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Behindertensport Behindertensport: Höchstleistung im Rollstuhl

Von ANKE LOSACK 13.09.2011, 16:23

OBHAUSEN/MZ. - "Jetzt bin ich wieder frisch belüftet", sagt der 85-jährige Erhardt Lux mit einem Lächeln. Auf dem Weg zu seiner zweiten von zehn zu absolvierenden Stationen bei den 19. Sportspielen für Behinderte und ihre Freude am Samstag auf dem Sportplatz in Obhausen legt der im Rollstuhl sitzende Merseburger einen Boxenstopp ein.

Werner Seeburg, Hausmeister im Obhäuser Kulturhaus, kommt zur Hilfe. "Auf den Reifen des Rollstuhls ist doch gar keine Luft drauf", sagt Seeburg. Der Hausmeister holt einen Kompressor. Zisch, Luft auf den linken Reifen. Zisch, Luft auf den rechten Reifen. Fertig. Jetzt sind wieder Höchstleistungen möglich. Erhardt Lux ist auf den Rollstuhl angewiesen. "Ich hatte Kinderlähmung", sagt Lux. "Laufen kann ich nur noch bedingt, mit zwei Stöcken. Aber auch nur etwa 100 Meter."

Der Rollstuhl hindert den 85-Jährigen jedoch nicht daran, Sport zu treiben. Mit Ehefrau Erika, ebenfalls 85 Jahre, gehört er dem Behinderten- und Senioren-Sportverein (BSSV) Merseburg an. Dort treffen sie sich einmal in der Woche mit weiteren Mitgliedern in der Rischmühlen-Halle und machen Kraftübungen. "Außerdem gehe ich einmal in der Woche zum Kegeln und zum Schwimmen", sagt Lux stolz. Damit ist er bestens vorbereitet, um bei den Sportspielen teilzunehmen. An jeder der zehn aufgebauten Stationen will er sich versuchen. Mit seinen 55 von 75 zu erreichenden Punkten beim Zielwurf in den Reifen ist er zufrieden. Erhardt Lux weiß: "Wenn das nicht zu einer vorderen Platzierung gereicht hat, ist mir und meiner Frau ein Titel sicher. Wir werden wie schon im letzten Jahr das älteste teilnehmende Ehepaar sein."

Während sich Lux im Rollstuhl zu seiner dritten Station, dem Würfelspiel, durchgeführt mit riesigen Schaumstoffwürfeln, bewegt, ist der 45-jährige Jörg Lehmann ein paar Meter weiter voll konzentriert. Über Riesenmikados gebückt, schaut er, wie er aus dem Wirrwarr einen Stab nach dem anderen herausziehen kann. Natürlich ohne dass ein Stab wackelt. Und er findet immer wieder den richtigen Kniff. Dreimal müssen die Helfer alle Stäbe auf den Boden fallen lassen, denn das Spiel ist erst vorüber, wenn sich der erste Stab bewegt. Zweimal räumt der Merseburger alle Stäbe ab.

170 Aktive unterstützt von etwa 60 Helfer absolvieren am Samstag zehn Disziplinen, bei denen in unterschiedlichem Maße Geschick, Kraft, Koordination und Konzentration gefragt ist. "Wir haben Wert darauf gelegt, ein sportlich abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen", sagt Hans Güntsch, der Vorsitzende der SG Einheit Querfurt. Sein Verein organisiert die Veranstaltung alljährlich in Gemeinschaft mit der Heilpädagogischen Hilfe Querfurt und dem Behindertenverband Querfurt.

"Sonst hatten wir immer nur neun Disziplinen", sagt Güntsch. "Als zehnte Disziplin ist dieses Mal der Wettbewerb Skooterslalom dabei, möglich gemacht durch Frank Necke und die Firma Wepomed. Sie stellt einen elektrischen Rollstuhl für diesen Wettbewerb zur Verfügung", so Güntsch. Trotz zahlreicher Nutzung benötigt dieser Rollstuhl aber bis zum Wettkampfende keinen Boxenstopp.