Coronavirus im Saalekreis Coronavirus im Saalekreis: Strengere Regeln, Erkrankte, Verdachtsfälle

Merseburg/Mücheln - Die gute Nachricht vornweg: Der neuartige Coronavirus hat sich Stand Mittwochabend im Saalekreis nicht weiter ausgebreitet. Nach wie vor ist eine 68-jährige Frau daran erkrankt. Allerdings gibt es viele Verdachtsfälle. Die weltweite Ausbreitung des Virus zeigt inzwischen auch zwischen Günthersdorf und Ziegelroda immer mehr Auswirkungen. Die MZ gibt einen Überblick:
Infizierte Personen im Saalekreis:
Wie das Kreisgesundheitsamt Mittwochabend mitteilte, gab es weiterhin eine infizierte Person. Dazu wurden 59 Verdachtsfälle erfasst, bei 41 gab es ein negatives Ergebnis. Bei acht Personen wurde häusliche Quarantäne angeordnet, 17 befinden sich in Betreuung des Gesundheitsamtes. Fünf Personen konnten wieder aus Betreuung und Quarantäne entlassen werden.
Strengere Auflagen für Veranstaltungen:
Hätte es am Mittwoch nicht das Land getan, dann wären durch den Kreis Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern untersagt worden, so das Ergebnis nach einer Sitzung des Kreis-Pandemiestabs. Kleinere Veranstaltungen müssen in den kommenden Tagen, wenn nicht Wochen, mit verschärften Auflagen rechnen. Alle angemeldeten Events werden geprüft und nur mit Auflagen genehmigt. Dazu gehören laut Kreis etwa spezielle Hygieneregeln, Einlasskontrollen oder ein Gesundheitsfragebogen, der von den Besuchern auszufüllen ist.
Veranstaltungen werden abgesagt:
Nachdem das Jobcenter eine Messe oder der Kreissportbund den Ball des Sports verschoben haben, sagte das Basedow-Klinikum am Mittwoch alle Veranstaltungen bis Ostern ab. „Wir müssen uns nun auf unser Kerngeschäft konzentrieren“, begründete Klinik-Geschäftsführer Lutz Heimann die Entscheidung. „Veranstaltungen wie Weiterbildungen oder ein Darm-Aktionstag sind wichtig, aber nicht lebensnotwendig. Sie haben keine Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung.“ Die Merseburger Lachnacht am 14. März im Ständehaus soll stattfinden, sagte Christian Grunwald vom Verein der Kulturchaoten. „Wir sind seit zwei Wochen ausverkauft, aber wir haben auch nur rund 300 Plätze, sind keine Großveranstaltung.“ Das Gesundheitsamt habe keine Bedenken. „Wir lassen uns das Lachen nicht verbieten“, sagt Grunwald.
Große Enttäuschung bei Schüler:
Überwiegend mit Verständnis haben Schulen im Saalekreis auf die Entscheidung des Landes reagiert, Klassenfahrten und Studienreisen abzusagen beziehungsweise stark einzuschränken. Die Landesregierung erlaubt nur noch eintägige Fahrten innerhalb Sachsen-Anhalts. „Natürlich sind Schüler und Lehrer, aber auch die Eltern traurig, dass viele Fahrten jetzt nicht stattfinden können“, sagte Steffen Rahaus, Schulleiter am Domgymnasium Merseburg. „Wir bereiten solche Fahrten längerfristig vor, aber ich denke, die meisten werden für die Absagen doch Verständnis zeigen.“ Im April hatten die siebten und neunten Klassen Fahrten geplant, die Elftklässler können nicht nach Italien, Amsterdam und London aufbrechen. Am Merseburg Herdergymnasium wurden Studienfahrten nach Rom und ins spanische Valencia abgesagt.
Reisebüros kämpfen mit Flaute:
„Neubuchungen gibt es schon lange nicht mehr“, sagt Sybille Zurek vom gleichnamigen Reisebüro in Mücheln. Die meisten Kunden kämen nur, um sich nach dem Stand ihrer Reise zu erkundigen oder umzubuchen. Im ältesten Reisebüro von Merseburg, Reisebüro Rackow, ist die Stimmung ziemlich schlecht. „Kurzfristbuchungen sind um 100 Prozent zurückgegangen. Viele stornieren sogar ihre Reisen - und das auf eigene Kosten“, sagt Geschäftsführer Oliver Rackow. Zwischen 20 und 100 Prozent der Reisekosten würden dafür fällig. Eine so große Verunsicherung habe es weder nach der Lehman-Pleite 2008 noch bei Kriegen oder Naturkatastrophen gegeben.
Das Reiseunternehmen Philipp aus Steigra hat in dieser Woche eine Italienfahrt mit 50 Teilnehmern abgesagt, es sollte vom 29. März bis 2. April an den Lago Maggiore gehen. „Wir mussten absagen“, so Chefin Christel Philipp. Das sei bedauerlich. „Aber was sollen wir machen“, sagt sie mit Verweis auf die italienische Regierung. Bis 3. April ist das Land „geschützte Zone“. Ein- und Ausreise ist nur erlaubt, wenn es wirklich wichtige Gründe gibt. Vom Steigraer Unternehmen wurden die Reise-Gäste umgehend informiert. Das lobt Jana Lux, Leiterin der Wohnstätten der Heilpädagogischen Hilfe Querfurt. Zwölf Menschen mit Behinderung wollten mit nach Italien fahren. Am Montag habe sie schon eine Nachricht erhalten, am Dienstag dann die schriftliche Absage per Post, so Lux. „Und das Geld gibt es anstandslos zurück“, sagt sie. Die Reise zum Lago Maggiore werde nicht nachgeholt, 2021 aber zur gleichen Zeit wieder angeboten, erklärt Philipp. Und: Eine „leichte Verunsicherung“ sei bei ihren Kunden festzustellen, wie überall in der Reisebranche.
Klinikum hat genug Material vorrätig:
Ausverkauftes Desinfektionsmittel, Rohstoffengpässe bei Produzenten und Wucherpreise: Ist das Basedow-Klinikum noch ausreichend mit den für Behandlungen dringend notwendigem Materialien versorgt? Ja, sagt Klinik-Geschäftsführer Lutz Heimann. „Durch langfristige Lieferverträge und umsichtige Arbeitsweise gibt es bisher keine Probleme.“
Tipps zum richtige Verhalten bei Verdacht:
Menschen mit grippeähnlichen Symptomen sollten vor dem Besuch einer Praxis, dem Arzt vorab telefonisch mitteilen, wenn sie in den letzten 14 Tagen Kontakt zu einem am Coronavirus Erkrankten hatten oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, so der Landkreis. All jene, auf die dies ebenfalls zutrifft, die aber keine Symptome haben, sollten sich telefonisch beim Gesundheitsamt melden. Notaufnahmen von Krankenhäusern sollten nur bei akuten und schweren Erkrankungen aufgesucht werden. Wie bei Influenza und anderen Atemwegsinfektionen schützen die richtige Husten- und Nies-Etikette, also das Abdecken von Mund und Nase während des Hustens oder Niesens mit Taschentüchern oder gebeugtem Ellbogen, und eine gute Händehygiene. (mz)