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Naturschutz Naturschutz: Den Spatzen im Land fehlen die Misthaufen

11.01.2004, 18:38
Ein erfrischendes Bad nimmt ein Spatz (Haussperling) in einer Pfütze. Der Haussperling war Vogel des Jahres 2002. Die Naturschützer wollten damit darauf aufmerksam machen, dass selbst ein «Allerwelts-Vogel» wie der Spatz bedroht ist. (Foto: dpa)
Ein erfrischendes Bad nimmt ein Spatz (Haussperling) in einer Pfütze. Der Haussperling war Vogel des Jahres 2002. Die Naturschützer wollten damit darauf aufmerksam machen, dass selbst ein «Allerwelts-Vogel» wie der Spatz bedroht ist. (Foto: dpa) ZB

Halle/dpa. - In der Rangfolge der häufigsten Vogelarten ist der Spatz seit 1999in Sachsen-Anhalt von Platz fünf auf Platz acht abgerutscht.«Allerdings besteht die Gefahr, dass er schon bald auf Platz 20steht», erklärte der Vogelkundler. «Der Sperling hat sich von derMassenart zur Problemart entwickelt.» Das entspreche dem bundesweitenTrend. In Deutschland gibt es nach neuesten Erhebungen sechsMillionen Sperlinge, etwa 20 Prozent weniger als noch vor fünfJahren.

In den Städten schrumpfe der Bestand hauptsächlich durch dieGebäudesanierungen. Der Spatz brütet an allen Bauwerken. Dieser Trendhält in den alten Bundesländern schon seit langem an. «Wer durchwestdeutsche Großstädte fährt, wird kaum noch Spatzen beobachten»,meinte der Ornithologe.

«In Halle und dem umliegenden Saalkreis gibt es derzeit nichteinmal mehr 20 000 Brutpaare. Vor fünf Jahren waren es noch 35 000und Anfang der 80er Jahre noch etwa 50 000 brütendeHaussperlingspaare», sagte der Experte.

Noch in den 60er und 70er Jahren war der Spatz einer derverbreitetsten Vögel. «Allein in einer halleschen Straße habe ichdamals in einem Weinstock eine Spatzenkolonie von 30 Paaren gezählt.Das war keine Seltenheit», erklärte der Vogelkundler. Heutzutagebrüten die Tiere meist als Einzelpaare oder in kleinenBrutgemeinschaften von drei bis fünf Paaren.

Dem Körner fressenden Vogel wurde nach der Wende auch oft dieNahrungsgrundlage entzogen. Ein Grund dafür ist der Wegfall vonprivater Geflügelhaltung. Und der Vogelkundler nennt noch einenanderen Grund: «Wo früher Misthaufen standen, gibt es heuteBlumenbeete.»