Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Ein Bierchen nach dem Mord?
HALLE/MZ. - Jetzt will er sein Schweigenbrechen: Im Prozess um den Doppelmord vonMansfeld kündigte Verteidiger Stephan Bonellan, dass es am dritten Prozesstag Mitte Septembereine Erklärung von S. geben wird. Am Donnerstag verhinderte Bonell mit einem Antrag zunächst,dass ein Schweizer Ermittler zum früherenGeständnis des 38-Jährigen befragt wird.
Gabor S., der am 29. Juni 2008 im MansfelderOrtsteil Leimbach eine 76-jährige Rentnerinund einen 64-jährigen Bereitschaftsarzt ermordethaben soll, war zwei Tage später in der Schweizverhaftet worden. Dort hatte er die Tat vonMansfeld eingeräumt. Bonell aber zweifeltdie Verwertbarkeit des Geständnisses an, weiler selbst bei der Vernehmung nicht dabei war.Die Befragung des Schweizer Polizisten bliebam Donnerstag dementsprechend kurz, auf Detailsam Rande beschränkt. Ob er später zu dem Geständnisaussagen wird, hat das Gericht noch nichtentschieden.
Ausführlich befragt wurde am Donnerstag die frühereLebensgefährtin des mutmaßlichen Mörders.Nach eigenen Angaben hatte sie eine zwölfjährigeBeziehung mit Gabor S. - acht Jahre davonhatte er wegen der Vergewaltigung eines Callgirlsin Haft gesessen. Nach seiner Haftentlassung2004 trennte er sich von der heute 40-Jährigen.Im April 2008 zog er wieder bei ihr ein. "Ichhatte zu keiner Zeit Angst vor ihm", sagtedie Mansfelderin. Über Straftaten von S.,die Vergewaltigung fiel bereits in die Zeitder Beziehung, sei nie geredet worden. Inzwischenist die Frau in psychologischer Behandlung."Ich muss lernen, mit der schrecklichen Wahrheitzu leben", sagte sie.
An die Tatnacht konnte sich die Frau gut erinnern.S. habe gegen 17Uhr die Wohnung verlassen,während sie mit Migräne im Bett lag. "GegenMitternacht kam er zurück. Er hat mich nochgefragt, wie es mir geht." Ungewöhnlichesan seinem Verhalten sei ihr nicht aufgefallen.Er habe noch ein Bier getrunken und sich dannschlafen gelegt. "Am nächsten Morgen stander angezogen neben dem Bett und sagte: Ichmach mich jetzt los."
Eine weitere Zeugin sagte, S. und seine Ex-Freundinseien nicht gut auf den ermordeten Arzt zusprechen gewesen. Sie redete sogar von Hass.Als Grund vermutete sie, der Mediziner habedie Ursache für häufige Kopfschmerzen derFrau in ihrer Beziehung gesehen. Die Anklagegeht davon aus, dass S. nach dem Mord an derRentnerin bewusst den Arzt anlockte, um inden Besitz von dessen Auto zu gelangen unddamit in die Schweiz zu fliehen. So habe ereiner erneuten Haft entgehen wollen. Dazuwar er im April 2008 verurteilt, zunächstaber auf freien Fuß gesetzt worden.
