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Wirtschaft in Bad Schmiedeberg Wirtschaft in Bad Schmiedeberg: Colep-Mitarbeiter wollen Tariflohn

Von Paul Damm 20.07.2018, 10:50
Rund 100 Colep-Mitarbeiter fordern Tarifbindung.
Rund 100 Colep-Mitarbeiter fordern Tarifbindung. IGBCE

Bad Schmiedeberg - Bereits von weitem waren die Colep-Mitarbeiter in ihren neongrünen Westen und roten Basecaps zu sehen. In ihren Händen hielten sie Fahnen, Trillerpfeifen waren zu hören - eine etwas andere Mittagspause in dem Bad Schmiedeberger Chemiebetrieb.

Knapp 100 Beschäftigte beteiligten sich am Donnerstagmittag an einer Protestaktion für die Einführung der Tarifbindung. Daraus erhoffe man sich bessere Arbeitsbedingungen und fairere Löhne, sagte die Verhandlungsführerin Sonja Dif von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE).

Sie organisierte diese Protestaktion und zeigte sich zufrieden mit dem Engagement und dem Zusammenhalt der Mitarbeiter: „Es ist für uns ganz wichtig, dass wir jetzt in dieser Situation zusammenstehen und uns stark machen für die nächste Verhandlungsrunde. Es kann nicht sein, dass den Beschäftigten der Colep GmbH nur Mindestlohn gezahlt wird. In vergleichsweise anderen Produktionsstätten bekommen die Arbeiter circa 35 Prozent mehr Gehalt.“

Der Streit um gerechte Löhne ist ein wunder Punkt, der viele Mitarbeitern schmerzt. Bereits seit dem vergangenen Jahr kämpfen viele Angestellte um eine bessere Bezahlung - bislang vergeblich.

Die Beschäftigten können nicht nachvollziehen, aus welchem Grund die Arbeitgeberseite beim Tarifpoker auf Zeit spielt. „Ich arbeite bereits seit 16 Jahren hier“, sagt eine Frau aus Bad Schmiedeberg, „so schlimm wie jetzt war es noch nie.“ Es kämen immer häufiger Leiharbeiter, „die ich dann anlernen muss, obwohl ich dazu nicht einmal ausgebildet bin“.

Zudem erhielten diese „auch noch mehr Gehalt als ich - das kann doch nicht sein!“ So wie ihr ergeht es vielen in der Produktionsabteilung bei Colep. Lange haben die Mitarbeiter geschwiegen, jetzt aber wollen sie ihre Forderungen durchsetzen. In der einflussreichen Chemiegewerkschaft haben sie einen wichtigen Verbündeten gefunden.

Mit einem Megaphon rief Gewerkschafterin Sonja Dif die Arbeiter auf, nicht den Mut zu verlieren und für den Tarifvertrag zu kämpfen. „Tarifbindung heißt Zukunft für die Colep GmbH! Wir verlangen gleiche Löhne für gleiche Arbeit!“, schallte es übers Gelände. Die Menschenmenge klatschte und pfiff laut. Auch Michael Ecke setzt sich für die Tarifbindung ein.

Er war als Tarifkommissionsführer vor Ort und versuchte, genauso wie die anderen Gewerkschaftsmitglieder die Arbeiter zu bestärken, dass dieses Vorhaben gelingt. „Bereits voriges Jahr im März hat sich die Lage zugespitzt. Lehrlinge bekamen auf einmal mehr Geld als die Festangestellten. Deswegen haben wir uns von der Gewerkschaft mit den Mitarbeitern des Betriebs zusammengeschlossen und kämpfen für bessere Löhne und Gleichberechtigung bei der Lohnverteilung.“

Parallelen gibt es zum ehemaligen Colep-Betrieb im nordrhein-westfälischen Zülpich. Auch dort gingen vor vier Jahren die Arbeiter auf die Straße und demonstrierten für eine bessere Bezahlung. Sie hatten es auch geschafft, dass der Tarifvertrag beschlossen wurde - für Bad Schmiedeberg steht das noch aus.

Am 24. Juli soll es die nächsten Tarifverhandlungen geben. Der portugiesische Konzern Colep ist seit 2009 Eigentümer des Unternehmens in Bad Schmiedeberg. Hier werden verschiedene Drogerieprodukte abgefüllt. Colep belieferte bereits Kosmetikfirmen wie Wella, Rexona und Procter&Gamble.

(mz)