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Sportstätten während der Corona-Krise Sportstätten während der Corona-Krise: Die Tennisbälle fliegen wieder in Piesteritz

Von Michael Hübner 05.05.2020, 09:25
Darf wieder auf den Platz: Dietmar Freihube
Darf wieder auf den Platz: Dietmar Freihube Thomas Tominski

Piesteritz - Die Entscheidung fällt am Sonntag kurz vor 17 Uhr. Die Stadt Wittenberg erlaubt ab Montag die Nutzung von Sportanlagen im Freien in Kleingruppen unter strengen Auflagen. Es sind insgesamt zehn. „Darüber werden die Vereine, die in der Regel Pächter der Anlagen sind, am Montag informiert“, sagt Wittenbergs Stadtsprecher Marvin Just. Das gelte aber nicht für Wettkämpfe.

Die sind weiter tabu. Auch die Sporthallen und Fitnessstudios bleiben zu. Tennis-, Fußball- und Lauftraining ist damit aber wieder möglich. Allerdings dürfen die Gruppen auch hier nicht größer als fünf Sportler sein. Das ist deutlich mehr, als noch nach der Sportministerkonferenz in der vergangenen Woche zu erwarten war. Nach der Beratung sah es zunächst nur für Tennis und Golf gut aus.

Auf den Neustart vorbereitet

Dietmar Freihube ist erleichtert, sagt aber trotzdem: „Wir machen kein Event daraus“, so der Vorsitzende vom Wittenberger Tennisclub. Seit Montag dürfen die 120 Mitglieder wieder auf den Platz. Die Anlage ist für den Neustart bestens präpariert. „Wir mussten zwar unsere großen Arbeitseinsätze absagen, aber in Kleinstgruppen mit hohem persönlichen Engagement haben wir die Plätze hergerichtet“, berichtet Freihube, der am Montag „nach der Arbeit“ den Schläger sofort wieder in die Hand nehmen will.

Das haben vor dem Chef schon andere getan. „Unsere Mitglieder haben einen Schlüssel und können so selbstständig auf die Anlage“, so Freihube. Die Filzbälle fliegen wieder. So scheint der Alltag Einzug zu halten - am 8. Mai sollen laut Homepage auch die Kinder und Jugendlichen wieder trainieren können.

„Wir müssen strenge Auflagen beachten“, erklärt der Vorsitzende. So bleibe unter anderem die Gastronomie geschlossen. „Doppel-Spiele sind auch nicht erlaubt. Und die Doppel stehen besonders bei den etwas älteren Sportlern hoch im Kurs“, so Freihube. Das Problem könnte hier das Einhalten des Mindestabstands werden. Just hält hier einen Kompromiss für möglich.

Freihube hat sich schon vor der Entscheidung für eine schnellere Öffnung der Sportstätten - „In anderen viel mehr virusbelasteten Bundesländern wird schon Tennis gespielt“ - eingesetzt. Bei einem Leserforum der MZ hat der Vereinschef dazu auch den Ministerpräsidenten Rainer Haseloff angesprochen. Darüber hinaus hat Freihube einen Ausnahmeantrag „zur Nutzung des Ganzjahresplatzes auf Grund der Atypik des Tennissports im Hinblick auf Kontaktfreiheit“ gestellt.

Der Vorstoß wird vom zuständigen Landesverwaltungsamt „aus nicht nachvollziehbaren Gründen abschlägig beschieden“, heißt es auf der Homepage des Tennisclubs. „Die Antwort kam schnell - in zwei Tagen und war fünf Seiten lang“, so Freihube. In dem Schreiben sei aber deutlich geworden, dass der Verfasser nicht über Ortskenntnisse verfügt habe.

„Es wurde auch behauptet, der Ball würde das Virus übertragen“, so der Vorsitzende, der Virologen zitiert, demnach das nicht der Fall sei. „Man muss schon auf den Ball spucken, und der Kontrahent müsste das Spielgerät zeitnah ins Gesicht bekommen“, erläutert Feihube das einzige gefährliche Szenario.

Freihube kann auch nicht verstehen, dass die komplette Anlage geschlossen bleiben musste. An einer Ballwand könne jeder individuell trainieren - genauso wie auf seinem privaten Grundstück oder Garten. Verboten war ja auch das Training mit der Ballmaschine. Und bei einem Spiel - vom Doppel natürlich abgesehen - betrage der Sicherheitsabstand 15 Meter.

Doch die Diskussionen erübrigen sich ja jetzt. Die Tennisspieler dürfen wieder auf den Platz. So etwas wünschen sich auch andere. „Wir werden Angebote schaffen für die Ballsportarten“, kündigt Freihube vor einer Vorstandssitzung an.

Der Trainer vom FC Grün-Weiß Piesteritz würde seine Jungs ein Tennis-Turnier spielen lassen. „Wichtig sind die sozialen Kontakte und dass man sich mal auspowern kann“, so der Coach vom Landesliga-Spitzenreiter. Allerdings bastelt Sascha Prüfer nach der städtischen Entscheidung an den eigenen Trainingsplänen. „Taktische Passübungen, die wir sonst weniger üben, oder Torschusstraining sind vorstellbar. Wir müssen uns aber erst noch die Auflagen genau anschauen“, sagt der Übungsleiter.

Das wird jetzt auch Michael Horn tun. „Die Entscheidung ist schön, aber wir müssen schauen, wie wir das organisieren können“, sagt der Chef der TSG Wittenberg. Es werde nicht einfach. „Wir müssen auch die Gruppen verkleinern“, sagt Horn.

Andere Städte, andere Regeln

Wittenberg ist in Sachen Sport ein Vorreiter. Theoretisch dürfen die Athleten auch in Elster seit Montag wieder auf die Sportplätze. „Wir müssen aber erst noch mit den Vereinen reden, damit die Voraussetzungen geschaffen werden“, sagt Stadtoberhaupt Peter Müller. Insbesondere seien die Hygienevorschriften einzuhalten.

„Auch wir müssen jetzt Hygiene-Konzepte erarbeiten und mit den Vereinen beraten“, sagt Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig, der noch keinen Termin zum Sport im Freien nennen konnte. In Coswig wird ab Dienstag in Klieken das Bogenschießen wieder erlaubt und auch Tischtennis im Freien. „Wir heben die kategorische Sperrung der Sportplätze auf“, kündigt Bürgermeister Axel Clauß an.

Gräfenhainichen will nach Angaben von Bürgermeister Enrico Schilling Sport im Freien mit strengen Auflagen zum 8. Mai erlauben. In Bad Schmiedeberg bleiben die Sportstätten nach Angaben von Stadtoberhaupt Martin Röthel vorerst geschlossen. In Jessen halten Verantwortliche das Öffnen der Tennisplätze in Kürze für möglich. „Es läuft Stück für Stück wieder an“, sagt Stadtoberhaupt Maik Strömer zu den Sportstätten in Oranienbaum. (mz)