Palast der Republik Palast der Republik: Abrisshilfe aus Bernburg
Berlin/Bernburg/MZ. - "Bierflaschen fliegen uns heute nicht mehr um die Ohren", erzählt Polier Detlef Wendt. Anfang 2006 war das noch anders. Damals wurde neben zwei anderen Unternehmen auch die Bernburger Firma Jaeger Umwelttechnik damit beauftragt, den Palast der Republik stückweise auseinander zu nehmen. Als die Arbeiter mit dem Abbruch begannen, hatte man mit heftigem Gegenwind zu kämpfen, erinnern sich Wendt und sein Polier-Kollege Jürgen Fischer. "Es gab Demonstrationen gegen den Abriss und einige haben sogar mit leeren Flaschen nach uns geworfen." Mittlerweile habe sich jedoch alles beruhigt.
Es ist ohnehin nichts mehr zu retten von dem symbolträchtigen Prunkbau der Honecker-Ära. Denn es steht nur noch das Stahlskelett. Das so genannte Baufeld 2 ist Geschichte. Hier befanden sich das Foyer mit der riesigen gläsernen Blume und die Gastronomie. Die letzten zwei Träger wurden vor wenigen Tagen auseinanderschweißt und anschließend demoniert.
Doch selbst das restliche Skelett beeindruckt in seiner Größe - und seinem Zustand, denn der Schwedenstahl macht den Eindruck, dass der Palast damals für die Ewigkeit gebaut wurde. Rund 20 000 Tonnen bester Stahl, der zum Schrott mutiert, hielten einst das Statussymbol der DDR zusammen. Jetzt bringt der Schrott Berlin eine stattliche Summe ein. Den Verkauf hat sich der Senat vorbehalten. Bei derzeit weit über 100 Euro pro Tonne ein gutes Geschäft, das die Abrisskosten etwas mildern hilft. Durch die Belastung mit Asbest und dessen kostspielige Beseitigung sind die nämlich weitaus höher, als bei vergleichbaren Gebäuden. Die Angaben schwanken zwischen 20 Millionen bis 60 Millionen Euro.
Technisch, sagen die beiden Poliere, rechtfertigte nichts den Abriss. "Der Bauzustand war einwandfrei", erklärt Fischer. Aber Fischer hängt nicht an dem Prestigebau der DDR. "Der Abriss sichert meinen Job und den der 55 anderen Arbeiter hier", sagt er. Vor 15 Jahren war er noch ganz anders emotional beteiligt. "Mitgenommen hat mich damals, als ich meinen alten Arbeitsplatz abreißen musste", erzählt er. Er hatte lange im Kraftwerk "Schwarze Pumpe" in der Lausitz gearbeitet und war später an dessen Demontage beteiligt. "Jetzt habe ich keine Emotionen mehr, wenn wir etwas abreißen."
Sein Kollege Wendt sieht das ähnlich. Aufgewachsen in Teutschenthal, war er 1985 in die Lausitz gekommen, verdiente im Kohlebergbau sein Geld und bekam nach der Wende eine Arbeit bei einer Gesellschaft, die die Förderbrücken abriss. Seit fünf Jahre ist er nun bei dem Bernburger Unternehmen. Das Schicksal des Palastes ist Wendt an sich egal. "Es tat aber weh, als wir die Bühnentechnik demontierten", blickt er zurück. "Die war vom Feinsten. Mechanisch ein perfektes Spiel von Kräften und Gegenkräften, wenn die Bühnen umgeschwenkt oder versenkt wurden."
Was langfristig mit dem Gelände passiert, wenn die letzten Teile des Palastes verschwunden sind, ist unklar (Siehe auch "Palast"). Ob dort zumindest Teile des ehemaligen Stadtschlosses wieder errichtet werden? "Ehrlich gesagt, hier an der Baustelle scheint das keinen groß zu interessieren", sagt Wendt. Nach Feierabend trinke man ab und an ein Bier mit Zuschauern. Friedfertig - die Zeiten des heftigen Wortwechsel sind vorbei.