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Ungewöhnlicher Name in Annaburg Ungewöhnlicher Name in Annaburg: Hallo, ich heiße Corona!

Von Aline Gorldt 19.04.2020, 07:11
Shari Corona Misch mit ihrer Hündin Akina.
Shari Corona Misch mit ihrer Hündin Akina. Misch

Annaburg - Die junge Annaburgerin ist 26 Jahre alt, hat zwei Kinder, ist verheiratet und gerne mit ihrem Hund unterwegs. Ihren Zweitnamen kennt kaum jemand. Er erinnert an den Lichtkranz, der bei einer Sonnenfinsternis sichtbar wird, an einen Blumenkranz, eine Biersorte und ... eben auch an das derzeit umgehende Virus. „Ich heiße Shari Corona Misch.“

Sie nimmt es mit Humor, schließlich haben ihr ihre Eltern diesen Namen gegeben, „weil sie ihn einfach schön fanden“. An das Virus war seinerzeit nicht zu denken, erklärt sie. Dass mit ihrem Zweitnamen Späßchen getrieben werden, ist für Shari nichts Neues: „Ich lebe damit, dass ich schon immer auf das Bier bezogen wurde und jetzt halt auf das Virus.“

Andere unterstützen

Wenn sie Freunden und Bekannten von ihrem Zweitnamen erzählt, wird sie aber meist nicht ernst genommen: „Es glaubt einem ja kaum einer. Ich muss dann häufig meinen Personalausweis vorzeigen“, erzählt sie mit einem hörbaren Schmunzeln beim Telefongespräch mit der MZ. Ausgefallene Namen seien in ihrer Familie schon lange üblich. Dass ihr Name nun in diesem Kontext weltweite Berühmtheit erlangt, hätte sie jedoch niemals gedacht. „Ich habe vor einer ganzen Weile mit meiner Mutter noch über den Namen meiner Tante gescherzt. Dann habe ich meinen gegoogelt und naja... nun ist es halt so“, erzählt sie und kann dabei noch gut darüber lachen.

Die Coronakrise selbst nimmt Shari sehr ernst. Und nicht nur das, sie engagiert sich sehr für ihre Mitmenschen. Via Facebook hat sie Windeln, Feuchttücher und Bastelkleber verschenkt. „Wir hatten einfach zu viel übrig.“ Nachdem sie auf ein Internet-Video einer Mutter aufmerksam wurde, die verzweifelt auf der Suche nach Windeln war, sei es ihr ein Bedürfnis gewesen, anderen etwas abzugeben.

Nach ihrem Angebot in der Annaburger Facebookgruppe haben auch andere Mitglieder Dinge verschenkt oder zum Tausch angeboten. „Ich habe selber zuletzt Erdbeerpflanzen gegen Toilettenpapier getauscht“, erklärt die 26-Jährige, die sich freut, mit ihrer Aktion offenbar einen Anreiz für andere gegeben zu haben. Selbstverständlich sei gerade dieser Tausch auch für sie zunächst ungewohnt gewesen. Shari hofft aber, dass von diesem Miteinander auch einiges nach der Krise bleibt, „vor allem das Mitdenken, Rücksicht nehmen, sich mehr Gedanken um andere machen“.

Kürzlich ist Shari Misch im Internet auf ein Tauschangebot aufmerksam geworden: „Jemand wollte Desinfektionsmittel im Tausch gegen Mund-Nasen-Masken abgeben.“ Sofort reagierte sie und bat ihre Nachbarin um Hilfe beim Anfertigen einiger dieser Masken.

Wahlheimat Annaburg

Sobald das Tauschgut bei ihr angekommen ist, möchte sie das Desinfektionsmittel an Pflegeheime oder andere Einrichtungen, die es dringend benötigen, verteilen, erzählt sie und erklärt dabei, wie froh sie über das gute nachbarschaftliche Miteinander in ihrer Umgebung ist. Sie selbst ist mit ihrer Familie erst vor drei Jahren nach Annaburg gezogen und fühlt sich hier sehr wohl. Vor allem die Ruhe und die Natur genießt sie - und eben das Miteinander.

„Beim Helfen lernt man neue Leute kennen und man tut etwas Gutes. Gerade in so einer kleinen Stadt wie Annaburg möchte man ja auch gut in Erinnerung bleiben.“ (mz)