MZ-Radpartie 2013 MZ-Radpartie 2013: Generationen radeln gegen den Wind

Halle/MZ - Franz Jung hatte die Radpartie schon fast abgeschrieben. „Ich dachte, sie fällt wegen des Hochwassers aus“, sagt der junge Mann. Als dann der Brief von der MZ kam, in dem stand, dass sie stattfindet, allerdings an anderer Stelle, ist ihm nach eigenen Worten ein Stein vom Herzen gefallen. Ein Jahr ohne Radpartie? Das gehe gar nicht, meint der Hallenser, der am Sonntag zum fünften Mal dabei war. „Von mir aus könnte zweimal im Jahr Radpartie sein.“ So, wie er am Pausenort Seeburg zwischen zwei Bissen in seine Bratwurst von den ersten gut 40 Kilometern des Tages schwärmt, glaubt man ihm seine Begeisterung. An der Freude konnte auch der teilweise recht starke Gegenwind nichts ändern, der den Fahrern auf den beiden langen Strecken Richtung Westen ziemlich zu schaffen machte. Schließlich lautet eine alte Radfahr-Regel: Der Wind kommt immer von vorn.
Die rund 4 800 Teilnehmer der siebten MZ-Radpartie gehen dieses Jahr wegen der Hochwasserfolgen auf der Peißnitzinsel in Halle vom Sportgelände der SG Buna Halle-Neustadt auf Tour. Hier steigt am Nachmittag auch das Familienfest. Dass der Umzug innerhalb weniger Tage gestemmt worden ist, merkt man der Veranstaltung nicht an. Und die Leser danken es. Nach der Zielankunft breiten sie ihre Decken aus, machen Picknick, genießen das Bühnenprogramm. Sämtliche Kinderangebote erleben einen nicht enden wollenden Ansturm, allen voran die Hüpfburgen.
Mitleid mit der Mutter
Apropos Kinder, André Heer aus Kleinleinungen (Kyffhäuserkreis) hat seine Mutter zur 66-Kilometer-Tour überredet. Nach gut der Hälfte der Strecke ist der Neunjährige noch richtig fit. Mutter Anita hingegen sehnt das Ziel herbei. „Er hat unterwegs immer mal auf mich gewartet“, sagt sie.
Bei Otto Menz (72) und seinen Enkelinnen Christin Möser und Claudia Schmidt aus Gröbern (Anhalt-Bitterfeld) sind die Rollen vertauscht. „Opa fährt vorneweg“, sagt die 23-jährige Christin.
Vollgas am Berg
Warten muss unterwegs auch Heidi Zeug - und zwar auf ihre Gruppe. Etwa ein Dutzend Mitglieder des Seniorenkreativvereins Halle sind mit der 73-Jährigen auf der 66-Kilometer-Strecke. Während Heidi Zeug schon in Seeburg am Wasser sitzt und sich die kalten Füße warm rubbelt, strampeln ihre Mitstreiter noch irgendwo zwischen Lüttchendorf und Aseleben. „Ich kann am Berg nicht langsam fahren“, sagt die einstige Handballerin von Halloren Halle. „Ich muss mich doch mal richtig auspowern.“ Nein, sagt sie, der Gegenwind auf den ersten Kilometern habe ihr nicht genug zugesetzt. Dem Wind verdankt sie aber die kalten Füße.
Ein Stück weiter sitzt ein weiteres Dutzend zusammen. Die Familien Lichtenfeld, Sawallisch nebst Alexander Fritz sind erfahrene Radpartie-Teilnehmer. Doreen Schultz nicht, sie ist zum ersten Mal dabei, „um mit Freunden diese Hürde zu meistern“, wie sie sagt. Nach 40 Kilometern in den Beinen ist ihr Plan für den Rest des Tages klar umrissen: irgendwie ankommen, nach Hause und die müden Knochen in die Badewanne legen.
Deutlich entspannter radeln Inge Kollasser und ihr Mann Klaus-Dieter. Das Ehepaar aus der Saalekreisgemeinde Angersdorf fährt regelmäßig Rad. „Eigentlich immer alleine, weil solche Massenveranstaltungen nichts für uns sind“, erklärt die Teilnehmerin mit der Startnummer 888. Im vergangenen Jahr hatten sich beide dann doch mal auf die MZ-Radpartie eingelassen, fanden sie toll und gingen deshalb am Sonntag zum zweiten Mal an den Start. Wie auch die vierköpfige Familie Schmidt aus Halle. Wobei Mutter Kathleen und Tochter Marie der Veranstaltung zu noch mehr Farbe verhelfen. Die Lenkerkörbe an ihren Rädern sind mit Blumenkränzen geschmückt. Das haben sie in Holland so gesehen, für schön befunden und nach Halle importiert. Selbst die stärkste Windböe konnte am Sonntag die Blumenkränze nicht ruinieren.
