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Wohnen wie Honecker Wohnen wie Honecker: DDR-Gästehaus in Leipzig soll saniert werden

28.04.2016, 04:24
Das ehemalige Gästehaus am Park in Leipzig. Das 1969 errichtete Gästehaus des Ministerrats der DDR in Leipzig soll saniert und zu Wohnraum umgebaut werden.
Das ehemalige Gästehaus am Park in Leipzig. Das 1969 errichtete Gästehaus des Ministerrats der DDR in Leipzig soll saniert und zu Wohnraum umgebaut werden. dpa-Zentralbild

Leipzig - Nach mehr als 20 Jahren Leerstand soll das ehemalige Gästehaus der DDR-Staatsführung in Leipzig saniert und zu Wohnraum umgebaut werden. Das ruinöse, aber denkmalgeschützte Gebäude sei von einem Leipziger Immobilienunternehmen an den Bauträger EBV verkauft worden, sagte Makler Stefan Naether am Mittwoch in Leipzig. Zuvor hatte die „Leipziger Volkszeitung“ darüber berichtet. Der neue Eigentümer beginne jetzt mit den Planungen. Wenn alles gut laufe, könnte im Sommer 2017 Baubeginn sein, sagte Naether.

Charakteristische DDR-Moderne

Das Haus - vom Denkmalschutz als erhaltenswerte charakteristische DDR-Moderne eingestuft - beherbergte früher DDR-Größen wie Erich Honecker und Willi Stoph. Nachdem es 1995 von der Treuhand verkauft wurde, stand das Gebäude leer und verfiel.

Der bisherige Eigentümer hatte den Plattenbau abreißen wollen. Ein alter Bebauungsplan sah den Neubau eines Hotels auf dem 10 500 Quadratmeter großen Grundstück vor. 2013 wurde der kastenförmige Bau jedoch unter Denkmalschutz gestellt. Ein Abriss war damit unmöglich. Mit dem Eigentümer-Wechsel sei das sowieso vom Tisch, sagte Naether. „Es bleibt alles erhalten.“

Für die Denkmalschützer ist das Gästehaus des Ministerrates und Politbüros der DDR ein wichtiges Geschichtszeugnis. „Das Gebäude ist in einem extrem schlechten Zustand“, sagte Alberto Schwarz, Referent des Denkmalpflegeamts. Trotzdem lohne sich der Erhalt.

Wichtiger Repräsentationsbau in der DDR

„Charakteristische Bauten der DDR-Moderne gibt es in Leipzig nur noch sehr wenige“, sagte Architekturkritiker Arnold Bartetzky. Wichtiger als der architekturhistorische Wert ist seiner Meinung nach die Geschichte des Hauses. Für die DDR war es ein wichtiger Repräsentationsbau, mit dem man international Anschluss suchte. Ausländische Staatsgäste empfing man unter anderem hier.

Viele Anekdoten kursieren über das Gästehaus. Der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß soll hier Anfang der Achtziger mit Honecker und dem DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski über einen Milliardenkredit verhandelt haben. Das Geld sollte die DDR vor der Staatspleite retten. Ob die Gespräche tatsächlich in einem abhörsicheren Bunker unter dem Hotel stattfanden, ist bis heute nicht geklärt. Sicher ist aber, dass Strauß eine eigens für ihn eingerichtete Suite bekam, in bayerischem Blau-Weiß. (dpa)