MZ-Radpartie MZ-Radpartie: Morgens radeln - abends feiern
HALLE/MZ. - Das Mädchen, Muriel Schmidtke aus Petersberg (Saalekreis), sah die Sache ebenso gelassen. Die Kleine gehörte zwar zu den Jüngsten, die mit dem eigenen Rad unterwegs gewesen sind, aber sie kam nicht unvorbereitet. Mit Oma und Opa Hans hatte Muriel nämlich trainiert. Zwei Mal von Halle, wo die Großeltern wohnen, bis Merseburg und wieder zurück. "Und alles ohne Gangschaltung", zollte Karin Theil Respekt. "Nicht mehr lange" verriet sie, "zum Geburtstag im September gibt es ein neues Fahrrad."
Apropos Geburtstag, ihren 47. feierte am Sonntag Karin Mittelstädt aus Halle. Und zwar mit Freunden zunächst im Feld der Familienroute. "Wir nehmen die kurze Strecke, schließlich wollen wir heute noch feiern", scherzte vor dem Start Ute Schröter. Mit "wir" meinte sie auch Steffi Friedrich, Gerd und Christine Amende und den Ehemann der Jubilarin, Egbert Mittelstädt.
Die Gruppe, man kennt sich von der Arbeit oder aus der Gymnasitik-Abteilung von Blau-Weiß Dölau, hatte es maßgeblich Ute Schröter zu verdanken, dass in diesem Jahr vor der Feier der Schweiß stand. Sie war nämlich bei der ersten MZ-Radpartie noch allein dabei, zur zweiten sind es schon drei Leute gewesen. Ihre Werbung hat dann weitere Früchte getragen. "Wir haben uns voriges Jahr ausgemacht, dass wir die dritte Radpartie alle mit fahren. Es hat doch keiner geahnt, dass der Termin auf meinen Geburtstag fällt", erklärte Karin Mittelstädt.
Während die sportliche Geburtstagsrunde eine kleine Flasche Sekt köpfte und auf die Gesundheit der nunmehr 47-Jährigen anstieß, schien auch Petrus Gefallen am Gewimmel auf der Peißnitzinsel in Halle gefunden zu haben. Er dreht die Schleusen zu. Und kurz danach merkten die Organisatoren, was es heißt, rund 3 500 Radler auf die Strecke zu schicken. Schon der Start der 60 Kilometer langen Fitnesstour mit schätzungsweise 1 500 Teilnehmern zog sich etwa 20 Minuten hin. In einer schier endlosen Kolonne rollten die Räder über die Startlinie. Aber auch unterwegs stellte der Teilnehmerrekord die Helfer vor neue Herausforderungen: mehr Sicherheitsposten an der Strecke, mehr mitradelnde Begleiter, mehr Polizei an gefährlichen Kreuzungen. "Als es hieß, es kommen 800 bis 900 Radfahrer, habe ich mir gedacht: abwarten", sagte Reinhard Huhn. Gestern rollten letztlich doppelt so viele vor seine Sportlergaststätte in Salzmünde. Kein Problem, meinte er, er habe ja mal die halleschen Fußballer gastronomisch betreut und kenne sich deshalb mit solchen Größenordnungen aus.
Das Sportgelände in der Saalekreisgemeinde ist der Pausenort auf der 25-Kilometer-Route gewesen. Hier stärkte sich auch die Familie Wachs aus Kockwitz (Saalekreis). Annett und Thomas Wachs sowie ihre Kinder Alexander (8), Peter (14) und Patrick (18) sind alte Radpartie-Hasen. In diesem Jahr hatten sie sich für die kurze Tour entschieden, weil es am Sonntag noch mehr zu feiern gab - nämlich am Abend den Abi-Ball von Patrick.
Zur gleichen Zeit tobte in Mößlitz bei Zörbig (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) zwar nicht der Bär, aber der Pirat. Die Theatergruppe "Jack in the Box" spielt im Ambiente des historischen Gutshofes "Herr der sieben Meere". Und während die Laien die Piratengeschichte erzählten, stärkten sich die Radfahrer hier am Kilometer 38. Renate (60) und Ulrich (66) Gärtner aus Halle ließen sich mit ihrem Aufbruch ein bisschen Zeit, um möglichst viel von dem lustigen Stück mitzubekommen. "Das ist ja alles toll organisiert", freute sich das sportliche Paar. Nein, vor den verbleibenden 22 Kilometern hätten sie keine Angst. "Wir sind die Strecke schon mal gefahren", sagte Renate Gärtner. "Nur ein bisschen anders, über Teicha." Etwa eine Stunde später, im Ziel nämlich, blieben beide bei ihrem Urteil: "Es war schön."
Es gab noch jemanden, der seinen Geburtstag auf der Festwiese verbracht hat: Steffen Matz, Marketingleiter der Volksbank Halle. Zum Glück hatten die Banker ebenso wie die MZ ihr Glücksrad mit. Denn diese beiden Stände sind der Renner auf der gesamten Festwiese gewesen. Die Schlangen nahmen einfach kein Ende.