Wegen Corona Wegen Corona: Am Schloss in Annaburg diesmal kein Adventsflair
Annaburg - Intensiv wurden am Donnerstagabend im Annaburger Ortschaftsrat die Argumente dafür und dagegen abgewogen. Letztlich schlug das Pendel deutlich aus. Einstimmig hat das Gremium entschieden, dass es keinen Weihnachtsmarkt geben wird. Geplant war er für den Nikolaustag, 6. Dezember.
Zu unsicher ist die Corona-Lage derzeit. Die Entwicklung lässt sich nicht vorhersagen und auch nicht, was in der nächsten Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt stehen wird, die für Mitte November in Aussicht gestellt ist, wird in der Beratung ins Feld geführt. Dann noch das Ruder der Organisation herumzureißen, könnte sehr schwierig werden.
„Wenn Corona nicht wäre, wäre der Stand der Vorbereitung super“, sagt Enrico Böhme von der Stadtverwaltung. Bei ihm laufen die Fäden der Organisation zusammen. Interessenten, die sich am Markt beteiligen wollen, gäbe es mehr als im vergangenen Jahr. Doch aufgrund der Corona-Regeln müsse mit deutlichen Mehrkosten gerechnet werden. Er sprach von 2.600 Euro etwa.
Das Geld wäre für Spender von Desinfektionsmittel, für ein Chip-System zur Ermittlung der konkreten Besucherzahl, für Masken, für Absperrungen, Abstandskennzeichnungen, zusätzliche Hygienemaßnahmen in den Toiletten und mehr zu veranschlagen. 2.600 Euro sei doch wahrscheinlich die unterste Grenze des Machbaren, meinte Peter Kerz (Freie Wählergemeinschaft). Er vermutete, dass dieser Betrag nicht einmal reichen werde.
Abstand zu Kindern
Doch was für ein Weihnachtsmarkt könnte es werden? Ein Kulturprogramm sei unter den Bedingungen schwer zu organisieren. Der Weihnachtsmann müsste Abstand zu Mädchen und Jungen halten, ihn mit einem Kind auf dem Schoß zu fotografieren, sei unmöglich. Und ob Glühwein ausgeschenkt und Bratwürste gebrutzelt werden können, ist unklar.
Enrico Böhme bedauerte, dass für die Weihnachtsmarktgestaltung vom Landkreis Wittenberg keine Leitlinie vorgegeben werde. Aber ein Hygienekonzept sei zu erstellen.
Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) spricht von einer schweren Entscheidung, die mit Verantwortung zu treffen sei. Am Problematischsten hält er die Kontrolle der Anzahl der Besucher. Wenn jetzt, wie in Nordsachsen aufgrund der deutlich gestiegenen Corona-Zahlen, die Höchstgrenze für Veranstaltungen auf 100 Personen festgelegt werde, wie solle das durchgesetzt werden, fragt er. Sollen dann Besucher vom Vorderschlosshof, der als Veranstaltungsort favorisiert wurde, nach einer Stunde herunter geschickt werden, damit andere ihn betreten können?
Hoher Aufwand
Der organisatorische Aufwand wäre groß, „aber es bleibt nicht viel übrig“, stellt Patrick Schubert (CDU) fest. „Wir müssen heute entscheiden, ja oder nein“, äußert Michael Müller. Wenn etwas passiere, „dann haben wir den Schwarzen Peter“, sagt Jürgen Lehmann (beide Freie Wählergemeinschaft). „Ich bin dafür, dass wir den Weihnachtsmarkt absagen“.
Das sei ein traditioneller Höhepunkt im Ort, auf den sich viele freuen, stellt Ortsbürgermeister Stefan Schmidt (Freie Wählergemeinschaft) fest. Der Markt habe sich gut etabliert, die Vereine engagieren sich dafür, fügt er an. „Es ist toll, wie er in den vergangenen Jahren belebt wurde.“ Die Entscheidung zur Absage sei nicht schön, aber unter den Bedingungen nicht anders zu treffen.
Übrigens, auch in Prettin wurde bereits entschieden, dass in diesem Jahr kein Weihnachtsmarkt stattfinden kann. Klaus-Rüdiger Neubauer erwähnt gegenüber der MZ noch, dass die Weihnachtsmärkte in Annaburg und Prettin mit großer Unterstützung der Stadtverwaltung organisiert werden. Das sei sehr kraftaufwändig. In anderen Ortsteilen kümmern sich Vereine darum. Das würde er sich auch für Annaburg und Prettin wünschen. (mz)