Mauerbau vor 50 Jahren Mauerbau vor 50 Jahren: «Für die Mauer gibt es keine Rechtfertigung»

Magdeburg/Hötensleben/dpa. - Mit einer Kranzniederlegung amGrenzdenkmal Hötensleben hat Sachsen-Anhalt dem Bau der BerlinerMauer vor 50 Jahren gedacht. Zudem waren am Samstag an öffentlichenGebäuden die Fahnen auf halbmast gesetzt.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte am Grenzdenkmal inHötensleben, ohne Mauer und Grenzregime hätte die DDR keine 40 Jahreüberlebt. Die Menschen bräuchten nicht ein bisschen, sondern volleFreiheit, wirkliche Mitspracherechte und politische Teilhabe.
Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU) mahnte, Freiheit sei nichtselbstverständlich und müsse verteidigt werden. Gemeinsam mitHaseloff und Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), der auchVorsitzender des Stiftungsrates der Gedenkstätten Sachsen-Anhalt ist,legten sie Kränze nieder.
«Die innerdeutsche Grenze war eine Grenze des Hasses und derAbschottung. Sie hat Leben vernichtet und Lebensentwürfe zerstört»,erklärte Haseloff. «Grenzzäune und Mauern können keine Lösungen sein.Sie sind vielmehr immer Teil des Problems.» Das DDR-Regime dürfenicht verharmlost werden, und es dürfe keine Schlussstrich-Mentalitätgeben.
Zu dem Gedenken an der einstigen innerdeutschen Grenze waren auchetwa 200 Bürger gekommen. Viele Menschen würden den Schießbefehlheute immer noch leugnen, sagte der 72 Jahre alte Manfred Rauer ausCalvörde bei Haldensleben, der nach eigenen Angaben 1963/1964 alsGrenzsoldat eingesetzt wurde. «Ich habe mir den Schießbefehl, denMordbefehl, jeden Morgen vor Dienstantritt anhören müssen», erzählteer. «Ich bin extra hierher gefahren, damit das in Erinnerung bleibt.»
Haseloff bezog auf Nachfrage auch Stellung zu den Äußerungen derLinkspartei-Chefin Gesine Lötzsch, wonach die Mauer eine logischeFolge des Zweiten Weltkriegs gewesen sei. «Für die Mauer gibt eskeine Rechtfertigung», sagte Haseloff der Nachrichtenagentur dpa. Eshabe durchaus auch die Möglichkeit zur Demokratie gegeben, wie man esim Westen erlebt habe.
An der Grenze waren mehrere hundert Menschen gestorben, allein ander Berliner Mauer 136. In Hötensleben sind in einem Abschnitt auchheute noch die Grenzanlagen zu sehen. Dazu gehören Sichtmauern,Sperren für Fahrzeuge, der Todesstreifen oder auch Wachtürme, die alsMahnmal erhalten worden sind.