Stadtrat in Oranienbaum Stadtrat in Oranienbaum: Verwaltung und Filiale?

Oranienbaum - „Der Bürgermeister wird beauftragt, bis zum 1. September 2016 ein aussagefähiges Konzept mit der S-Immobilien GmbH zur Entscheidung vorzulegen.“ Auf diesen einen Satz beschränkt sich der Grundsatzbeschluss, der bei einer Enthaltung von den Oranienbaum-Wörlitzer Stadträten verabschiedet wurde. Das geforderte Konzept bezieht sich auf die einstige Gaststätte „Goldenes Horn“ in Oranienbaum. Und die S-Immobilien GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Sparkasse Wittenberg, soll helfen, aus dem Ex-Lokal einen neuen Verwaltungssitz zu entwickeln.
Federführend vorangetrieben hatte diesen Schritt Oranienbaums Ortsbürgermeister Michael Marks, zugleich Fraktionschef der Freien Wähler im Rat. Er setzte sich in der Vergangenheit vehement für die Prüfung eines Investoren-Modells ein. „Dann bekämen wir das Haus eventuell schon Ende 2017 bezugsfertig. Und nicht erst in drei, vier Jahren“, schätzte er ein. Eine zweite Bürgerbegegnungsstätte zu schaffen, schien ihm unnötig. In der einstigen Merkerschen Tabakfabrik an der Stadtkirche gebe es einen großen Saal, der weitgehend ungenutzt sei.
Das neue Ziel lautet nun, mit Hilfe der Sparkassen-Tochter die Finanzierung des Umbauvorhabens bis zu seinem kompletten Abschluss zu sichern. Dafür hat Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) bis zum festgelegten Stichtag zu recherchieren, ob das Modell, einen Partner ins Boot zu holen, tragfähiger ist als der Versuch, das Projekt allein mit Hilfe von Fördermitteln und Krediten zu verwirklichen.
Michael Marks freute sich über den Rückhalt für seinen Vorstoß. „Er ist aus meiner Sicht der einzige Weg, der Stadt einen Verwaltungssitz zu erschließen. Sonst wüsste ich nicht, wie die Deckungslücke von knapp 900 000 Euro zu schließen wäre“, sagte er.
„Wir suchen nach einem Weg für eine wie auch immer geartete Umsetzung des Vorhabens. Diesbezüglich scheint es ja da zuletzt Probleme gegeben zu haben“, sagte Thomas Arndt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wittenberg. Vorstellbar sei dabei durchaus, dass die S-Immobilien GmbH als Projektträger auftrete. In der Rolle sei die Gesellschaft in der Vergangenheit bereits bei der Erschließung von Baugebieten für den Wohnungsbau erfolgreich aufgetreten.
Eine grundsätzliche Überlegung könnte laut Arndt zum Beispiel sein, zwecks Kostensenkung in das Gebäude eine Sparkassen-Filiale zu integrieren. „Eine Sanierung der bestehenden Filiale an der Brauerstraße ist sowieso geplant. Allerdings ist ja bekannt, dass dort die Parkplatz-Lösung suboptimal ist. Daher machen Überlegungen, ob eine vernünftige Symbiose möglich ist, ihren Sinn“, erklärte er die Hintergründe.
Zugleich betonte Thomas Arndt, dass es sich um „Denkmodelle“ handele. Beispielsweise müsse geprüft werden, ob die Quadratmeterzahl für beide Beteiligte ausreiche. Darüber hinaus unterstrich der Sparkassenvorstand, dass man einem anderen Interessenten, der ins „Goldene Horn“ investieren wolle, auf jeden Fall den Vortritt überlasse. „In den Wettbewerb würden wir nicht gehen. Denn das ist nicht unser Kerngeschäft. Wir sehen aber eine Konstellation, in der wir der Kommune helfen können“, meinte der Oranienbaumer. Ob das Konzept, das eventuell mehrere Varianten beinhalte, am Ende mehrheitsfähig ist, bleibe abzuwarten. „Zunächst wollen wir in Ruhe sondieren, ob wir es überhaupt hinbekommen, dass unterm Strich alles passt. Im Übrigen ist es nicht so“, versicherte Arndt, „dass wir uns die Arbeit an dem Konzept bezahlen lassen.“ Der Stimme enthalten hat sich im Stadtrat CDU-Fraktions-Chefin Karin Tschernich-Weiske. Sie hatte die umfängliche Konzeption erst in der Nacht vor der Sitzung erhalten und aufgrund einer fehlgeleiteten Einladung zuvor auch nicht an einem Treffen der Fraktionschefs mit Bürgermeister und einem Vertreter der S-Immobilien GmbH teilgenommen. Tschernich-Weiske hatte stets dafür plädiert, mit dem vorhandenen Geld zumindest die Gebäudehülle zu sanieren und eine Grundsicherung zu gewährleisten. „Sonst verfällt das Haus mehr und mehr“, so Tschernich-Weiske.
Sie berief sich auf Aussagen des Stadtoberhaupts, dass aktuell 800 000 Euro bei einem Treuhänder deponiert seien. Geld, das 2016 verbaut werden könnte. Weitere 700 000 Euro müssten laut Zimmermann für die folgenden zwei Jahre angespart werden, da die Kostenanerkennung für das Vorhaben von einem Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro ausgehe. (mz)