Magdeburg Magdeburg: Neue Jobs für Quelle-Mitarbeiter
Magdeburg/ddp. - «Wir feiern heute noch ein bisschen und dann ist dieSache erledigt», sagt etwa ein junger Mann, während er mit einigenseiner Noch-Kollegen mit Sekt anstößt. In Trauben haben er und dieanderen Beschäftigten sich vor ihrem einstigen Arbeitsplatzversammelt. Man umarmt sich, schießt Fotos voneinander, nurgelegentlich kullert eine Träne. «Der Zusammenhalt unter den Leutenwar in den letzten Wochen richtig gut und solidarisch. Da wollen wirauch den Abschied gemeinsam feiern», fasst eine Frau die allgemeineLage zusammen.
Selbst die ehemaligen Chefs feiern mit. «Warum sollen wir da nichtmitmachen? Wir gehen schließlich den gleichen Weg wie alle anderen»,sagt der ehemalige Standortleiter Winfried Koch über die Tatsache,dass auch dem Führungspersonal zumindest vorübergehend dieArbeitslosigkeit droht.
Soviel Kollegialität honorieren die Beschäftigten. «Die haben unsbei der Suche nach neuen Jobs nicht behindert. Ganz im Gegenteil, wirwurden richtig unterstützt», sagt ein anderer Mann. Er meint damitvor allem die Informationen über potenzielle neue Arbeitgeber, dievon der Geschäftsleitung an die Belegschaft weitergeleitet wordensind. «Sobald jemand kam und sich vorstellte, haben wir das allesofort erfahren. Und da wurde auch nicht auf die Uhr geguckt», so derMagdeburger.
Vor zwei Wochen sah die Welt für die 520 Mitarbeiter dagegen nochganz anders aus. Während die Call-Center von Quelle in Emden undCottbus Anfang November ihre Übernahme durch einen süddeutschenDienstleister und damit ihre Rettung feiern durften, traf die Kundevon fehlenden Investoren die Belegschaften in Magdeburg und Berlinhart. Insgesamt 1100 Mitarbeitern wurde die Kunde von dergescheiterten Rettung und der Verlust ihrer Arbeitsplätze mitgeteilt.
«Ich war wie erschlagen. Wenige Tage zuvor hatte ich noch einenFestvertrag in den Händen gehalten. Und dann kam urplötzlich das»,sagt die Magdeburgerin Birgitt Schilf über ihre erste Reaktion.Wenige Wochen später hat die 47-Jährige aber bereits neue Hoffnunggeschöpft. «Ich habe drei Bewerbungen rausgeschickt. Mal sehen, wasdaraus wird», sagt Schilf optimistisch. Bei den von ihrangeschriebenen Firmen handelt es sich ausnahmslos um Call-Center,die sich in den letzten Wochen bei den Quelle-Mitarbeiternvorgestellt haben. Schilf wäre eine Anstellung bei einem in Magdeburgansässigen Telefondienstleister, der im Auftrag des ADAC tätig ist,am liebsten. «Das wäre vielleicht mit einem Festvertrag verbunden.Und der ADAC ist einfach ein seriöses Unternehmen», sagt Schilf.
Allerdings müsste sie für die Anstellung noch einen Sprachkurs inEnglisch absolvieren. «Die Fremdsprache ist eine Grundvoraussetzung.Mit meinem Schulenglisch komme ich aber nicht weit», sagt Schilf.Dennoch hat sie sich vorsichtshalber «einfach mal beworben.» Und denKurs könne man «ja immer noch machen», sagt Schilf.
Letztlich ist es den meisten am Montag fast schon egal, wo siezukünftig arbeiten werden. «Lediglich bei Zeitarbeitsfirmen würde ichnur ungern anheuern. Ich möchte schließlich wissen, wo mein Platzist», sagt Schilf. Wahrscheinlich ist aber, dass ein Großteil derQuelle-Leute zukünftig im Dienste des einstigen Konkurrenten Otto dieKunden beraten und Bestellungen aufnehmen wird. Denn wie bereits imFalle der über tausend Quelleshop-Betreiber in Deutschland hat Ottoauch den Call-Center-Mitarbeitern ein Angebot zur Übernahme gemacht.