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Er nähte Hunderte Masken für seine Mitbürger Bad Lauchstädt hilfsbereiter Schneider darf sein Geschäft endlich wieder öffnen

Als Masken noch Mangelware waren, nähte der 55-Jährige sie ehrenamtlich im Akkord.

Von Robert Briest Aktualisiert: 27.05.2021, 18:52
Mai Van kann nun wieder im eigenen Laden Hand anlegen.
Mai Van kann nun wieder im eigenen Laden Hand anlegen. Foto: Robert Briest

Bad Lauchstädt - Die Masken hängen noch auf der Plexiglasscheibe vor dem Verkaufstresen, an dem Mai Van seine Nähmaschine rattern lässt. Schwarzer Stoff, bestickt und bedruckt mit farbigen Mustern. Nur verkaufen ließen sie sich eigentlich nicht mehr, berichtet der Schneider, der gemeinsam mit seiner Frau den Laden für Textilien und Schuhe am Bad Lauchstädter Penny-Markt führt. „Die Stoffmasken sind nicht mehr gefragt.“ Heute brauche man medizinische oder FFP-2-Masken.

Geschäftsmann nähte im Akkord mit Ehrenamtlichen Masken für Mitbürger

Daran war im vergangenen Jahr noch nicht zu denken. Die Pandemie war noch jung und ebenso die Vorschrift Masken zu tragen. Auch das Angebot war knapp. Einige Läden verkauften selbstgenähte Stoffexemplare für zehn teils sogar 15 Euro pro Stück. Nicht so Mai. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der vietnamesischen Gemeinschaft in und um Merseburg stampfte er in der Kreisstadt kurzerhand eine Maskenmanufaktur aus dem Boden.

Arbeitsort war das asiatische Restaurant Dynastie von Inhaberin Le Thi Kim am Planetarium. Im Akkord fertigten sie dort aus alten Bettlaken und Tischdecken mit Hilfe von Schablonen und Nähmaschinen Masken. Ehrenamtlich. „Gut zwei Monate lief das“, erzählt Mai. Mehrere Tausend Masken entstanden so, die die Helfer an die Stadt übergaben, die sie an soziale Einrichtungen weiterverteilte.

Hilfbereiter Schneider aus Bad Lauchstädt kann sein Geschäft endlich wieder öffnen

„Wir machen das für die Stadt, für die Gesundheit von Alt und Jung, Groß und Klein“, begründete der 55-Jährige sein Engagement damals. Für sein Familienunternehmen stand da jedoch noch eine lange Leidenszeit bevor. Seit 2008 habe man bereits das Geschäft am heutigen Standort. Textilienverkauf, Änderungsschneiderei, Reinigung, sagt Mai.

Doch von den vergangenen 15 Monaten hätten sie fast neun Monate zwangsweise geschlossen. „Die meiste Zeit waren wir zu Hause. Nur manchmal hat sich ein Kunde angemeldet, da hatte ich dann was zum Nähen oder meine Frau für die Reinigung.“ Sie hätten in dieser Zeit wirtschaftlich große Verluste gemacht, berichtet der dreifache Familienvater. Aber damit seien sie nicht allein gewesen. „Corona macht alle kaputt.“

Seit Dienstag gibt es für den Schneider allerdings einen Lichtblick. Die Geschäfte im Saalekreis dürfen Kunden wieder ohne Termin und Test empfangen. Bisher seien aber noch nicht viele gekommen, sagt Mai. Er vermutet, dass viele auch noch Angst wegen Corona haben. „Die Leute leben nach diesen sechs Monaten ein anderes Leben.“ (mz)