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Paten in der Schule Paten in der Schule: Große helfen Kleinen

Von Petra Korn 06.04.2018, 14:59
Abel (l.) und Lisa sind zur Kreativ-AG gekommen. Zuvor lösen sie noch einige Matheaufgaben. Falls Hilfe gebraucht wird, steht ihnen Schülerpate Lucas Schmidt zur Seite.
Abel (l.) und Lisa sind zur Kreativ-AG gekommen. Zuvor lösen sie noch einige Matheaufgaben. Falls Hilfe gebraucht wird, steht ihnen Schülerpate Lucas Schmidt zur Seite. Korn

Quedlinburg - Gina packt das Mathebuch aus. „Ich bin hier nicht richtig fertig geworden“, zeigt sie auf die Seite „Erweitern und Kürzen von Brüchen“. Abel und Lisa, die wie Gina in der Klasse 5a der Bosseschule - einer Sekundarschule in Quedlinburg - lernen, geht es ähnlich. Während die Fünftklässler ihre Aufgaben lösen, lässt Lucas Schmidt seine Blicke prüfend schweifen. „Ich greife ein, wenn es Probleme gibt“, sagt der Schüler der 9a. Doch das ist nicht erforderlich. Und so kann die Kreativ-AG starten - eigentlich der Anlass, zu dem alle in den gemütlichen Raum im Dachgeschoss des Schulhauses gekommen sind. Die Fünftklässler basteln für Ostern, unterstützt durch Lucas Schmidt. „Es macht einfach Spaß, den Kindern zu helfen, kreativ zu sein“, sagt er. Lucas ist einer von insgesamt acht Schülerpaten, die derzeit an der Bosseschule in der Kreativ-AG oder bei der Hausaufgabenhilfe tätig sind.

Angeboten werden diese im Rahmen der Schulsozialarbeit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Kreisverband Harz. Diese Arbeit ist sehr vielfältig, sagt Hannes Helmholz. Sie reicht vom Kummerkasten für Eltern, Schüler, aber auch Lehrer über Sozialkompetenztraining in den Klassen bis hin zu den Nachmittagsangeboten, erklärt der Schulsozialarbeiter. „Hausaufgaben, basteln oder die Trommel-AG - das geht dabei ineinander über. Wichtig ist, dass es hier an drei Tagen in der Woche einen offenen Bereich gibt, in dem Schüler Hilfe finden können, sei es bei den Mathehausaufgaben oder wenn ein Lernplakat nicht fertig ist“, sagt Helmholz. Was dafür „unendlich gebraucht wird, sind Stifte, Farbe, Papier, die man immer vorrätig haben muss“.

Die Tür zum Schulsozialarbeitsraum steht allen Schülern offen. Angebote zu nutzen, ist freiwillig. „Zur Hausaufgabenhilfe kommen die fünften Klassen recht regelmäßig, meist fünf, sechs Kinder“, sagt Hannes Helmholz. „Auch Schüler der oberen Klassen kommen immer mal.“ Speziell die fünften Klassen stehen dabei - neben dem Schulsozialarbeiter - die Schülerpaten zur Seite. Aktuell ist an der Bosseschule der vierte Jahrgang im Einsatz: Jugendliche aus den neunten Klassen. „Sie begleiten in erster Linie die fünften Klassen durch das erste Schuljahr an der Sekundarschule“, sagt Hannes Helmholz.

Entstanden war die Idee der Schülerpaten im Rahmen eines Projektes über den Landkreis Harz zum Wechsel von Grund- zu weiterführenden Schulen. Derzeit ist Hannes Helmholz dabei, den fünften Jahrgang Schülerpaten vorzubereiten. „Ich gehe in die achten Klassen und frage, wer Lust hat mitzumachen.“ Das Interesse sei groß. Zehn Schüler würden auch nach Rücksprache mit den Klassensprechern ausgewählt. „Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit“, nennt Helmholz Voraussetzungen, die potenzielle Paten mitbringen müssen. Gemeinsam mit dem Sachgebietsleiter Jugend, Kultur und Sport bei der Stadtverwaltung werden die Jugendlichen dann zwei Tage lang ausgebildet. „Ihr Einsatz beginnt am ersten Schultag.“

So bietet Lucienne Juline Gloza aus der Klasse 9a seit Schuljahresbeginn als Schülerpatin bei der Hausaufgabenhilfe Unterstützung an. „Ich finde es sehr interessant, sich mit jungen Menschen zu beschäftigen und Hilfe zu leisten“, sagt die 15-Jährige. Das gehe „in alle Richtungen, je nachdem, was an Schulstoff dran ist“, erklärt sie. So sei ihre Unterstützung bisher beispielsweise bei Matheaufgaben gefragt gewesen oder zum Fach Biologie, als es dort um die Fortpflanzung von Pflanzen gegangen sei.

Nils, Valeria und Leonard aus der 5b kommen gern ins Dachgeschoss des Schulhauses. „Es macht Spaß, mit Freunden hier zu sein und zusammen Hausaufgaben zu machen“, sagt Leonard. Dass ihnen dabei auch Schülerpaten zur Seite stehen, finden die drei gut. „Sie haben für uns Zeit und machen die Aufgaben mit uns zusammen“, sagt Nils. Und Schülerpaten könnten Dinge „besser erklären“, weil sie solche Aufgaben vor einigen Jahren selbst hätten bewältigen müssen, meint Valeria. Sich nun erneut mit dem Unterrichtsstoff auseinanderzusetzen, findet Lucienne Juline auch „ganz praktisch. Da kann ich das alles für mich selbst noch einmal wiederholen“.

„Kinder müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen“, sagt Hannes Helmholz. Die Arbeit als Schülerpate sei da „ein ideales Übungsfeld“, so der Schulsozialarbeiter. Die Aufgabe, die jüngeren zu begleiten, „das nehmen die älteren Schüler auch sehr ernst“, sagt Helmholz und nennt dafür auch eine Zahl: „Im vergangenen Jahr haben die Schülerpaten insgesamt rund 450 Stunden ehrenamtliche Arbeit in der Schule geleistet. “

(mz)