Fakten zum Prozess Leipzig: Unister-Manager ab Mittwoch vor Gericht - Prozess hat begonnen:

Leipzig - Am Landgericht Leipzig hat am Mittwoch der Prozess gegen drei frühere Manager des inzwischen insolventen Internet-Unternehmens Unister begonnen. Den Angeklagten wird Computerbetrug, Steuerhinterziehung und unerlaubtes Betreiben von Reiserücktrittsversicherungen vorgeworfen. Die Männer nahmen am Mittwoch in Begleitung von jeweils zwei Anwälten auf der Anklagebank platz.
Wer ist angeklagt?
Daniel Kirchhof (39. Ehemaliger Unister-Finanzchef), Thomas Gudel (51, Ex-Finanzchef bei Travel24) und Holger Friedrich (59, Leiter Flugbereich der Unister-Gruppe).
Wie lauten die Vorwürfe?
Den Männern wird unter anderem Steuerhinterziehung und Computerbetrug vorgeworfen. Mehr als 87.000 Kunden der Unister-Flugportale wie fluege.de soll nach Auffassung der Generalstaatsanwaltschaft Dresden Preisvorteile bei der Buchung vorenthalten worden sein. Dadurch sei ein Gesamtschaden von mehr als 7,6 Millionen Euro entstanden.
Wieso dauerte es vier Jahre von der Razzia bis zum Prozessbeginn?
Die Ermittler mussten sich durch Berge von Unterlagen und Daten wühlen. Nach einer ersten Anklageerhebung im Dezember 2013 kamen die Richter bei einer Prüfung jedoch zu dem Schluss, dass diese nur teilweise zulässig ist. In der Zwischenzeit hatte die Generalstaatsanwaltschaft eine zweite Anklage erhoben. Erneut mussten die Richter prüfen. Beide Anklagen wurden zusammengezogen. Schließlich mussten noch Termine für Verhandlungstage gefunden werden.
Wie lange soll verhandelt werde?
Geplant sind zunächst 18 Verhandlungstage. Ob die Zeit ausreicht hängt auch davon ab, ob und wie detailliert sich zu den Vorwürfen geäußert wird. Am Mittwoch soll zunächst nur Anklage verlesen werden. Diese allein umfasst etwa 100 Seiten. Weitere Verhandlungstage sind bis Mitte Juni angesetzt. Noch im Februar sollen Zeugen gehört werden, die das Prinzip Unister erklären sollen. Dies betrifft bisher elf Mitarbeiter der 2. und 3. Führungsebene. Es wird mit weiteren Zeugenanhörungen gerechnet.
Welche Rolle spielt der tödlich verunglückte Unister-Gründer Thomas Wagner?
Irrtümlicherweise wurde der verstorbene Unister-Gründer Thomas Wagner vom Landgericht vor kurzem noch auf Anklageliste geführt. Aus Versehen, hieß es. Prozessbeobachter vermuten, dass die Verteidiger versuchen werden, die mögliche Schuld allein auf Wagner abzuwälzen. Die Richter müssen also prüfen und klären, in welchem Umfang strafbare Handlungen stattgefunden haben. Diese müssen dann auch jedem Angeklagten nachgewiesen werden.
Welche Strafen drohen bei einer Verurteilung?
Der gesetzliche Rahmen sieht mögliche Höchststrafe von 15 Jahren Haft für Kirchhof und Friedrich vor. Laut Justiz-Insidern können aber auch Freisprüche nicht ausgeschlossen werden. (mz)