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Millionenraub von Magdeburg Millionenraub von Magdeburg: Fette Beute auf Tauchstation

Von Jan Wätzold 02.03.2005, 18:08

Magdeburg/MZ. - Die Enttäuschung ist dem Türsteher vom Hasselbachplatz von den hängenden Mundwinkeln abzulesen. Seit dem 19. Dezember vergangenen Jahres hatte der 31-Jährige immer wieder mit Freunden gewettet: "Das waren Profis, keine von hier - ich tippe auf Russen oder Jugoslawen." Jetzt ist der Magdeburger froh, dass es bei der Wette wenigstens nicht um Geld gegangen war.

An jenem Sonntag kurz vor Weihnachten hatten fünf Maskierte am Rande der Landeshauptstadt die Zentrale der Sicherheitsfirma GWS überfallen. Als Tage später durchsickerte, dass die Räuber mehr als eine Million Euro aus dem Tresor des für etliche Supermärkte zuständigen Unternehmens geräumt hatten, war man sich nicht nur in Magdeburgs Halbwelt einig gewesen: "Das ist das Ding des Jahres."

Bei der Kripo, die in dem Fall von Beginn an fieberhaft ermittelte, ließ die Höhe der Beute und die Masche der Täter indes sofort böse Erinnerungen aufkommen: An jene spektakulären Raubüberfälle, bei denen im November 1999 auf einer Landstraße bei Zeitz 3,2 Millionen D-Mark und im März 2003 bei Dolle (Ohrekreis) rund drei Millionen Euro erbeutet worden waren. Dass in beiden Fällen nie auch nur ein Verdächtiger überführt werden konnte, gilt unter Sachsen-Anhalts Polizisten bis heute als Alptraum.

Doch es muss sich bereits früh abgezeichnet haben, dass der nach den geraubten Geldtaschen "Safebag" benannten Ermittlungsgruppe der Magdeburger Kripo mehr Glück beschieden sein könnte als den erfolglosen Kollegen. Obgleich bereits nach der Auslobung einer Belohnung von 100 000 Euro und der Erörterung des Falls in der MDR-Sendung "Kripo live" etliche brauchbare Hinweise eingingen, schwiegen die Beamten beharrlich zum Fortschritt der Ermittlungen. Eine Taktik, die sich auszahlen sollte: Während im Hintergrund eifrig Beweise gesammelt wurden, wähnten sich die Verdächtigen bis zuletzt in Sicherheit.

"Wir konnten alle fünf direkten Tatbeteiligten bereits am Dienstag festnehmen", so Staatsanwalt Uwe Hornburg am Mittwoch gegenüber der MZ. Mehr, als dass gegen die Männer im Alter zwischen 24 und 30 Jahren mittlerweile Haftbefehl erlassen worden sei, wollte der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft aber nicht mitteilen.

Nach Informationen der MZ soll es sich bei den Räubern allerdings sämtlich um Magdeburger handeln, die in der Vergangenheit eher mit kleineren Delikten aufgefallen waren. Für anfängliche Theorien, wonach womöglich Mitarbeiter der Sicherheitsfirma bei dem perfekt inszenierten Coup die Hände im Spiel gehabt haben könnten, gibt es nach Überzeugung der Kripo keine Indizien. Der Raub soll von den fünf nun Festgenommenen selbst bis ins Detail geplant und ausgeführt worden sein. Dass es noch weitere indirekt Beteiligte gibt, wird nicht ausgeschlossen.

Ein Rätsel gibt den Ermittlern bislang noch der Verbleib der Beute auf, die sich auf rund 1,3 Millionen Euro beläuft. Bis jetzt soll es nur eine Spur geben, wo das Geldes eventuell abgeblieben sein könnte. Bei den Verdächtigen selber beißen die Kripo-Leute bislang auf Granit. Noch hat keiner der fünf Magdeburger ein Geständnis abgelegt. Die Polizei ist dennoch sicher, die Richtigen gegriffen zu haben. "Der Rest ist nur noch eine Frage der Zeit", glaubt ein Ermittler.