Neues Projekt Neues Projekt: Börde fürchtet sich vor der Mibrag
Egeln/MZ. - Der Saal der Gaststätte "Warte" in dem kleinen Ortes Hakeborn bei Egeln war am Donnerstagmorgen schon gut gefüllt. Mit grimmigen Gesichtern kamen die Landwirte der Region auf Einladung der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft Mibrag. Das Unternehmen stellte seine Zukunftspläne für die Egelner Südmulde vor: Ab Mitte nächsten Jahres soll es Probebohrungen auf den örtlichen Feldern geben. Sind die Erkundungen erfolgreich, könnte ab dem Jahr 2030 eines der größten deutschen Tagebaugebiete hier entstehen.
Angesichts dieser Nachrichten war die Stimmung der Bauern nach zwei Stunden Unterredung hinter verschlossenen Türen auf dem Gefrierpunkt. "Wir haben hier die besten Böden der Republik mit einer sehr erfolgreichen Landwirtschaft", sagte Landwirt Ingbert Schulz aus Groß Börnecke. Die Arbeit von Jahrzehnten stehe auf dem Spiel. Auch der lange Zeitraum des Projektes kann die Bauern nicht beruhigen. "Nicht nur die Mibrag auch unsere Investitionen auf dem Hof werden für Jahrzehnte geplant", meinte Landwirt Joachim Michelmann. Was die Landwirte vor allem in Rage versetzte, war ihr Eindruck, alles sei schon beschlossene Sache.
Dem widersprach Mibrag Geschäftsführer Heiner Krieg vehement. "Wir werden zunächst 160 Probebohrungen durchführen, eine Entscheidung solle frühestens 2010 fallen." Rund eine Milliarde Tonnen Braunkohle werden in der Region vermutet. Dies wäre mehr als doppelt so viel, wie im Mibrag-Tagebau Vereinigtes Schleenhain im Südraum von Leipzig. Dort gehen die Vorräte wohl 2040 zu Ende. Die Förderung bei Magdeburg könnte daran anschließen. Krieg warb dementsprechend intensiv: Durch den Tagebau würden direkt rund 1 000 Arbeitsplätze in der industriearmen Region entstehen. Zudem rechne sich das Projekt nur mit dem Bau eines großen Kraftwerkes - möglicher Standort wäre Stendal. Zwar räumte Krieg erhebliche Bodenverluste für die Landwirtschaft ein, doch das Abbaugebiet würde danach zu einer Seenlandschaft rekultiviert. Krieg rechnet nicht mit Beifall, machte jedoch deutlich, dass die künftige Versorgung mit billigen Strom so mit gesichert werden könnte.
Wie erfolgsversprechend dieses Projekt erscheint, machte Armin Forker, Präsident des Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt deutlich: "Das Kohlevorkommen in der Egelner Mulde ist hochwertig." Schon seit den 20er Jahren wurde allerdings unterirdisch bei Egeln Braunkohle abgebaut. Erst Ende der 60er Jahre wurde die Förderung der Kohle wegen des hohen Salzgehaltes eingestellt. Diese Probleme seien heute technisch lösbar. Einer der letzten Bergleute war der heute 79-jährige Franz Rohde aus Hakeborn, der im Schacht Caesar gearbeitet hat. "Wir hatten eigentlich mit der Braunkohle abgeschlossen", so Rohde. Zwar sei er von dem Tagebau nicht mehr betroffen, doch sieht er die stark von Abwanderung und Überalterung betroffene Region weiter ausbluten. Da die Ausmaße des Tagebaus derzeit noch offen sind, kann die Mibrag derzeit auch keine Aussagen über eine mögliche Umsiedlung von Ortschaften geben. Die die lokale Politik gibt sich daher sehr reserviert. Die Landrätin von Aschersleben-Staßfurt, Heike Bremer (CDU), und der SPD-Landtagsabgeordnete Manfred Püchel sagten, die Begeisterung für die Pläne halte sich bei ihnen in Grenzen.
Der Präsident des Landesamtes für Geologie warnt jedoch vor Panik: "Falls sich die Mibrag für den Abbau entscheide, gibt es ab 2010 ein langjähriges Planfeststellungsverfahren, welches viele Hürden besitzt", so Forker. Hier habe die Bevölkerung weit reichende Einflussmöglichkeiten. Zudem müssten erst umfangreiche Umweltgutachten zeigen, ob aufgrund der problematischen Grundwassersituation der Tagebau technisch möglich ist.