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Leipzig Leipzig: Verkehrsprobleme am ersten Tag im City-Tunnel

Von Christian Döring 16.12.2013, 13:18
Der fahrplanmäßige unterirdische S-Bahn-Betrieb und die Umstellung des gesamten S-Bahn-Netzes der Region begann am Sonntagmorgen um 00.03 Uhr.
Der fahrplanmäßige unterirdische S-Bahn-Betrieb und die Umstellung des gesamten S-Bahn-Netzes der Region begann am Sonntagmorgen um 00.03 Uhr. dpa Lizenz

Leipzig/Halle (Saale)/MZ - Der City-Tunnel in Leipzig scheint sich am ersten Tag als Flaschenhals für die S-Bahn Mitteldeutschland zu erweisen: Berufspendler zwischen Halle und Leipzig haben seit den frühen Morgenstunden teils mit erheblichen Verspätungen zu kämpfen. Vereinzelt werden Haltepunkte ausgelassen. Bei der S-Bahn Linie 5X um 8.20 Uhr, fiel der Zug sogar ganz aus. Hunderte unzufriedene Fahrgäste mussten deshalb die langsamere Nachfolgeverbindung um 8.35 Uhr nutzen, die dadurch deutlich überfüllt war.

Jörg Bönisch, Sprecher der Deutschen Bahn für den Bereich Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, sprach indes von einem stabilen Start in den Berufsverkehr. "Ein einzelner Zugausfall oder eine Verspätung ist auch zuvor schon vorgekommen. Es ist auch unser Anspruch, dass das Projekt City-Tunnel zum Erfolg wird." Noch am Morgen sprach er gegenüber der MZ davon, dass die Bahn "verhalten optimistisch" sei, dass es sonst zu keinen größeren Verspätungen kommen würde.

Offenbar keine realistische Einschätzung: Bis weit nach Montagmittag gab es noch Verspätungen von bis zu 40 Minuten. Laut der Fahrplanauskunft (INSA) des Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt setzen sich die Verspätungen auch am späteren Nachmittag fort.

Aufgabenträger verweisen zurück auf die Bahn als Betreiber

Als Aufgabenträger bedauern der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) und der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (NASA) die Verspätungen und Ausfälle. "Bei einem Fahrplanwechsel können Probleme leider nie ganz ausgeschlossen werden. Noch dazu wenn es um ein so komplexes Projekt geht, das sich erst einspielen muss", gab NASA-Pressesprecher Wolfram Ball auch im Namen des ZVNL an.

Zu den Ursachen könne allerdings nur die Deutsche Bahn als Betreiber eine Auskunft geben. Ball weiter: "Wir werden die Betriebsqualität beobachten, nach angemessener Frist mit dem Verkehrsunternehmen auswerten und gegebenenfalls Verbesserungsmöglichkeiten suchen."

Sehr enge Taktung der Züge auf nur einem Gleis

Grund für Verspätungen könnte die sehr enge Taktung der Züge sein, die auch Bahnsprecher Bönisch bestätigte. Vor der Eröffnung des City-Tunnels fuhren Regionalexpress und S-Bahn zwischen Halle und Leipzig noch auf auf zwei verschiedenen Gleisen ein. Seit der Umstellung von Sonntag steht hier nur noch ein Gleis für beide Verbindungen und weitere Linien zur Verfügung. Zudem waren die eingesetzten "Talent2"-Züge stets sehr voll. Besonders für Fahrradfahrer stellt dies ein Problem dar.

S1 Leipzig Miltitzer Allee/Leipzig Messe–Stötteritz–Wurzen–Oschatz–Riesa
Die Linie S1 fährt im 30-Minutentakt von der Station Miltitzer Allee im Leipziger Stadtteil Grünau durch den City-Tunnel nach Wurzen und vereinzelt weiter bis Riesa. Durch zusätzliche halbstündliche Fahrten ab Leipzig Messe wird zwischen Leipzig Hbf (tief) und Stötteritz ein 10/20-Minutentakt eingerichtet. Nach Fertigstellung der ICE-Neubaustrecke in Richtung Nürnberg kann der geplante 15-Minutentakt auch zwischen Leipzig Hbf (tief) und der Miltitzer Allee realisiert werden.
Die S1 bindet den Stadtteil Leipzig-Grünau wieder an das Schienennetz an und ersetzt die Linien:
- MRB 11 (Leipzig–Wurzen–Oschatz)
- S11 (Leipzig–Oschatz)

S2 Bitterfeld–Delitzsch–Connewitz–Markkleeberg-Gaschwitz
Die Linie S2 verkehrt stündlich zwischen Delitzsch und Connewitz. Montags bis freitags wird die Verbindung bis nach Bitterfeld und Markkleeberg-Gaschwitz ausgeweitet. Durch die direkte Verbindung durch den City-Tunnel verkürzt sich die Reisezeit um circa 15 Minuten.
Die S2 ersetzt die Linien:
- MRB 54 (Leipzig–Delitzsch–Bitterfeld)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz (–Altenburg–Glauchau/Zwickau)).

