Aqualeuna will einen Produktionsbereich schließen Aqualeuna will einen Produktionsbereich schließen: Jeder Dritte müsste gehen

Leuna - Während im Skyhotel in Merseburg Arbeitgeber und Betriebsrat diskutieren, haben einige Mitarbeiter der Firma Aqualeuna ihre Mittagspause genutzt, um für die Erhaltung von 40 Arbeitsplätzen zu kämpfen. Mit Plakaten, einem Banner und an der Seite der Industriegewerkschaft (IG) Metall bleibt ihnen aber nur das Hoffen.
Denn vor Kurzem hat die Geschäftsführung den 120 Mitarbeitern eröffnet, dass ein Drittel der Belegschaft abgebaut und mit ihnen ein wichtiger Produktionszweig des Unternehmens geschlossen werden soll. Aqualeuna gehört zur italienischen Aquafil-Gruppe, die mehrere Standorte in Europa betreibt und Garne, beispielsweise für Teppiche, herstellt. Abgeschafft werden soll nun jene Abteilung, in der aus einzelnen Fäden Garn entsteht.
Geschäftsführung von Aqualeuna äußert sich in einer schriftlichen Stellungnahme
Erstmals hat sich am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme auch die Geschäftsführung dazu geäußert. „Aufgrund der Marktsituation im Bereich der Garne für Residentialteppiche (Heimbereich), vor dem Hintergrund der politischen Situation in Nahost sowie der Brexit-Thematik, ist beginnend mit dem dritten Quartal in 2016 ein Auftragsrückgang in diesem Segment, bis hin zum vollständigen Ausfall der Kundenbestellungen, zu verzeichnen“, schreibt Geschäftsführer Andreas Otto.
Dadurch habe man Aktivitäten einleiten müssen, um den Fortbestand der Garnproduktion in Leuna auch in Zukunft zu sichern. Daher soll die Produktpalette angepasst werden, und in Zukunft wolle sich der Standort auf spinndüsengefärbtes Garn konzentrieren.
Aqualeuna: Zum eigentlichen Stellenabbau positioniert sich das Unternehmen derweil noch nicht
Zum eigentlichen Stellenabbau positioniert sich das Unternehmen derweil noch nicht. Am Montag haben die zweiten Gespräche mit einer Einigungsstelle stattgefunden. Laut Almut Kapper-Leibe, Geschäftsführerin der IG Metall Halle-Dessau, werden in diesem Fall die Gespräche zwischen Betriebsrat und Unternehmen von einem Dritten begleitet. „Eine Tendenz wie die Gespräche laufen, lässt sich jetzt noch nicht absehen“, sagt die Gewerkschafterin am Nachmittag. Ein weiteres Treffen soll in der kommenden Woche folgen.
Ziel der Aktion am Montag vor dem Skyhotel in Merseburg war, noch einmal den Arbeitgeber aufmerksam zu machen. Zwar hoffe auch Almut Kapper-Leibe, dass die Jobs noch erhalten werden können, doch sollte dies nicht der Fall sein, sollte zumindest ein guter Sozialplan stehen. Es gebe aber noch einige Punkte, die zu klären seien.
Aqualeuna: Für die Mitarbeiter ist das nicht der erste größere Stellenabbau
Für die Mitarbeiter ist das nicht der erste größere Stellenabbau. Bereits 2013, als das Unternehmen von Xentrys zur Aquafil-Gruppe wechselte, wurden zwischen 120 und 130 Stellen abgeschafft. Die Zahl der Mitarbeiter hatte sich so halbiert. Verhindert werden konnte der Abbau damals nicht. „Nach dem Gesellschafter- und Inhaberwechsel hatte die Aquafil-Gruppe ein anderes Konzept für den Standort in Leuna“, erzählt Kapper-Leibe.
Angestellte berichten nun, dass sich ihr Arbeitspensum nach den Entlassungen vor fünf Jahren um 50 Prozent erhöht habe. Das und die körperliche Belastung sorgen zunehmend auch für einen hohen Krankenstand. „Der kostet natürlich auch Geld, aber das wär nicht nötig, wenn man die Angestellten nicht so kaputt machen würde“, kritisiert Kapper-Leibe. Eine Angestellte, die fast zwei Jahrzehnte im Unternehmen tätig ist, habe ähnlich wie Kolleginnen Probleme. Neun Kilogramm wiege eine Spule Garn, etwa 180 Mal am Tage würde sie diese anheben und tragen. (mz)