NPD-Funktionär Kai-Uwe Trinkaus NPD-Funktionär Kai-Uwe Trinkaus: Ex-V-Mann soll Stasi-Offiziersschüler gewesen sein

Erfurt - Der ehemalige NPD-Funktionär und V-Mann Kai-Uwe Trinkaus soll einem NVA-Dokument zufolge in den 80er Jahren Offiziersschüler der Stasi gewesen sein. Das Bundesarchiv habe den Trinkaus-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtages darüber informiert, bestätigte am Mittwoch die Vorsitzende des Trinkaus-Untersuchungsausschusses, Evelin Groß, Berichte von MDR Thüringen und „Freies Wort“. Trinkaus habe im Ausschuss eine Zusammenarbeit mit der Stasi bestritten, sagte Groß. Er soll Parteien und Vereine mit Rechtsextremen unterwandert haben und war nach Angaben des Verfassungsschutzes von 2006 bis 2007 als V-Mann aktiv.
Erneute Vernehmung
Groß (CDU) setzt nun zunächst auf eine erneute Vernehmung von Trinkaus zu diesem Punkt. Außerdem müsse geprüft werden, ob der Thüringer Verfassungsschutz vor der Zusammenarbeit eine mögliche Stasi-Mitarbeit so gründlich geprüft habe, wie es „wünschenswert“ gewesen wäre. Nach MDR-Informationen hatte das Amt eine Stasi-Verbindung „nie verfolgt“.
Vorgeschrieben sei diese Prüfung, aber möglicherweise habe der Verfassungsschutz damals keinen Hinweis gehabt, sagte Groß. Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen habe bei einer Anfrage des Ausschusses keine Angaben zu Trinkaus beisteuern können. Erst das aktuelle Schreiben des in Freiburg angesiedelten Militärarchivs des Bundesarchivs lieferte demnach diese Information.
Keinen Hinweis auf Zusammenarbeit
Demnach begann Trinkaus das Studium 1984 und schloss es im August 1988 ab. Bekannt war bisher schon, dass er an einer NVA-Hochschule in Sachsen studiert hatte. Nach Angaben von Groß arbeitete er danach in der Erfurter Stadtverwaltung und verließ sie nach der Wende während der Stasi-Überprüfung. Auch bei der Stadt habe es keinen Hinweis auf eine Zusammenarbeit mit der Stasi gegeben.
Nach Ansicht von Groß hätte Trinkaus bei einer erwiesenen Stasi-Mitarbeit nicht als V-Mann eingesetzt werden dürfen. Bereits Ende März hatte sie zu den Erkenntnissen des Ausschusses gesagt: „Unsere Befragungen, unser Aktenstudium, unsere Recherchen lassen keinen Zweifel daran, dass Trinkaus vom Verfassungsschutz niemals als V-Mann hätte angeworben und geführt werden dürfen.“ Trinkaus hatte sich selber als Informant angeboten.
Linke-Fraktionschef Bodo Ramelow sprach von „brandgefährlichen Machenschaften“ des Verfassungsschutzes. Das Landesamt müsse aufgelöst werden. „So wie hier agiert wird, ist es einfach nur antidemokratisch.“ Als „merkwürdig“ bezeichnete er es, dass die Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen mehrfach mitgeteilt habe, es gebe keine Hinweise auf Trinkaus.
Der Ausschuss hatte sich unter anderem mit dem Versuch der rechten Szene befasst, in die Linke-Fraktion einen Rechtsextremisten als Praktikanten einzuschleusen. Zudem ging es um eine Unterwanderung des Bundes der Vertriebenen sowie um die Gründung eines Sportvereins aus dem Umfeld von Trinkaus heraus. Trinkaus hatte zeitweise den Erfurter Kreisverband der NPD geführt. Der Ausschuss will bis zur Sommerpause seinen Abschlussbericht vorlegen.
(dpa)