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Landwirtschaft Landwirtschaft: Preise für Kartoffeln im Keller

Von Steffen Höhne 28.11.2014, 20:07
Die Rekordernte bringt Bauern Einnahmeverluste von 70 Prozent.
Die Rekordernte bringt Bauern Einnahmeverluste von 70 Prozent. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Für die Landwirte ist es ein Tiefschlag, Verbraucher dürfen sich dagegen freuen: Die Kartoffelpreise sind regelrecht eingebrochen. Nach Angaben der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) erhalten die Bauern derzeit durchschnittlich nur sieben bis acht Euro pro 100 Kilogramm, wenn sie ihre Kartoffeln an den Großhandel verkaufen. Hiesige Landwirte sprechen dagegen von nur vier Euro pro 100 Kilogramm. Vor einem Jahr sind es noch 20 bis 23 Euro gewesen.

Das entspricht einem Preisverfall von knapp 70 Prozent. Der wirkt sich - wenn auch nicht in gleicher Höhe - auf die Preise im Supermarkt aus. Dort kostet laut AMI-Marktanalyst Christoph Hambloch das Kilo Kartoffeln durchschnittlich 63 Cent, vor einem Jahr waren es noch 85 bis 90 Cent.

Auf und ab für Bauern

Die Kartoffelbauern erleben ein Auf und Ab. Noch im Sommer 2013 waren die Notierungen so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, nun ist der Preis so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Der Grund: „Während die Ernte 2013 wegen Trockenheit mager ausfiel, hatten wir in diesem Jahr aufgrund optimaler Wetterbedingungen eine Rekordernte“, sagt Hambloch. Mit 11,6 Millionen Tonnen wurden rund 800.000 Tonnen Knollen mehr aus dem Boden geholt als im Vorjahr. Gute Ernten gab es auch in Frankreich und Belgien Die Knollen werden regional verkauft, internationaler Handel spielt nur bei Frühkartoffeln eine Rolle.

Ernte wird zum Minusgeschäft

In Sachsen-Anhalt werden auf etwa 13.000 Hektar Kartoffeln angebaut, dies entspricht etwa fünf Prozent der deutschen Anbaufläche. Für die Landwirte wird die diesjährige Ernte nach Einschätzung von Martin Umhau, Vorsitzender des Fachausschuss Kartoffel im Deutschen Bauernverband, ein Minusgeschäft. Kostendeckend könne der Anbau nur mit Preisen von zwölf bis 15 Euro je 100 Kilogramm betrieben werden.

Dies trifft etwa die Agrargenossenschaft Hedersleben (Landkreis Harz), die 15 000 Tonnen geerntet hat. Diese werden in einem neu gebauten Kühllager bei vier Grad Celsius in Holzkisten aufbewahrt. Auf bessere Preise kann und will Landwirt Lutz Trautmann nicht warten: „Wir müssen unsere Kartoffeln jetzt nach und nach verkaufen“, sagt er. Zum einen bestünden feste Lieferverpflichtungen, zum anderen glaubt er nicht, dass sich die Notierungen schnell erholen. Man müsse die Situation aushalten.

Beliebtheit der Kartoffel sinkt

Bei den Deutschen verlieren die Erdäpfel ohnehin an Beliebtheit, deswegen sinkt auch die Anbaufläche. Lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in den 60er Jahren noch jährlich bei 140 Kilogramm, so sind es aktuell weniger als 60. Vor allem junge Menschen greifen lieber zu Reis und Nudeln aus der Tüte, da die Zubereitung deutlich schneller und einfacher ist. Daran ändert auch nichts, dass Kartoffeln als veredelte Pommes, Puffer, Knödel, Salat oder Chips ein immer breiteres Sortiment in den Tiefkühlregalen der Supermärkte einnehmen. (mz)