Chronikgemeinschaft Barnstädt Chronikgemeinschaft Barnstädt: Geschichte auf mehr als 3.000 Seiten

Barnstädt - Die Bauern! Über die Bauernhöfe von Barnstädt könnte man noch etwas aufschreiben, sagt Rainer Lautenschläger. Denkmale, Haustafeln - der 61-Jährige muss nicht lange überlegen, wenn er nach neuen Ideen für eine Gruppe von Ehrenamtlichen gefragt wird, die sich seit nunmehr 25 Jahren trifft - die Chronikgemeinschaft Barnstädt.
Auf Bitte der MZ hat Lautenschläger nachgerechnet: 1437 Seiten hat die Gemeinschaft in dem Vierteljahrhundert ihres Bestehens erarbeitet, dazu kommen Chroniken einzelner Mitglieder mit 1642 Seiten. Mehr als 3.000 Seiten Geschichte sind so zusammengekommen.
Barnstädt: Umfangreichste Arbeit war die Handwerkerchronik
Nun will die Gemeinschaft quasi an den Anfang zurückkehren. Die beiden mehrere hundert Seiten dicken Chronikbücher, die Bürgermeister Otto Weber 1992 erworben hat und die am 10. März 1992 den Anlass zur Gründung der Chronikgemeinschaft bildeten, warten auf Inhalte. In diesem Jahr soll eines mit der Geschichte Barnstädts bis 1989 gefüllt werden, auch das bereits angefangene zweite mit der Zeit seitdem wird weitergeführt.
Die Gemeinschaft habe sich vielen anderen Aufgaben gestellt, sagt deren Chef Lautenschläger. So entstand eine Broschüre zur 1111-Jahr-Feier Barnstädts, 2003 folgten Veröffentlichungen zum Grundschuljubiläum - samt lückenloser Klassenchronik seit 1953. Um die Straßen von Barnstädt ging es 2008, noch einmal um die Grundschule 2013. Die umfangreichste Arbeit war die Handwerkerchronik, die bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückreicht. „An der haben wir vier Jahre gesessen“, so Lautenschläger.
Kirchenbücher wurden gesichtet, in Archiven und alten Zeitungsberichten forschten die Hobby-Chronisten aus Barnstädt
Kirchenbücher wurden gesichtet, in Archiven und alten Zeitungsberichten forschten die Hobby-Chronisten, bei den derzeitigen Handwerkern. Herausgekommen sind mehrere hundert Seiten, die Bäcker, aber auch Strohhut- oder Pantoffelmacher auflisten. Es folgten Broschüren zum 90-jährigen Feuerwehr- und 1125-jährigen Ortsjubiläum. Einzelne Gemeinschaftsmitglieder widmeten sich zudem dem Fußball, der LPG Pflanzenproduktion, der Trinkwasserversorgung, der Gasthof-Geschichte oder der Göhritzer Historie.
Er habe in den 70er Jahren in die 1933 entstandenen „Barnstädter Dorfgeschichte“ von Franz Schied reingelesen, sagt Klaus Bohndorf. „Da hat es angefangen, dass ich mich für die Geschichte des Dorfes interessiert habe.“ Der 81-jährige Bohndorf ist heute das älteste Mitglied der Chronikgemeinschaft, das jüngste ist 45 Jahre alt. Von den Gründungsmitgliedern sind Bohndorf und Lautenschläger noch dabei, insgesamt sind heute neun Männer und Frauen aktiv. Inzwischen verfügen sie auch über einen eigenen Raum in der Schule.
Chronikgemeinschaft Barnstädt: „Ältere Leute erzählen gern und wissen noch sehr viel.“
Wie viel Zeit er in den vergangenen 25 Jahren mit Chroniken verbracht hat? Lautenschläger hat einige Zahlen parat. Mehr als 15.000 für Treffen und Recherchen gefahrene Kilometer, 130 Versammlungen, 315 Kassetten mit aufgezeichneten Gesprächen - ein „großer Schatz“, wie er sagt.
„Ältere Leute erzählen gern und wissen noch sehr viel.“ Nur bei der Zeit, da muss er passen. Manche Tage seien es zehn Stunden gewesen. Passen musste der 61-Jährige damals übrigens auch, als es darum ging, wer handschriftlich die Inhalte in eines der Chronikbücher einträgt. „Ich hatte in Schönschreiben in der Schule immer eine Drei.“ (mz)