Frust über Ergebnisse der Bundestagswahl CDU erlebt heftigen Einbruch im Saalekreis
Nur Platz drei bei den Zweitstimmen.

Merseburg/Sangerhausen/MZ - Als die letzten Stimmen im Landessüden gegen Mitternacht ausgezählt waren, kam das Gewitter. Blitze zuckten über den Himmel, der seine Schleusen öffnete. Ein Tief aus dem Westen brachte die feuchten Luftmassen. Auch die CDU im Saalekreis bekam am Sonntag die Auswirkungen eines Tiefs aus dem Westen zu spüren.
Das trug den Namen Armin. Kanzlerkandidat Armin Laschet, der in allen Umfragen zur Beliebtheit weit hinter seinem SPD-Konkurrenten Olaf Scholz rangierte, dürfte jedenfalls der Hauptgrund für den Absturz der Union sein, die noch Anfang Juni einen Höhenflug erlebte. 36,6 Prozent holte sie bei der Landtagswahl im Saalekreis, gewann spielend alle Wahlkreise. Und nun? 22,1 Prozent. Zwei von drei Direktmandaten verloren. Und selbst der am Ende mit 321 Stimmen Vorsprung im Wahlkreis 73 erfolgreiche Dieter Stier musste erhebliche Verluste hinnehmen.
Basis im Saalekreis hat Laschet nicht gewollt
Der massive Stimmeneinbruch in so kurzer Zeit ist mit der Arbeit der CDU-Vertreter vor Ort nicht zu erklären. Vielmehr profitierte die Union bei der Landtagswahl vom überaus populären Landesvater Reiner Haseloff. Nun erlebte sie den gegenteiligen Effekt: „Herr Schweiger tut mir leid, er hat jetzt darunter gelitten“, resümierte denn etwa Kay-Uwe Böttcher, Bürgermeister des Weida-Landes, einer AfD-Hochburg, mit Blick auf seinen knapp am Mandat vorbeigeschrammten Parteifreund. Der Wahlkampf, so befand der stellvertretende CDU-Kreischef Christoph Schulze, habe die Inhalte vernachlässigt, sei zu sehr auf das Spitzenpersonal zugespitzt gewesen.
Und da hatte die Union mit Laschet jemanden, den die Basis im Saalekreis großteils nicht gewollt hatte. Schon bei der Frage des CDU-Vorsitzes hätte sie lieber Friedrich Merz gesehen als Kanzlerkandidat denn Marcus Söder. Auch Schweiger zählte zu den Befürwortern des CSU-Chefs. Um so bitterer die Erkenntnis, dass nun der Bundestrend gegen ihn gespielt hat. Ob die Wahl mit Söder besser gelaufen wäre?: „Da habe ich keine Ahnung, das ist Spekulation.“
Laschet sei nicht der Kandidat der Herzen gewesen, weder bei Christdemokraten noch bei Wählern
Auch Böttcher sagt, das wäre Kaffeesatzleserei und kritisiert doch das Nominierungsverfahren: Die Kandidatenkür sei von oben erfolgt, das sei ein Nachteil. Auch Kreisvize Schulze würde bei künftigen Grundsatzentscheidungen eine Mitgliederbefragung in der CDU begrüßen: „Dann hätte es bei der Nominierung des Spitzenkandidaten eine andere Mehrheit gegeben.“
Laschet sei nicht der Kandidat der Herzen gewesen, weder bei Christdemokraten noch bei Wählern. Dennoch hält es Schulze für zu kurz gegriffen, die Verluste nur an der Person Laschet festzumachen. Auch Stier moniert: Die CDU sei viel zu weit nach links gerutscht. Man müsse wieder mehr konservative Politik machen gerade in den Bereichen innere Sicherheit und Wirtschaft.