S3 Halle (Saale) Hbf–Stötteritz
Die Linie S3 fährt im 30-Minutentakt von Halle (Saale) Hbf über Schkeuditz durch den City-Tunnel nach Leipzig-Stötteritz. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in Halle (Saale) Hbf wird die Verbindung bis Halle-Nietleben verlängert. Die Reisezeitersparnis beträgt rund 10 Minuten.
Die S3 ersetzt die Linie S10 (Halle (Saale)–Schkeuditz–Leipzig).

S4 Geithain–Borna–Leipzig-Thekla–Eilenburg–Torgau–Hoyerswerda
Die Linie S4 fährt im Streckenabschnitt Borna–Eilenburg im 30-Minutentakt. Auf den restlichen Abschnitten liegen die Abfahrtszeiten weiter auseinander. Mit der RE 10 (Leipzig–Cottbus) ergibt sich von Falkenberg in Richtung Leipzig ein 1-Stundentakt, ab Torgau in der Hauptverkehrszeit ein 30-Minutentakt.
Die S4 ersetzt die Linien:
- RE 11 (Leipzig–Falkenberg–Hoyerswerda)
- MRB 2/70 (Leipzig–Borna¬–Geithain).

S5 Leipzig/Halle Flughafen–Altenburg–Zwickau Hbf und
S5X Halle (Saale) Hbf–Zwickau Hbf
Die Linie S5 verkehrt stündlich zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg – von dort aus zweistündlich weiter bis Zwickau Hbf. Ergänzt wird sie durch die Linie S5X, die in Halle (Saale) Hbf im Stundentakt startet und aufgrund ihres Express-Charakters zugunsten einer beschleunigten Fahrzeit nicht an allen Stationen hält. Durch die Überlagerung der beiden Linien verkehren die Züge zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg alle 30 Minuten. Die Reisezeitersparnis auf diesem Abschnitt beträgt eine halbe Stunde.
Die S5 und S5X ersetzen die Linien:
- RE 5 (Leipzig–Leipzig/Halle Flughafen–Halle (Saale))
- RE 8 (Leipzig–Zwickau)
- RE 16 (Leipzig–Werdau)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz–Altenburg–Glauchau/Zwickau)

S7 Halle-Trotha–Halle-Nietleben
Die reguläre Linie S7 in Halle (Saale) ergänzt die sechs neuen S-Bahn Linien. Sie gewährleistet die Anbindung vom Hauptbahnhof in Halle (Saale) nach Nietleben und Trotha. Nach dem Umbau des halleschen Hauptbahnhofes wird die ursprünglich geplante direkte Linienführung der S3 von/nach Halle-Nietlieben möglich. Neben den silber-grünen Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland werden auf dieser Linie auch modernisierte Doppelstockwagen eingesetzt.

Befragt zu eventuellen Rabatten für Verspätungen oder Ausfälle, verwies Bönisch gegenüber der MZ auf die Fahrgastrechte, von denen betroffene Pendler Gebrauch machen sollen.

Größere Probleme habe es laut Informationen der Bahn schon am Sonntagnachmittag gegeben. Wegen des Passagieransturms habe das Ein- und Aussteigen an den Stationen länger gedauert als im Fahrplan vorgesehen. Es sei zu Rückstaus und Verspätungen gekommen.

Ein MZ-Leser unter dem Pseudonym "Zugfahrer 2.0" sprach nach Sonntag beispielsweise davon, dass alle S-Bahnen Verspätung gehabt hätten und überfüllt gewesen seien. In dem Kommentar auf mz-web.de heißt es weiter "Die S-Bahn nach Halle setzte ihre Passagiere ohne Vorankündigung in Schkeuditz aus und fuhr nach Leipzig zurück. Die Passagiere hätten sich dort aus einem Zug mit zwei Wagen in eine überfüllte nachfolgende S-Bahn zwängen müssen. Die Hälfte sei dabei noch nicht mal mitgekommen.

Die Kosten für das Bauwerk sind von ursprünglich geplanten 572 Millionen Euro auf 960 Millionen Euro angeschwollen.
Die Kosten für das Bauwerk sind von ursprünglich geplanten 572 Millionen Euro auf 960 Millionen Euro angeschwollen.
dpa Lizenz
Eine S-Bahn vom Typ Talent 2 fährt am 14.12.2013 nach der Einweihung durch den City-Tunnel in Leipzig (Sachsen).
Eine S-Bahn vom Typ Talent 2 fährt am 14.12.2013 nach der Einweihung durch den City-Tunnel in Leipzig (Sachsen).
dpa Lizenz