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Lenin-Statuen aus Sachsen-Anhalt Lenin-Statuen aus Sachsen-Anhalt: Die Akte ist nicht geschlossen

Von antonie städter 10.09.2015, 17:05
Der Eisleber Lenin empfängt die Besucher des Museums.
Der Eisleber Lenin empfängt die Besucher des Museums. WOLFGANG CONRAD/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Eine der bekanntesten Lenin-Statuen aus Sachsen-Anhalt befindet sich heute an prominentem Platz: Die 3,20 Meter hohe und 2,9 Tonnen schwere Bronze-Statue aus Eisleben steht seit vielen Jahren als Dauerleihgabe im Deutschen Historischen Museum in Berlin - und zwar im Eingangsbereich zur Dauerausstellung im dortigen Zeughaus. Die Bekanntheit dieses Lenin-Denkmals ist auch ein Ergebnis seiner besonderen Geschichte. Ging doch zu DDR-Zeiten folgende Legende um, die sich später als Propaganda erwies: Arbeiter und Antifaschisten sollen das Denkmal in der Nazi-Zeit vor dem Einschmelzen gerettet und 1945 in Eisleben zur Begrüßung der Roten Armee aufgestellt haben. Jedes Schulkind dort kannte früher diese Geschichte.

Doch der MZ-Fotograf Andreas Stedtler fand vor rund zehn Jahren nach umfangreicher Recherche in Archiven und bei Gesprächen mit Zeitzeugen heraus: Die von dem russischen Bildhauer Matwej Maniser geschaffene Bronze-Statue, die als Kriegsbeute in die Region gekommen war, entging eher aus Zufall dem Schmelzofen - weil sie zu groß war und nur mit enormem Aufwand zu zerkleinern gewesen wäre. Stedtler hat seine Erkenntnisse in dem Buch „Die Akte Lenin“ aufgeschrieben.

In Halle sind auch heute noch Zeugnisse des Lenin-Gedenkens zu sehen. Im Pestalozzi-Park der Stadt befindet sich eine Plastik von 1970, die aus Anlass des 100. Geburtstags des Revolutionsführers angefertigt wurde - wie viele andere der Denkmäler. Zu jenen gehört auch eine große Wandmalerei des Künstlers Erich Enge mit dem Titel „Lenins Worte werden wahr“, die in Halle-Neustadt betrachtet werden kann. Nicht öffentlich zugänglich lagert im Depot des Stadtmuseums zudem eine Lenin-Maske aus Bronze des Künstlers Will Halle. Eingelagert ist auch eine Büste, die bis Ende der 90er Jahre in Halle-Neustadt ausgestellt gewesen ist. Es handelt sich bei den Denkmälern zwar um Propagandakunst der DDR, aber sie werden von der Stadt als zeithistorische Dokumente erhalten und bewahrt.

So oder so ähnlich wird es auch andernorts oft gehandhabt. Mitten auf dem Marktplatz von Gröbzig (Anhalt-Bitterfeld) stand bis nach der Wende ein Lenin-Denkmal, wie der Vorsitzende des Heimatvereins im Ort, Otto Kappes, erzählt. „Doch nachdem die Büste mit Farbe beschmiert worden war, entschied der Stadtrat damals nach einiger Überlegung, stattdessen einen Kreisverkehr auf dem Markt einzurichten und in die Mitte eine Linde zu pflanzen.“ Der Baum gedeihe prächtig. Und der Lenin steht in einem Lager der Stadt. In Weißenfels war es ähnlich: Nach zwei Farbanschlägen kam die Lenin-Büste dort Anfang der 90er Jahre in einen Lagerraum im Museum im Schloss Neu-Augustusburg, wo sie noch heute aufbewahrt wird.

Die Geschichte eines anderen Lenin-Denkmals ging derweil ganz woanders weiter: Die aus Merseburg stammende, neun Meter hohe Statue des Sowjetführers, nach der Wende vom Sockel geholt, wurde in die Niederlande gebracht. Ein niederländischer Investor hatte das Denkmal 1997 gekauft. (mz)

1990 wurde in Eisleben Lenin von seinem Sockel im Stadtzentrum gehoben.
1990 wurde in Eisleben Lenin von seinem Sockel im Stadtzentrum gehoben.
MZ/Archiv Lizenz