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Mifa in Sangerhausen Mifa in Sangerhausen: 750.000 Euro für die Feldhamster

Von Karl-Heinz Klarnrr 18.12.2015, 18:58
Der Feldhamster ist eine geschützte Art.
Der Feldhamster ist eine geschützte Art. dpa Lizenz

Sangerhausen - Der geplante Umzug der Sangerhäuser Fahrradschmiede Mifa-Bike kommt dem Steuerzahler offenbar teuer zu stehen. Allein 750.000 Euro werden benötigt, um die sogenannten artenschutzrechtlichen Belange der streng geschützten Feldhamster am neuen Produktionsstandort „Wasserschluft“ umzusetzen. Das bestätigte Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) der MZ. Die Finanzierung soll über Fördermittel des Landes und Steuereinnahmen erfolgen.

Während die geschützten Hamster auf dem Areal am Autobahndreieck Südharz ihren Winterschlaf halten, haben OB Poschmann und Co. zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Sachsen-Anhalt (BUND) Pläne geschmiedet, wie die Nager in Einklang mit dem millionenschweren Bauvorhaben zu bringen sind. „Wir haben ein ganzes Bündel von Maßnahmen geschnürt“, sagt der Oberbürgermeister. Demnach soll unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Zoologischen Garten in Halle ein Zuchtstation für die possierlichen Tiere entstehen. Für deren Auswilderung stellt die Stadt Flächen in einer Größe von 30 Hektar zur Verfügung. Hinzu komme eine „ökologische Baubegleitung“ bei Mifa-Bike und eine Umsiedlung der Tiere.

BUND: "Meilenstein zum Feldhamsterschutz"

Was für den Steuerzahler zu einem finanziellen Kraftakt gerät, ist für BUND-Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf „ein Meilenstein zum Feldhamsterschutz. Wollen Investor, Stadt und Landkreis zeitnah ihr Bauvorhaben realisieren, werden sie Schutzmaßnahmen akzeptieren müssen, die in Deutschland ihres gleichen suchen“, sagt er mit Blick auf eine notwendige Ausnahmegenehmigung. Diese hohe Qualität des Schutzes der Hamster zu erreichen, sei erklärtes Ziel des BUND Sachsen-Anhalt, ergänzt Landesvorsitzender Ralf Meyer.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen für den Neubau des traditionsreichen Fahrradbauers auf Hochtouren. Am Montag soll der Stadtrat in Sangerhausen den Bebauungsplan für das zehn Hektar große Gebiet in der Nachbarschaft der Autobahnen A 71 Sangerhausen-Schweinfurt und A 38 Leipzig-Göttingen beschließen. Bereits im Januar könnten dann die ersten Arbeiten starten. 17 Millionen Euro sollen in die neuen Produktionsanlagen und Immobilien investiert werden, hatte Mifa-Bike-Eigentümer Heinrich von Nathusius angekündigt.

Den Umzugsplänen war ein umfangreiche Analyse des Unternehmens vorausgegangen. Demnach erwies sich der bisherige Standort in der Innenstadt als nicht zukunftsfähig. Von Nathusius hatte Anfang des Jahres die Mifa vom Insolvenzverwalter übernommen. Seine Ankündigung, ein neues Werk auf der grünen Wiese bauen zu wollen, löste einen Werbeboom um die Ansiedlung der Firma aus. Angebote gab es unter anderem aus dem benachbarten Thüringen. Von Nathusius hatte jedoch immer betont, Sangerhausen als Standort zu bevorzugen.

Die Mifa hatte im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet. Kurz vorher hatte der Landkreis Mansfeld-Südharz noch für rund 5,7 Millionen Euro die Grundstücke, auf denen sich die Firma befindet, gekauft. Über einen Gewerbemietvertrag sollte das Geld komplett an den Landkreis zurückfließen. Das steht nun in den Sternen. (mz)