Burggymnasium Wettin Burggymnasium Wettin: So ist der Stand der Bauarbeiten an Burg und Neubau

Wettin - Seit Monaten donnern 40-Tonner durch die engen Straßen der Wettiner Altstadt hoch zur Burg und dann auch wieder runter Richtung Saale. Die Mittelburg wird saniert zugunsten des Burg-Gymnasiums. Doch warum muss das sein und was passiert dort genau? Und wie lange müssen die Anwohner das noch hinnehmen? „Viele Einwohner haben Informationsbedarf. Deshalb wollen wir den Bürgern zeigen, was auf der Burg los ist“, so Hartmut Handschak (parteilos), amtierender Landrat.
Vertreter des Landkreises Saalekreis und des Architekturbüros nitschke+kollegen architekten aus Weimar und des Landesamts für Archäologie und Denkmalpflege hatten zu einer Informationsveranstaltung in die Unterburg geladen, um interessierten Anwohnern Einblicke zu geben.
Burg baut für das Gymnasium um und aus
Handschak erklärte, dass der Kreis für Wettin ein neues Gymnasium brauche, dass der Bau auf der grünen Wiese zwar viel preiswerter gewesen wäre, doch dass damit das kulturhistorisch wertvolle Burg-Ensemble nicht mehr genutzt werden würde und damit dem Verfall preisgegeben wäre.
Aus diesem Grund baut man die Burg für das Gymnasium um und aus. Gegenwärtig befindet man sich mit dem Ausbau der Mittelburg im ersten Bauabschnitt, dem mit der Sanierung der Unter- und später der Oberburg zwei weitere Abschnitte folgen sollen.
Fachräume für Chemie, Physik, Biologie und Informatik
Nach dem Abriss alter Stallanlagen auf der Seite zur Saale, der Entkernung der einstigen Bibliothek und des kleinen Museums auf der anderen Hofseite sowie archäologischen Untersuchungen wurde mit dem Rohbau eines modernen Unterrichtsgebäudes begonnen, das sich harmonisch in das alte Gemäuer einpasst.
„Im April war dazu der Baubeginn“, sagt Architekt Stefan Nitzschke, der darauf hinwies, dass es schwer war, auch für ein solch großes Projekt Baufirmen zu finden. Der Rohbau des Unterrichtsgebäudes, in dem vor allem die Fachräume für Chemie, Physik, Biologie und Informatik samt Vorbereitungsräumen und Sanitäranlagen Platz finden, steht bis auf das Obergeschoss bereits. Alles wird behindertengerecht errichtet.
Festgebäude in der Mittelburg
Die Schwierigkeit dabei ist, dass das Gelände von der Seite der Oberburg in Richtung Unterburg ein starkes Gefälle aufweist, so dass bei den beiden Gebäudeteilen für die Unterrichtsräume ein Höhensprung von 1,30 Meter anfällt. Auch der wird barrierefrei zu überwinden sein durch den Einbau eines Fahrstuhls.
Alles entspreche den Normativen des Landes Sachsen-Anhalt für derartige Gebäude, war von Nitschke zu erfahren. Das ehemalige Festgebäude in der Mittelburg wird zum Verwaltungsgebäude des Gymnasiums, in dem Sekretariat und Schulleitung einziehen werden. Auf der anderen Seite des Burghofes entstehen neue Räume für die Bibliothek, ein Schülercafé und eine zentrale Energieversorgungsanlage im ehemaligen Hausmeisterhaus.
„Wir haben viele Varianten und Heizsysteme durchgerechnet“
„Wir haben viele Varianten und Heizsysteme durchgerechnet und uns für ein hocheffizientes Pellettheizsystem entschieden, das die gesamte Burganlage versorgen wird“, so Nitzschke. Die Belastung der Anwohner durch die großen Lkw wird mit dem Abschluss des Rohbaus im November stark reduziert sein. Wann der zweite Bauabschnitt, die Sanierung der Unterburg, beginnt, steht noch nicht fest. Der erste Bauabschnitt kostet rund 13 Millionen Euro. Da der Landkreis keine Fördermittel bekommen konnte, übernimmt er selbst die Kosten komplett.
Matthias Becker vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege berichtete zudem über die Ergebnisse der archäologischen Grabung, bei der unter anderem Reste der Burgmauer der Vorgängerburg gefunden wurden. Sie gab zudem Aufschluss darüber, dass das Gefälle im Bereich der Mittelburg einst viel stärker war. Im unteren Teil hätten die Archäologen gar nicht graben können, weil dort bereits früher eine Geländeaufschüttung von rund sechs Höhenmetern stattgefunden hat.
Im oberen Teil traten Reste eines alten Kellers und eines Kalkbrandofens aus dem 12. Jahrhundert zutage, der offenbar für die Errichtung der Oberburg genutzt wurde. Zudem fand man Hinweise, dass das Gelände schon in der Bronzezeit besiedelt war. (mz)