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Traktorenausfahrt von Axien nach Zahna Traktorenausfahrt von Axien nach Zahna: Benzin im Blut

Von Thomas Tominski 20.07.2019, 20:08
Ein Augen- und Ohrenschmaus sind die restaurierten Lanz Bulldogs gewesen, die an der Ausfahrt von Axien nach Zahna teilgenommen haben.
Ein Augen- und Ohrenschmaus sind die restaurierten Lanz Bulldogs gewesen, die an der Ausfahrt von Axien nach Zahna teilgenommen haben. Thomas Tominski

Zahna - Sie sind pünktlich wie die Maurer. Exakt um 11 Uhr fahren Christine und Walter Apitius aus Leipzig mit ihrem Lastkraftwagen H 6 auf die Wiese hinter dem Zahnaer Bauernmuseum und stellen den schmucken Boliden aus dem Hause IFA auf Parkposition eins ab. Was dann folgt, ist nicht zu überhören.

Mehrere Traktoren der Marken Lanz Bulldog oder Hanomag knattern gut aufgereiht dem Treffpunkt entgegen und werden von Liebhabern historischer Technik empfangen. „Den H 6 bin ich schon zu DDR-Zeiten gefahren“, betont Walter Apitius, der mit seiner Frau zu den Stammkunden des Axiener Bulldog und Oldtimertreffen zählt.

„Wir fahren auch zu Treffen nach Polen oder an die Mosel“, ergänzt Christine Apitius und verrät, dass am H 6 meist noch ein Schaustellerwagen hängt, den sie als Wohnmobil nutzen. Timo Kondritz vom Veranstalter Bulldogfreunde Axien ist froh, dass alle 42 Fahrzeuge, die an der zweistündigen Ausfahrt vom Festplatz Axien zum Bauernmuseum Zahna teilgenommen haben, problemlos in der Flämingstadt gelandet sind. Für den Notfall hat er „eine Abschleppstange dabei“. Alte Technik sei oft schwer zu bändigen.

Vier Tage unterwegs

Die weiteste Anreise hat eine fünfköpfige Truppe aus Österreich hinter sich, die mit ihren Traktoren vier Tage bis Axien gebraucht hat. „Wir sind insgesamt 90 Mitglieder bei den Neudörfler Traktorfreunden“, erzählt Helmut Koiner, der das Traditionstreffen ganz dufte findet.

Präsident Klaus Köckenbauer betont, dass es solche Veranstaltungen in Österreich - der Club ist am Rand der Wiener Neustadt zu Hause - nicht gibt und Mitglieder des befreundeten Vereins Schlepperfreunde Philadelphia (bei Storkow) sie auf das Treffen aufmerksam gemacht haben.

„Die Leute sind sehr nett und zuvorkommend“, so der Präsident, der Camping auf dem Festplatz super findet. Heinz Listmeyer und Günter Furcs verraten, dass es am Sonntag nicht wieder zurück ins Nachbarland geht. Die Traktorenfans wollen sich noch Berlin und Dresden anschauen und am 28. Juli nach Österreich abdüsen.

Ganz unter dem Motto: Wir sind 950 Kilometer über die Landstraßen nach Axien gezuckelt, da schaffen wir den Rest auch noch.

Sabine und Ralf Wittke von den befreundeten Schlepperfreunden stehen direkt daneben und erzählen eine ähnlich spannende Geschichte. „Wir haben die Wiener bei einer geführten Traktorentour im Zillertal kennengelernt“, sagt Sabine Wittke und berichtet von den täglichen Ausflügen mit 120 Gleichgesinnten auf dem Oldtimer Eicher EKL.

„Der dortige Hotelier hat sich richtig tolle Routen ausgedacht“, blickt sie zurück. Solche Ausflüge gibt es eben nicht nur für Wanderer. Ehemann Ralf, Präsident des 15-köpfigen Vereins in der Mark, erzählt, dass es für sie und den Hanomag nur die erste Etappe gewesen ist. Insgesamt stehen im Urlaub geplante 687 Kilometer Traktorfahrt auf dem Programm.

Die Ostsee bildet dabei nur eine Zwischenstation. Mit 35 Kilometern pro Stunde durch die Gegend tuckern, sei ein erhebende Gefühl. Auf dem Bock verschwindet jeder Alltagsstress, der Mensch wird entschleunigt. „Beim Stau stehen wir immer vorn“, meint der Vorsitzende scherzhaft und verweist im gleichen Atemzug auf eine Spezialität beim Hanomag. Mit ein paar Handgriffen verschwindet das Verdeck und aus einer Fahrerkabine wird ein „Cabriolet“. „Mit Klimaanlage fahren kann doch jeder“, so Wittke.

Nudeln mit Gulasch

Der Duft aus der Gulaschkanone weht auf die Wiese herüber. Nach der Ansprache von Peter Schulze, Vorsitzender des Fördervereins Bauernmuseum Zahna, bildet sich dort sofort eine lange Schlange. Nudeln mit Gulasch steht auf der Speisekarte. „Ich freue mich, dass keiner auf der Strecke geblieben ist und viele die Chance genutzt haben, die Riemen ihrer Fahrzeuge mal ordentlich zu schleifen“, ruft Schulze in die Menge, der die Parade der Hobby-Traktoristen sehr beeindruckend findet.

Diesen Worten schließt sich Vereinsmitglied Hartmut Wienmeister an, der auf dem Gelände für die Führung von Besuchergruppen zuständig ist. „Wir als Förderverein wollen das Museum pflegen und der Öffentlichkeit ordentlich präsentieren“, sagt er und verweist noch auf eine Besonderheit. Einmal pro Woche treffen sich die Dienstag-Schrauber, die sich den Erhalt der historischen Technik auf die Fahnen geschrieben haben.

Wienmeister findet es prima, dass sich auch die Jugend langsam dafür begeistert. Die Ausfahrt der Bulldog- und Oldtimerfreunde stuft er ebenfalls in die Rubrik Interesse beim Nachwuchs wecken ein. Nach dem Mittagessen plus Besichtigung des Museums geht es zurück nach Axien. Kondritz erwartet dort mehr als 300 Fahrzeuge. (mz)

Geschafft! Auf dem Traktor von Österreich nach Axien.
Geschafft! Auf dem Traktor von Österreich nach Axien.
Tominski
Machen Urlaub auf dem Traktor: Sabine und Ralf Wittke.
Machen Urlaub auf dem Traktor: Sabine und Ralf Wittke.
Tominski
Christine und Walter Apitius sind mit ihrem H 6 angereist.
Christine und Walter Apitius sind mit ihrem H 6 angereist.
Tominski
Auf dem Hof des Zahnaer Bauernmuseums gibt es Mittagessen.
Auf dem Hof des Zahnaer Bauernmuseums gibt es Mittagessen.
Tominski