Westernreiten in Zörnigall Westernreiten in Zörnigall: Jennifer Birke bei Europameisterschaften

Zörnigall - Sechsmal Gold, einmal Silber und eine Bronzemedaille haben die Zörnigallerin Jennifer Birke und ihr Pferd Picasso bei den Europameisterschaften der Appaloosas vom 17. bis 21. Oktober im tschechischen Zduchovice errungen. In weiteren Prüfungen dieses Wettbewerbs konnte die 28-Jährige drei erste Plätze, einen vierten und einen fünften Rang für sich verbuchen und wurde somit unter mehr als einhundert Startern Allround-Champion dieser Rasse-Europameisterschaft.
„Ich reite, seit ich laufen kann“, erzählt die junge Frau. „Es war zufällig Westernreiten“, bei dem sie als kleines Mädchen von ihren Eltern erstmals in den Sattel gesetzt wurde. „Es hätte genauso Dressur- oder Springreiten werden können“, meint sie. Mit den Jahren des Reitunterrichts verstärkte sich ihre Leidenschaft für die sehr ausdauernden und gutmütigen Westernpferde und für das Westernreiten, das seinen Ursprung in der Arbeit der Cowboys auf den nordamerikanischen Ranches hat.
Die Appaloosas wurden im 18. Jahrhundert von Nez-Percé-Indianern aus Mustangs herausgezüchtet; muskulös und wendig sind sie, ein äußeres Kennzeichen ist ihre getupfte Haut. Der neunjährigen Picasso, mit dem Jennifer Birke seit 2013 an den Start geht, ist aber fast weiß - die Sprenkel verblassen mit dem Alter. Ein bisschen zum Leidwesen der Reiterin: „Man sieht an ihm jedes bisschen Dreck.“
Entsprechend groß ist der Pflegeaufwand bei Turnieren. Vor und in den Pausen zwischen den Auftritten helfen Familie und Freunde beim Putzen des Pferdes. Auch die Reiterin putzt sich heraus mit dem markanten Glitzer-Kostüm. „Das ist das Schöne am Westernreiten, jeder Reiter sieht anders aus“, sagt Jennifer Birke.
In der Vielzahl der Prüfungen hat sie dennoch eine Lieblingsdisziplin: den Trail. Abgeleitet vom Geländeritt absolvieren Pferd und Reiter einen Hindernisparcours, bei dem es in allen Gangarten auf zentimetergenaue Bewegungen des Pferdes vorwärts, rückwärts, seitwärts ankommt. Bewertet werden zudem Aufmerksamkeit und Haltung des Tieres, die Harmonie zwischen Pferd und Reiter. Eine Prüfung dauere maximal fünf Minuten. Das Gelingen hängt aber auch von der Tagesform ab, gesteht die Europameisterin. „Mach dir das Pferd zum Freund“, sei das Trainingsmotto. Sie seien gute Freunde: „Ich spüre immer, wie Picasso drauf ist.“
Vor Picasso hat Jennifer Birke mit Billy J. gearbeitet, der mit 25 Jahren nun sein Rentnerdasein genießt. Ihr drittes Pferd, die dreijährige Quarterhorse-Stute Amacing Ly Blues, bereitet sie langfristig auf Wettbewerbe vor. „Die beiden fühlen sich zurückgesetzt“, erzählt ihre Halterin. „Wenn ich mit Picasso nach mehreren Tagen von Wettbewerben zurückkomme, gucken sie mich erst einmal mit dem Hintern nicht an.“ Zu Hause sind sie auf einem kleinen Pferdehof in der Nähe von Jessen. „Es ist unser Rückzugsort“, sagt die Reiterin, „hier können wir ganz in Ruhe arbeiten“. Sie trainiere die Pferde selbst anhand von Fachliteratur und Videos. „Ich schaue mir bei den Wettbewerben viel ab und spreche auch mit den Preisrichtern über meine eigenen Fehler.“
Zwar ist sie zum wiederholten Mal für die World Championship Appaloosa Show in Nordamerika qualifiziert, doch hat es Jennifer Birke ins Mutterland des Westernreitens bislang noch nicht geschafft. Mit dem eigenen Pferd dorthin zu reisen, wäre für das Tier eine unzumutbare Belastung. Um dort mit einem gestellten Pferd an den Start zu gehen, bräuchte die Reiterin vor Ort Zeit zum Üben. Schon so setze sie ihre gesamte Freizeit, ihren ganzen Urlaub - sie arbeitet als Finanzerin im SKW Piesteritz - für ihre Tiere und das Reiten ein. „Aber es bleibt mein Traum, den ich weiter verfolge.“
(mz)