17,6 Millionen Euro versenkt 17,6 Millionen Euro versenkt: Millionenkosten durch spekulative Finanzgeschäfte

Bad Dürrenberg - Nach einer langen Sitzung der Verbandsversammlung geht Franz-Xaver Kunert am Donnerstag an die Öffentlichkeit: Der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung (ZWA) Bad Dürrenberg hat bereits 11,26 Millionen Euro in riskante Derivatengeschäfte investiert.
„Das bedeutet, die Aufwendungen wären ohne die Derivatgeschäfte nicht geflossen“, erklärt Geschäftsführer Kunert auf Nachfrage. Erwartet wird zudem, dass der Verband weitere 6,36 Millionen Euro in Zukunft für diese Geschäfte aufbringen muss. Das geht aus einer Mitteilung hervor. In Summe könnten so 17,6 Millionen Euro in die Finanzgeschäfte gesteckt werden.
Ab 2012 wurden spekulative und hochriskante Derivate per Erlass des Innenministeriums verboten
Der öffentliche Teil der Verbandsversammlung am Mittwoch ist schnell abgehakt. Danach folgt der nicht öffentliche Teil, indem die Derivatgeschäfte des Verbandes diskutiert werden. Mit dabei an diesem Abend ist auch die Kommunalaufsicht des Burgenlandkreises, die für den Verband zuständig ist. Es deutet sich Bewegung an.
Im April hatte der Rechnungsprüfungsbericht den ZWA und damit auch Kunerts Tisch erreicht. Darin hat der Landesrechnungshof aus Dessau den Verband genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass insgesamt 51 sogenannte Derivate von 1999 bis 2011 abgeschlossen worden. Dabei handelt es sich um komplexe Finanzinstrumente, die auch als Zinstauschgeschäfte bezeichnet werden. Ab 2012 wurden dann spekulative und hochriskante Derivate per Erlass des Innenministeriums verboten.
Derivate im Fall von Bad Dürrenberg unwirtschaftlich und spekulativ
Der Landesrechnungshof kam nun zu dem Ergebnis, dass die Derivate im Fall von Bad Dürrenberg unwirtschaftlich und spekulativ seien. Der Verband, dessen Einzugsgebiet von Bad Dürrenberg, über Leuna und Schkopau bis in den Burgenlandkreis nach Teuchern, Lützen, Weißenfels und Hohenmölsen reicht, hat daraufhin reagiert und eine Revision beauftragt sowie externe Experten hinzugezogen.
Es sind erste Erkenntnisse, die Kunert am Donnerstag bekannt gibt. Fast 300 Seiten hat der Bericht der externen Berater, die in den vergangenen Wochen im Verband ausgewertet wurden. Er hat die Geschäfte noch einmal untersucht. „Wir wollen es transparent aufarbeiten und leiten die hierzu notwendigen Maßnahmen ein“, sagt Kunert.
„Wie sich der Marktwert verändert, hängt von der Entwicklung des Zinsniveaus ab“
Der Mitteilung ist zu entnehmen, dass die 6,36 Millionen Euro eine „abstrakte“ Zahl ist. Denn diese noch folgenden Kosten beziehen sich auf Derivate, die immer noch laufen. Ein Großteil dieser Geschäfte endet zwar in den Jahren 2021 und 2022. Eine Derivat hat laut Landesrechnungshofes jedoch eine Laufzeit bis 2041. „Wie sich der Marktwert verändert, hängt von der Entwicklung des Zinsniveaus ab“, sagt Kunert.
Klar ist jedoch, dass Geschäfte, die in der Vergangenheit ein hohes Minus verursacht haben, umgeschichtet und durch andere Derivate ausgeglichen wurden. Die Rede ist von gut vier Millionen Euro. Diese Zahl hatte der Landesrechnungshof bislang als entstanden Schaden erwartet. (mz)