Projekte der FH Magdeburg-Stendal Projekte der FH Magdeburg-Stendal: Wasser für Jordanien und ein Kompetenzzentrum für Kuba

MAgdeburg - Ein Millionenprojekt feiert Geburtstag: Seit zehn Jahren gibt es die Deutsch-Jordanische Hochschule (German Jordanian University, GJU) in Amman, der Hauptstadt des Königreichs im Nahen Osten. „Es ist die erste und einzige Fachhochschule in der arabischen Welt. Der Fokus liegt auf angewandter Forschung und Lehre“, sagt Christof Mühlberg von der Hochschule Magdeburg-Stendal.
Die GJU sei auf Wunsch des jordanischen Königs entstanden, der mit dem Vorschlag an das Bundesbildungsministerium herangetreten war. „Er wollte eine Hochschule mit Absolventen, die sofort in der Praxis einsetzbar sein“, sagt Mühlberg. Das sei vorher nicht möglich gewesen. Die GJU wurde deshalb nach dem Vorbild einer deutschen Fachhochschule konzipiert, hat aber Promotionsrecht.
Es wurden auch Studiengänge aus Deutschland übernommen, die hohen Praxisbezug haben, weil auch Lehrkräfte aus der Industrie verpflichtet werden. So wurde beispielsweise der Studiengang Wasserwirtschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal nach Amman „exportiert“. Doch anders als erwartet, hatte der anfangs in dem Wüstenstaat gar keinen so guten Stand, erzählt Mühlberg, doch das wandle sich nach und nach.
Derzeit sind nach eigenen Angaben rund 3 800 Studenten an der Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU) in Amman immatrikuliert. 2 000 Studenten haben ihr Studenten bereits abgeschlossen.
Der Lehrbetrieb hat 2005 mit einem Bachelor- und Masterprogramm begonnen. Die Bachelorstudiengänge sind zwischen acht und zehn Semester lang.
Neben der Hochschule Magdeburg-Stendal kooperieren rund 90 Universitäten und Hochschulen in Deutschland mit der GJU. In Kooperation mit der Hochschule Anhalt werden Chemie und Pharmatechnik angeboten.
Doch was hat nun die Hochschule Magdeburg-Stendal damit zu tun? Hier ist das Projektbüro der GJU angesiedelt, das sich um die Finanzierung der Programme und den Deutschlandbezug des Projektes kümmert. Die Leitung hat Altrektor Andreas Geiger inne, Mühlberg ist Projektkoordinator. „Jährlich fließen 1,4 Millionen Euro in den Aufbau der GJU und etwa eine weitere Million in Stipendienprojekte“, erklärt Mühlberg. Die Finanzierung erfolge mit Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und gehe an die GJU für das deutsche Personal, die Lehrer und in Stipendien, erklärt Rektorin Anne Lequy. Die Hochschule ist damit derzeit das größte sogenannte Bildungsexportprojekt Deutschlands.
„Das ist unser Tor nach Osten, ins Ausland“, sagt Rektorin Lequy, und es sei ein Projekt, das auf stabilem Fundament gebaut sei. Sie sehe nun „Phase 2“ als ihre Aufgabe: Dass an der Hochschule Magdeburg-Stendal mehr mit dem Projekt gemacht werde, dass mehr deutsche Studenten dort ein Auslandssemester einlegen. Und sie macht deutlich: Jordanien sei ein stabiles Land, das in einer Region voller Konflikte eine wichtige Rolle spiele. Für die GJU gilt zudem: „Das ist eine exzellente Hochschule mit Elite-Charakter“, sagt Lequy. Allerdings ist sie nicht kostenlos: Zwischen 3 000 und 3 500 Dinar (etwa 4 000 bis 4 600 Euro) kostet laut Mühlberg das Studium im Jahr.
Und: „Es muss der Spagat zwischen Kultur und Mentalität der Jordanier und dem, was die moderne Welt fordert, geschafft werden“, sagt Mühlberg. Sowohl in Jordanien als auch in Deutschland. Die meisten Schwierigkeiten seien interkultureller Natur, sagt Mühlberg, wenn nämlich die Jordanier für ihr Pflichtjahr nach Deutschland kommen und damit zum ersten Mal ihr Elternhaus verlassen. 400 Jordanier sind es jedes Jahr. Doch Rektorin Anne Lequy habe schon öfter von den Jordaniern nach Ende des Deutschlandjahres gehört: „Das hat mich reicher gemacht.“
Mehr zur GJU im Internet unter: www.gju.edu.jo
Über ein Kompetenzzentrum für Abfall- und Wasserwirtschaft in Kuba lesen Sie auf Seite 2.
Umweltbildung schafft bessere Systeme
„Unser Ziel ist das Transferieren von Wissen, daher sind Sachmittel eher gering“, sagt Gilian Gerke und beschreibt damit den Kern eines neuen Programms, das die Hochschule Magdeburg-Stendal mit der Universität Holguín im Osten Kubas ins Leben gerufen hat.
Innerhalb von vier Jahren soll dort ein „Kompetenzzentrum für Stoffstrom- und Ressourcenwirtschaft“ entstehen, wofür der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) 190 000 Euro bereitstellt.
Der Wissenstransfer erfolge, so die Professorin am Fachbereich Wasser- und Kreislaufwirtschaft und Prorektorin für Internationales, mittels Lehrveranstaltungen in Kuba sowie „möglichst frühzeitig“ mit dem beiderseitigen Austausch von Studenten und Professoren sowie mit mehreren zweiwöchigen Kursen jährlich für externe Ingenieure. Aber auch die Bevölkerung soll einbezogen werden. „Es soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden“, sagt Gerke. Das alles passiere dabei in einem recht stark staatlich kontrollierten Umfeld. „Ich hoffe, dass sie sich tatsächlich öffnen“, sagt Gerke.
Gerade in den Bereichen Abfallwirtschaft und Wasserwirtschaft gebe es in Kuba großen Nachholbedarf, weil es weder geordnete Deponien noch flächendeckend eine kontinuierliche Trinkwasseraufbereitung gebe, sagt Gerke. Doch so wie in Deutschland könne man die Themen nicht angehen, das funktioniere nicht. „Man muss Konzepte neu denken“, sagt Gerke, und müsse diese an die Kultur in Kuba anpassen - zumal der Staat und die Bürger kaum über Geld verfügen. Damit seien Entsorgungssysteme mit Gebühren oder Pfand nicht umsetzbar. Neben gesetzlichen Vorgaben, Kontrollen, Infrastruktur und Geld brauche es daher vor allem Umweltbildung, dann sei ein vernünftiges System möglich, sagt sie.
Langfristig soll die Universität in Holguín die Arbeit selbständig fortführen können und das Kompetenzzentrum eigene wasser- und abfallwirtschaftliche Projekte planen und umsetzen - beispielsweise eine Versuchspflanzenkläranlage auf dem Campus der Universität. (mz)
