Breitensport Breitensport: Fusion scheitert

LANGENEICHSTÄDT/MZ. - Fragen über Fragen
Zu viele offene Fragen schwebten im Raum. Die entscheidende für die Mitglieder: Kann der SV Grün-Weiß Langeneichstädt mit seinen Tischtennisspielern oder der Gymnastikgruppe weiter bestehen, auch wenn für die Fusion mit Sportring Mücheln abgestimmt wird? Die Antwort von Vereinspräsident Mario Zwarg war eindeutig: "Nein". Dass sich nur die Langeneichstädter Fußballabteilung mit Sportring verbünde, sei ausgeschlossen. "Stimmt ihr für eine Fusion, werden Langeneichstädt und Mücheln aufgelöst, ein neuer Verein gegründet. Ihr könnt Grün-Weiß aber wieder neu gründen", erläuterte Zwarg Variante eins.
Variante zwei: "Löst sich Grün-Weiß auf, könnt ihr dem SV Geiseltal Mücheln beitreten. Ihr seid dann dort Mitglied, könnt aber weiter in Langeneichstädt Tischtennis spielen oder Gymnastik machen - weiter auf und in unseren Sportstätten. Mit dem SV Geiseltal ist dies abgesprochen, sogar ein Vorstandsmitglied könnt ihr stellen", versuchte der Präsident noch einmal seine Mitglieder zu überzeugen. Doch dies half alles nichts.
Die Verschmelzung fand am Samstagabend in Langeneichstädt keine Mehrheit. Von 130 Mitgliedern beteiligten sich 97 an der Abstimmung. 49 kamen im Vereinsraum zusammen, 48 hatten ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Nach Auszählung aller Stimmen waren nur 29 Mitglieder für eine Fusion, 67 dagegen, einer enthielt sich. Gerade einmal 30 Prozent hatten sich also für eine Verschmelzung ausgesprochen. 75 Prozent, beziehungsweise 73 Mitglieder, hätten laut Langeneichstädts Satzung ihr "Okay" geben müssen.
"Dieser Ausgang ist einfach nur enttäuschend", sagte Präsident Zwarg gegenüber der MZ. Man habe in der letzten Mitgliederversammlung alle Fragen schon einmal erläutert, unter anderem was man bezwecken wolle, wie der Ablauf ist. "Und heute werden dieselben Fragen wieder gestellt", schüttelte Zwarg mit dem Kopf. "Ich dachte, wenn die Fusion scheitert, dann an Sportring. Und jetzt scheitert der Zusammenschluss an uns."
Hin- und Hergerissen
Bei der Abstimmung in Mücheln hatten am vergangenen Dienstag 90 Prozent der Mitglieder für den Zusammenschluss gestimmt. Da Sportring ein reiner Fußballverein ist, konnte man dort scheinbar die Ziele dieser Fusion besser verkaufen. In erster Linie ging es nämlich darum, die Kräfte der beiden Fußballabteilungen zu bündeln. Finanzielle Vorteile für die Stadt Mücheln, die Träger beider Sportanlagen ist, hätten sich zudem ergeben.
Während sich die Fußballer von Grün-Weiß bei der Abstimmung am Samstag untereinander schon nicht einig waren - etwa die Hälfte stimmte dagegen, boten die Mitglieder, die in den anderen Abteilungen Sport treiben, den Fusions-Fürsprechern die Stirn. Der 62-jährige Hans-Ullrich Wille, der von 1991 bis zu einer schweren Erkrankung vor sieben Jahren Langeneichstädts Vereinsvorsitzender war, meldete sich bei der Diskussion zu Wort: "Ich bin völlig hin- und hergerissen", sagte er. Zum einen könne er das Anliegen der Fußballer verstehen, zum anderen wolle er aber nicht, dass der Verein kaputt gehe. "Hier haben mal über 400 Mitglieder Sport getrieben", erzählte er von alten Zeiten. Heute ist der ehemalige Sportlehrer der "Vorturner" einer Gymnastikgruppe, die altersgerechten Sport treibt.
100 Jahre Tradition
Auch der 39-jährige Torsten Bernau, der mit den Tischtennis-Herren von Grün-Weiß vor kurzem in die Kreisliga aufgestiegen ist, erhob sich bei der Diskussion von seinem Stuhl: "Wollt ihr 100 Jahre Tradition einfach so platt machen?" Keine Antwort. Die Langeneichstädter begehen in diesem Jahr ihr 100-jähriges Vereinsjubiläum und für Bernau war die Situation unverständlich. "Wir können entscheiden zwischen Tradition und Geld", legte er nach und äußerte seinen Unmut, dass finanzielle Einsparungen eine größere Rolle spielen würden. Gerhard Mögelin (73), fast 60 Jahre im Verein, sprach sich ebenfalls gegen die Fusion aus. "Eine Angliederung an Mücheln hatten wir schon einmal in den 50er Jahren. Ganz von vorn mussten wir danach, Anfang der 60er, wieder anfangen", mahnte er, der unter anderem einer ist, der den Sportplatz in Langeneichstädt mit aufgebaut hat.
"Die Geschichte ist vom Tisch", waren die Schlussworte von Fußball-Abteilungsleiter Maik Patzner.