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Mordfall Mitja Mordfall Mitja: Heiße Spur in Leipzigs Norden

26.02.2007, 07:59
Blumen, Plüschtiere und Bilder sind am Montag (26.02.2007) in Lützschena vor dem Haus des getöteten Mitja abgelegt worden. (Foto: dpa)
Blumen, Plüschtiere und Bilder sind am Montag (26.02.2007) in Lützschena vor dem Haus des getöteten Mitja abgelegt worden. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Nach neuen Hinweisen war die Suche nach demverdächtigen Uwe K. am Montag massiv ausgeweitet worden. NachAngaben der Polizei konzentrierte sich die Suche auf Grund von Tippsaus der Bevölkerung auf ein Waldstück nördlich von Leipzig. Mehr als200 Beamte durchsuchten ein Wäldchen und eine Gartenanlage im VorortLindenthal. Dabei kamen erneut Fährtenhunde und ein Hubschrauber zumEinsatz. Der wegen Mordes gesuchte 43-Jährige soll den Jungen amvergangenen Donnerstag sexuell missbraucht und erstickt haben. DieLeiche war am Samstag in dessen Laube nahe Leipzig gefunden worden.

Seit Veröffentlichung eines Fahndungsfotos von K. gingen beider Polizei mehr als 50 Hinweise zum Aufenthaltsort ein. Daraufhinwar die Suche vom Wohnort des mutmaßlichen Täters und Fundort derLeiche in Schkeuditz in das benachbarte Lindenthal verlagert worden.«Die Spürhunde haben eine Fährte aufgenommen, der wir nun folgen»,sagte ein Polizeisprecher. Ein Zeuge wollte gesehen haben, wie derGesuchte in dem Gebiet zu Fuß unterwegs war. Der Tatverdächtige warbereits 1998 wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden.

Unterdessen wird Mitjas Familie laut Polizei an einem geheimen Ortpsychologisch betreut. Es gebe tägliche Gespräche mit einem speziellfür solche Fälle geschulten Psychologen, der der Familie jederzeitzur Seite stehe, sagte eine Sprecherin. «Die Eltern bemühen sich, dendrei noch bei ihnen im Haushalt lebenden Kindern einen so normalenAlltag wie eben möglich zu bieten.» Auch die Schulkameraden wurdenvon Seelsorgern und Polizeipsychologen betreut. Sie ermutigten dieverängstigten Eltern, ihre Kinder über mögliche Gefahren aufzuklären.

Der Hallenser Rechtspsychologe Steffen Dauer wies darauf hin, dassSexualstraftäter beim Ausleben ihrer Neigungen die Zutraulichkeit vonKindern gezielt ausnutzen. «Der Täter nimmt sich bewusst ein Kind,das beim ersten Kontakt positiv reagiert», sagte der Vorsitzende derSektion Rechtspsychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnenund Psychologen in einem dpa-Gespräch. Dies sei bereits der ersteMissbrauch an einem Kind. «Der Missbrauch des Körpers ist dann derzweite Schritt.» Der Täter nutze die kindliche Neugier und Offenheitin der Entwicklungsphase. «Ein Kind von neun Jahren denkt nichtdaran, dass ihm ein Mensch etwas Böses tun könnte.»

Es sei eine völlig falsche Reaktion, aus Angst vor Verbrechenseine Kinder einzuschließen. Es sei wichtig, Kindern Freiheiteneinzuräumen und ihnen Vertrauen entgegenzubringen, sagte Dauer. «Beisexuellem Missbrauch gibt es nur einen Schuldigen: den Täter.»

Nach Auffassung des Wiesbadener Kriminalpsychologen Rudolf Eggsind pädophile Neigungen nicht heilbar. «Die Zuneigung zu Kindern isteine dauerhafte sexuelle Störung. Diese gibt sich nicht von selbstund lässt sich auch nicht mit einer Therapie beseitigen», sagte derChef der Kriminologischen Zentralstelle. «Durch eine Behandlungkönnen wir die Abweichung höchstens unter Kontrolle bekommen.» EinErsttäter bringe in der Regel kein Kind um. «Ein Verbrechen wie imFall des neunjährigen Mitja ist das Delikt eines Rückfälligen.» Erkritisierte Forderungen von Politikern, Täter lebenslangwegzusperren, als Populismus. Die Zahl der Sexualstraftaten seirückläufig. «Durch die Präsenz in den Medien entsteht aber einanderes Bild», erklärte Egg.

Der Mord an Mitja hat bei Anwohnern große Betroffenheitausgelöst. Viele zündeten am Elternhaus und am Fundort der LeicheKerzen an und legten Plüschtiere und Briefe ab. Mitschüler des Jungenlegten Blumen an seinem Platz nieder. Eltern brachten ihre Kinderselbst zur Schule. Viele hatten Tränen in den Augen.

Ein Hundeführer der Polizei sucht mit seinem Hund den möglichen Weg des Opfers in Schkeuditz bei Leipzig. (Foto: dpa)
Ein Hundeführer der Polizei sucht mit seinem Hund den möglichen Weg des Opfers in Schkeuditz bei Leipzig. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild
Ein Teddybär und ein Zettel liegen am Sonntag vor dem Haus der Eltern des neunjährigen Mitja in Leipzig. (Foto: dpa)
Ein Teddybär und ein Zettel liegen am Sonntag vor dem Haus der Eltern des neunjährigen Mitja in Leipzig. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild