichtsträchtigen Tag. Das erste Gradierwerk und das erste Siedehaus ließen nicht lange auf sich warten.

Bad Dürrenberg: Saline begann zu arbeiten und wuchs über die Jahre

Die Saline begann zu arbeiten und wuchs über die Jahre. „Es gab mehrere Siedehäuser, in denen rund um die Uhr gearbeitet wurde“, erinnert sich Langrock. In 12-Stunden-Schichten wurde gesiedet. Dabei, so Langrock, war in jedem Haus eine Pfanne, in der die Sole solange gesiedet wurde, bis sich das Salz abgesetzt hat. „Es war so warm, dass wir häufig ohne T-Shirts gearbeitet haben.“ Das sei damals wirkliche Handarbeit gewesen. Das Salz aus den Pfannen wurde nach dem Sieden zum Trocknen gelagert, damit die restliche Flüssigkeit aus dem weißen Gold verschwand.

„In den oberen Etagen haben Frauen dann das Salz verpackt“, so Langrock. In verschiedenen Größen und Paketen hat das Salz die Saline in Bad Dürrenberg verlassen und wurde weit über die Region hinaus geliefert. Und auch schon damals habe man Werbung für das besondere Salz gemacht: In kleinen Päckchen, die nicht größer als eine Streichholzschachtel waren, wurden kleine Mengen abgefüllt, um es zu verteilen. Das Salz wurde für die Stadt zum weißen Gold.

Mit dem unermüdlichen Sprudeln der Sole entwickelte sich in Bad Dürrenberg eine Saline

Mit dem unermüdlichen Sprudeln der Sole entwickelte sich in Bad Dürrenberg eine Saline, die weit über Siedehäuser und die fünf Gradierwerke hinaus ging. Es gab ein Wasserkraftwerk an der Saale, das schon beim Teufen die Pumpen antrieb, um Wasser abzuhalten. Seit einigen Jahren steht an selber Stelle wieder ein Wasserkraftwerk.

Der besonders hohe Verbrauch an Kohle, um die Siedepfannen am Laufen zu halten, wurde durch den Abbau in nahe gelegenen Gruben ermöglicht. Und sogar eine Eisenbahn verkehrte durch die Saline. Ihre Spur ist noch heute im ersten deutschen Eisenbahntunnel nachzuverfolgen, der in Teilen erhalten ist. Wilfried Langrock erinnert sich sogar noch an eine Gärtnerei innerhalb der Saline.

Bad Dürrenberg als Kurort mit Bäderbetrieb: „Das war schon etwas Besonderes“

Nicht zuletzt wurde die besondere Wirkung der Sole für die Gesundheit erkannt und die Solestadt zu einem Kurort mit Bäderbetrieb gemacht. „Das war schon etwas Besonderes“, sagt Langrock. Er kann sich an viele Touristen erinnern, die nur deshalb nach Bad Dürrenberg kamen.

All das fand ein Ende im Jahre 1963, als die Produktion eingestellt wurde, ein Jahr später folgte auch der Bäderbetrieb. Es war zu unrentabel geworden, Salz auf diese Art zu gewinnen, dagegen konzentrierte man sich auf den Abbau von Steinsalz. Daraufhin verfielen die Gebäude der Saline. Die meisten Siedehäuser wurden abgerissen. Das Bürger- und Vereinshaus ist ein saniertes Zeugnis dieser Zeit, ebenso wie das Alte Salzamt als einstige Salineverwaltung, das nun Standesamt ist. (mz)