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Aktion für lokale Unternehmer Aktion für lokale Unternehmer: Langfristige Lösungen für das Handwerk?

Von Melain van Alst 05.02.2021, 10:00
André Herzog
André Herzog Herzog

Merseburg/Teutschenthal - Ein dritter Lockdown käme einer Katastrophe gleich, meint André Herzog. In vierter Generation führt er einen Friseurladen in Teutschenthal und beteiligt sich an diesem Freitag an einer Aktion der Handwerkskammer Halle, die auch Firmen im Saalekreis vertritt. Herzog ist Obermeister der Innung für Friseure und Kosmetiker und sieht den Berufsstand in Gefahr.

Wie wohl Städte aussehen, wenn Friseure, Kosmetiker oder Fußpfleger geschlossen wären? Am Freitag wollen es die Betroffenen zeigen, indem sie ihre Läden verhängen. Die Aktion dient dazu, Aufmerksamkeit vor allem für die kleinen Unternehmer zu schaffen und darzustellen wie Innenstädte veröden könnten. „Wir befinden uns im zweiten Lockdown“, sagt Herzog stellvertretend. Er und seine Berufskollegen seien sich ihrer gesellschaftlichen Pflicht bewusst, bei der Eindämmung der Pandemie zu unterstützen. Doch es sei ein Punkt erreicht, wo vielen das Wasser bis zum Hals stehe.

„Uns bleibt nur, von der Hand in den Mund zu leben.“

Gerade im ersten Lockdown seien die staatlichen Hilfen gut angelaufen, doch mittlerweile klappe das nicht mehr. „Uns bleibt nur, von der Hand in den Mund zu leben.“ Erschwerend komme in diesem Bereich hinzu, dass es oft kleine Unternehmen seien, teils Einzelkämpfer, die wenig Eigenkapital in der Rückhand hätten. „Für viele ist das eine existenzielle Frage und sorgt für unzählige schlaflose Nächte“, sagt der Obermeister besorgt. „Wir fühlen uns von der Politik vergessen.“

Was Herzog aber vor allem stört, ist dass es keine langfristigen Strategien und Lösungen gibt. „Mit dieser Salamitaktik ist uns nicht geholfen.“ Die Unsicherheit sei groß, dass Licht am Ende des Tunnels nicht zu erkennen. Dabei sei es ihre größte Sorge, dass die Politik sich an dem Inzidenzwert von 50 festhalte und vorher keine Öffnung der Friseure ermöglichen könnte. Er hofft, wie so viele, auf den 15. Februar und ein Ende des Lockdowns.

Aber ganz nebenbei werde ein sich lang abzeichnendes Problem durch die wiederholten Schließungen nun verschärft: der Fachkräftemangel. Herzog glaubt, dass jene Angestellten, die gerade zu Hause sind, nicht arbeiten können, sich womöglich eine krisensichere Branche suchen könnten. „Damit nimmt der Fachkräftemangel sogar noch Fahrt auf“, prognostiziert er. (mz)